Die Eisenbahn fasziniert viele Menschen und die Geschichte, wie die Region sich dadurch entwickelt hat, steckt voller Überraschungen. Wer weiß schon, dass die Strecke von Augsburg nach München ursprünglich über Friedberg hätte führen sollen? Doch Kaufleute wollten das verhindern und nun geht die Trasse durch Mering und Merching. In diesem Bereich kann man sich auf einem schönen Spaziergang auf die Spuren der Bahn begeben.
Die Eisenbahn von München nach Augsburg sollte über Friedberg fahren
Als Thomas Newcomen 1712 in England die erste brauchbare Dampfmaschine konstruierte, ahnte wohl noch kaum jemand, dass damit ein neues Zeitalter eingeläutet wurde, das Industriezeitalter. Für die Eisenbahn war aber eine weitere Erfindung nötig, die ebenfalls in England gemacht wurde, die parallel geführten Volleisenschienen.
1825 fuhr dann zwischen Stockton und Darlington die erste Eisenbahn, die auch Personen beförderte und von einer von George Stephenson entwickelten Lokomotive gezogen wurde. Ab 1833 wurde Friedrich List Ideengeber für ein deutsches Eisenbahnnetz. Durch eine Privatinitiative wurde 1834 in Nürnberg die Königlich privilegierte Ludwigs-Eisenbahn-Gesellschaft gegründet, die am 7. Dezember 1835 die erste Eisenbahnfahrt in Deutschland zwischen Nürnberg und Fürth durchführen konnte.

Im selben Jahr wurde Richard Anton Nikolaus Carron du Val, dessen Vater Landrichter in Friedberg war, Bürgermeister in Augsburg. Er setzte sich bei einem Treffen mit König Ludwig für den Bau einer Eisenbahn von Augsburg nach München ein. Der König erteilte am 28. November 1835 die Erlaubnis zum Bau.
Die Streckenführung wurde zunächst von Augsburg über Friedberg nach München geplant. Da die Friedberger Brauer, Fuhrwerksbesitzer, Stellboten und Kaufleute einen Verlust bzw. eine erhebliche Beeinträchtigung ihrer Existenz befürchteten, verfassten sie im Dezember 1835 Eingaben und übergaben am 29. Juni 1836 König Ludwig bei einer Durchreise persönlich einen Brief gegen die geplante Streckenführung. Vermutlich war dies aber nicht der Grund, dass dann eine neue ebene Strecke vorbei an Kissing und Mering über Althegnenberg, Haspelmoor und Maisach nach Olching und Lochhausen ausgeführt wurde.
Am 4. Oktober 1840 fuhr der erste Zug von München nach Augsburg
Schwierigkeiten ergaben sich aber doch in der Gegend von Haspelmoor, wo die Strecke wegen des Verlaufs durch das gleichnamige Moor zu erheblichen Entwässerungsmaßnahmen und Bauverzögerungen führte. Schwierig war auch die Lechüberquerung bei Hochzoll, wo Zimmerleute eine Holzbrücke errichten mussten. Alle Schienen wurden noch aus England importiert.

Am 4. Oktober 1840 konnte endlich um 10.30 Uhr der erste Zug, gezogen von den aus England stammenden Lokomotiven Juno und Jupiter, München verlassen und mit 700 Fahr- und Ehrengästen in zweieinhalb Stunden nach Augsburg fahren. Täglich befuhren nun um 8 und 15 Uhr von München und gleichzeitig als Gegenzüge von Augsburg aus die Strecke. Wegen des regen Zuspruchs und des anwachsenden Güterverkehrs erfolgte 1862 der zweigleisige Ausbau. Im selben Jahr musste bereits die Hochzoller Lechbrücke wegen einsetzender Fäulnis durch eine Stahlbrücke ersetzt werden.
Heute befahren etwa 300 Züge täglich die Strecke. Sie gehört zu den verkehrsreichsten Strecken in Deutschland. Nicht nur Eisenbahnbegeisterte und „Lokomotivensammler“ können auf dieser Wanderung, die 1,78 Kilometer entlang dieser Strecke führt, auf Entdeckertour gehen.
Wanderung an der Bahnstrecke Augsburg-München: Das ist die Route
Am nordöstlichen Ortsende von Steinach biegt die Bacherlehstraße nach Norden ab. Dort findet sich ein Parkplatz. Bei der bald folgenden Weggabelung bleiben Spaziergänger links und immer geradeaus erreichen sie beim Harthof die Bahnstrecke Augsburg-München.
Vor der Eisenbahnbrücke wenden sie sich nach rechts und entlang der Bahnstrecke wandern sie gut einen Kilometer. Sie unterqueren nun die Bahn und gelangen wenige Meter weiter in den Hartwald. In einer weiten Rechts-Linkskurve erreichen Wanderer den rechts des Waldwegs liegenden Hinteren Schlossberg. Es geht jetzt immer geradeaus durch den Hartwald hindurch. An seinem Ende liegt rechts der Vordere Schlossberg.

Am Waldrand zieht der Weiterweg nun wieder gut einen Kilometer nach links und stößt dann auf einen weiteren Feldweg. Die Wanderer biegen nach links ab. Bei der Gabelung bleiben sie rechts und erreichen geradeaus die Bahnstrecke. Nun wandern sie wieder die Gleise entlang. Auf einer kleinen Anhöhe kann man bei km 43,6 besonders gut die Züge verfolgen. Dann folgt wieder eine Eisenbahnunterführung. Durch sie hindurch und nun immer nach Süden kommen wir zum Ausgangspunkt zurück.
- Wegstrecke: ca. 8,6 Kilometer
Das Buch
Diese Wanderung ist dem Buch „Sonntagswandern im Wittelsbacher Land“ von Gabriele und Dr. Hubert Raab entnommen. Preis 24,80 Euro, 190 Seiten, erschienen im Wißner-Verlag, Verkauf über die Buchhandlungen in Aichach (Rupprecht), Friedberg (lesenswert) und Mering (Platzbecker) sowie über das Landratsamt Aichach-Friedberg.
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