Es ist eines der ältesten Bürgerhäuser der Stadt Friedberg. Forschungen ergaben, dass Teile des Bauwerks wohl aus den Jahren 1657/58 stammen. Im Laufe der Jahrhunderte wurde immer wieder an- und umgebaut – bis die mehr als 350-jährige Geschichte des Gebäudes schließlich im Jahr 2017, als Christina Götz und ihr Mann Alexander Graw das Gebäude kaufte, hinter einer unscheinbaren Fassade fast verschwunden war. Auch Götz, deren Großvater in dem Haus seine Schneiderwerkstatt betrieb, deren Mutter dort geboren wurde und deren Großtante jahrzehntelang dort lebte, wusste nichts davon: „Wir hatten eigentlich gedacht, wir reißen es ab.“ Doch schnell zeigte sich: Es wird stattdessen eine jahrelange, umfangreiche, mit Fingerspitzen durchgeführte und trotzdem pragmatische Kernsanierung, die nun mit dem Denkmalpreis des Bezirks Schwaben ausgezeichnet wurde.

„Wir sind sehr glücklich über die Auszeichnung“, sagt Christina Götz, die seit rund einem Jahr in dem ehemaligen Bürgerhaus in der Bauernbräustraße ihre Rechtsanwaltskanzlei hat. „Für uns ist es die Krönung unserer Arbeit und eine tolle Wertschätzung.“ Der Denkmalpreis zeige, dass sich lohne, Herz, Zeit und Geld in die Sanierung alter Gebäude in Friedberg zu stecken. „Ich freue mich wirklich jeden Tag, dorthin zu gehen“, sagt die Anwältin.
Bürgerhaus in der Bauernbräustraße in Friedberg erhält Denkmalpreis des Bezirks
Nach der aufwendigen Kernsanierung, die viereinhalb Jahre dauerte, erstrahlt das Bürgerhaus wieder in neuem, alten Glanz. Im Erdgeschoss sind originale Türen in einem blaugrünen Farbton verbaut. In einem Zimmer liegt ein alter Balken offen, in einem anderen Mauerwerk. Auch die Holzböden im Obergeschoss sind original. Ganz besonders ist der doppelte Dachstuhl, der auch bei der Kernsanierung erhalten blieb. Die Stuckfassade aus dem 19. Jahrhundert konnte rekonstruiert und das historische Hoftor saniert werden. Die Planung hatte der Thierhauptener Architekten Johann Hölzl übernommen, der auf historische Bauten spezialisiert ist.
Die Jury lobte den unermüdlichen Einsatz der Eigentümerin und des Eigentümers, die das Gebäude ins Denkmalregister eintrugen und vorbildliche Restaurierungsarbeiten durchführen ließen. „Dank ihnen ist die historische Baustruktur und die lokalgeschichtliche Bedeutung des Gebäudes wieder sichtbar“, heißt es in einer Pressemeldung des Bezirks.

Bereits seit 2002 vergibt der Bezirk Schwaben jährlich seinen Denkmalpreis für gelungene Sanierungen historischer Bauwerke. Er ist mit 5000 Euro dotiert. Mit in der Jury sitzt unter anderem Bernhard Niethammer. Der Bauhistoriker und Referent am Landesamt für Denkmalpflege und Bauforscher erarbeitete die Baualters- und Befundpläne zur Geschichte des Gebäudes in der Bauernbräustraße. (mit kru)
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