
Wie viel Desinfektion muss sein?

Mit der Sauberkeit kann man es auch übertreiben. Das hat Folgen für die Gesundheit .
Die Hygieneexpertin Andrea Krug berichtet: „Bei Ihnen hängt zu Hause neben der Eingangstür doch sicher ein Händedesinfektionsmittelspender, oder?“ Solche oder ähnliche Fragen werden mir als Hygienefachkraft immer wieder gestellt. Die klare Antwort lautet natürlich „nein!“
Der Händehygiene kommt zwar eine herausragende Bedeutung zu, allerdings gilt es im Privathaushalt weitere wichtige Regeln zu beachten. Im Folgenden möchte ich aufzeigen, unter welchen Bedingungen Desinfektionsmaßnahmen im privaten Bereich sinnvoll sind und wann sich diese eher nachteilig auswirken.
Unerwünschte Wirkungen
Desinfektionsmittel sollen messbar die Anzahl von Mikroorganismen verringern, die unerwünschte Wirkungen auf Mensch und Tier haben können. Ferner wird mit ihrer Anwendung das Ziel verfolgt, die Übertragung von Krankheiten zu verhindern. Gleichwohl wird der generelle Einsatz von Desinfektionsmitteln im Privathaushalt nicht empfohlen, auch soweit sie mit einer antimikrobiellen Wirkung beworben werden.
Die Zusätze sind häufig umweltbelastend und können im Einzelfall, insbesondere bei nicht sachgerechter Anwendung, die Entstehung resistenter Keime fördern.
Von den Produkten können gesundheitliche Risiken ausgehen (z.B. Verätzungen im Magen-Darm-Trakt bei versehentlichem Verschlucken).
Allergien werden begünstigt
Das Immunsystem wird durch den ständigen Einsatz solcher Mittel belastet und die Entwicklung von Allergien begünstigt.
Der Kontakt zu Bakterien und Keimen stärkt auf Dauer das Immunsystem. Wer ständig desinfiziert, fordert sein Immunsystem nicht mehr. Folglich kommt es zu erhöhter Infektanfälligkeit.
Der Einsatz von Desinfektionsmittel ist unnötig teuer. Gleichzeitig ist mit deren Anwendung nicht immer ein gesundheitlicher Nutzen verbunden.
Normales Putzen entfernt 90 Prozent der Keime
Beim Putzen mit Wasser und Reiniger werden bereits über 90 Prozent der Oberflächenkeime entfernt. Desinfektionsmittel sollten zu Hause lediglich in Ausnahmefällen benutzt werden, z.B. bei hoch ansteckenden Infektionen eines Familienmitglieds. Außerdem kann der Einsatz von Desinfektionsmitteln angeraten sein, wenn Personen mit hohem Ansteckungsrisiko Kontakt zu einem Erkrankten aus Ihrem Haushalt Kontakt haben.
Dazu zählen Personen, deren Immunsystem z.B. durch eine Krankheit oder aufgrund einer Chemotherapie stark geschwächt ist. In diesen Fällen empfiehlt es sich Rücksprache mit dem behandelnden Arzt zu halten.
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