Sticheleien zum Start des Bienen-Volksbegehrens
Die Initiatoren des Volksbegehrens "Rettet die Bienen!" gehen für ihr Ziel in Friedberg auf die Straße. Landwirte kritisieren die mögliche Gesetzesänderung.
Mit Bienenkostümen und der Trommel-Gruppe Pica-Pau warben am Donnerstag die Initiatoren des Volksbegehrens „Artenvielfalt – Rettet die Bienen!“ zum Auftakt der zweiwöchigen Einschreibungsfrist. Landwirten dagegen sind die Ziele des Volksbegehrens, für das sich bereits am ersten Tag bayernweit tausende Bürger eingetragen haben, ein Dorn im Auge. Und so versammelten sich bereits am Vormittag 40 Bauern am Gewerbepark „Acht 300“ zwischen Dasing und Aichach, um deutlich zu machen: Sie sind gegen die geplanten Gesetzesänderungen – aber nicht gegen den Schutz der Natur.
Dieser könnte aber ihrer Meinung nach auf andere Art und Weise geregelt werden. Den Treffpunkt für ihre Protestaktion hatten sie bewusst gewählt, um auf die Flächenversiegelung durch Wohn- und Gewerbegebiete aufmerksam zu machen. Sie wollten darauf hinweisen, dass es für die Natur viele Probleme gebe. Denn die Bauern fühlen sich von Bürgern zu Unrecht als Hauptschuldige für das Artensterben abgestempelt.
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Das Volksbegehren Artenvielfalt richtet sich nicht gegen die Landwirte. Zu den Unterstützern zählen der Kleinbauernverband AbL und die Bio-Erzeugerverbände; auch wenn es den BBV-Funktionären schwerfällt, das anzuerkennen: Auch Klein- und Biobetriebe gehören zur Landwirtschaft.
Für die Landwirtschaft insgesamt ist das Volksbegehren eine große Chance; Höfesterben und Artensterben sind zwei Seiten derselben Medaille. Bauern und Naturvielfalt leiden unter demselben System mit seinen Zwängen zur immer intensiveren Bewirtschaftung und zur Maximierung der Erträge. Die im Volksbegehren vorgeschlagenen Maßnahmen sind noch nicht der Systemwechsel, können aber eine Initialzündung dafür sein. Ausschlaggebend dafür ist dann, wie die Staatsregierung die neuen gesetzlichen Vorgaben umsetzt.
Außerdem bietet das Volksbegehren den bayerischen Landwirten die Möglichkeit zur Imagekorrektur. Weite Teile der Bevölkerung sehen in den Landwirten nur noch undankbare Subventionsempfänger, die staatliche Zuwendungen dafür einsetzen, die Heimat zu zerstören. Ich bemühe mich immer, wenn ich auf solche Ansichten treffe, sie unter Verweis auf die geschilderten Systemzwänge und die Leistungen der einzelnen Landwirte und ihre Aufgeschlossenheit für den Naturschutz zu korrigieren; aber die öffentliche Gegnerschaft der Bauernverbands-Funktionäre zu nötigen Korrekturen am System nährt die Vorurteile.
Zu dem Vorwurf, die Unterstützer des Volksbegehrens würden die Schuld einseitig bei den Bauern suchen, kann ich nur auf die Arbeit der beteiligten Naturschutzverbände (z.B. www.lbv.de) verweisen: Diese bemühen sich in ihrer Öffentlichkeitsarbeit, die Menschen in Bayern umfassend (d.h. auch zu Gartengestaltung und Einkaufsverhalten) zu informieren; diese Arbeit werden sie bestimmt nicht mit dem Erfolg des Volksbegehrens einstellen. Dass die industrialisierte Landwirtschaft besonders großen Anteil am Artenschwund hat, ist gut belegt (s.u. die Linksammlung). Zudem kann man durch Änderungen des Regelungsrahmens für die Landbewirtschaftung Effekte für eine sehr große Fläche erzielen.
Für die Fakten, die den im Volksbegehren Artenvielfalt angestrebten Regelungen zugrundeliegen, möchte ich nur beispielhaft auf ein paar Veröffentlichungen der letzten Wochen verweisen:
www.faz.net/aktuell/wissen/leben-gene/mehr-als-die-haelfte-der-feldvoegel-in-europa-ist-verschwunden-16004132.html
www.anl.bayern.de/publikationen/anliegen/meldungen/wordpress/pestizide_kleingewaesser/ (Die ANL ist eine Institution des Landes Bayern.)
Sehr differenzierte Diskussion: www.swr.de/swr2/programm/sendungen/swr2-forum/kann-die-landwirtschaft-es-verbrauchern-noch-recht-machen/-/id=660214/did=22987494/nid=660214/g0pclg/index.html