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Ein Antrag auf die Rodung eines Waldstücks in Althegnenberg schlägt Wellen

Althegnenberg

Ein Antrag auf die Rodung eines Waldstücks schlägt hohe Wellen

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    Christina Drexl-Partsch und Marcus Drexl zeigen auf einer historischen Karte, dass die bezeichnete Fläche bis in die 1930er Jahre als Waldweide für Kühe eingezeichnet ist.
    Christina Drexl-Partsch und Marcus Drexl zeigen auf einer historischen Karte, dass die bezeichnete Fläche bis in die 1930er Jahre als Waldweide für Kühe eingezeichnet ist. Foto: Michael Eichhammer

    Bereits im Dezember 2023 stellte ein Landwirtspaar aus Althegnenberg im Landkreis Fürstenfeldbruck einen Antrag auf die Rodung einer fast zehn Hektar großen Waldfläche. Entschieden ist darüber bis heute nicht. Dennoch bezeichnet der Antragssteller Marcus Drexl diesen Tag als den „Urknall“ von Herausforderungen, die seitdem auf seine Familie zugekommen sind – von Anfeindungen auf der Straße bis zur Notwendigkeit, den zuvor erfolgreichen Hofladen zu schließen.

    „Der Antrag zur Rodung war ein Hilfeschrei“, sagt Drexl. Der Wald sei durch Unwetterschäden und Borkenkäferbefall stets eine wirtschaftliche Herausforderung. Daher will die Familie den Schwerpunkt auf einen neuen Bullenstall für 300 Tiere setzen. Die durch die gewünschte Rodung gewonnene Landwirtschaftsfläche wollen die Drexls für die Futtergewinnung nutzen. Eine Agri-Photovoltaik-Anlage auf dieser Fläche ist ebenfalls angedacht. Der anfallende Mist soll in einer kleinen Biogasanlage vergoren werden. Die Abwärme könnte – so die Vision des Landwirtspaares – in ein mögliches genossenschaftliches Nahwärmenetz nach Althegnenberg geleitet werden. So würden alle, die sich an dem Projekt beteiligen, davon profitieren, ist Drexl überzeugt.

    Gemeinderat Althegnenberg spricht sich gegen die Rodung aus

    Das zuständige Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Fürstenfeldbruck bat die Gemeinde Althegnenberg um eine Stellungnahme. Der Gemeinderat sprach sich gegen die Rodung aus. Vom Tisch ist das Projekt aber nicht. Noch immer handelt es sich um ein laufendes Verfahren. „Die Chancen stehen 50:50“, so die Einschätzung von Drexl. Auf Anfrage erklärt Marc Koch, Bereichsleiter Forst: „Zu erteilen ist die Erlaubnis durch das Forstamt, aber ebenfalls in die Entscheidung involviert sind Kollegen von der Landwirtschaftsabteilung, die Untere Naturschutzbehörde Fürstenfeldbruck und das Wasserwirtschaftsamt.“

    Zu klären ist auch, ob im Fall einer Rodung zur Kompensation ein Ausgleich an anderer Stelle geschaffen werden muss. Generell erlaube das Waldgesetz Rodungen, wenn nichts dagegenspricht. „Es ist kein gewöhnlicher Fall für uns, denn es handelt sich um eine große Fläche“, berichtet Marc Koch. Daher bestünde an der Sache mehr Interesse als normalerweise. „Das Thema schlägt auch medial Wellen“, weiß Koch.

    Landwirt Drexl fühlt sich „wie die Sau durchs Dorf getrieben“

    Nach einer öffentlichen Gemeindesitzung im September 2024 erschienen Artikel über die Rodungsabsichten im Fürstenfeldbrucker Tagblatt und im Münchner Merkur. „Es ist eine Frechheit, dass wir namentlich und mit Ortsangabe erwähnt wurden“, findet Drexl. Zudem seien viele Aspekte der Sachlage nicht erwähnt worden. Auch in einem Beitrag auf der Facebookseite der Gemeinde wurde das Vorhaben der Landwirte thematisiert. „Es gab einen Riesen-Shitstorm gegen uns“, erzählt Drexl. Er fühlt sich seitdem „wie die Sau durchs Dorf getrieben“.

    „Das war eine regelrechte Hexenjagd gegen uns“, sagt auch seine Frau Christina Drexl-Partsch. „Unser Sohn wurde auf der Straße angefeindet: Ihr seid doch die, die den Wald wegmachen wollen“, erinnert sie sich. „Wir sind angerufen und angeschrieben worden, irgendwann haben wir das Telefon in den Schrank gesperrt“, berichtet sie. Auf Dauer mache das krank, ist sie überzeugt.

    Keine Kunden mehr nach kritischen Berichten: Christina Drexl-Partsch und Marcus Drexl in ihrem leeren Hofladen.
    Keine Kunden mehr nach kritischen Berichten: Christina Drexl-Partsch und Marcus Drexl in ihrem leeren Hofladen. Foto: Michael Eichhammer

    Eine weitere Folge der Berichterstattungen über die Rodungspläne: Seit Oktober 2024 ist der Umsatz des eigenen Hofladens drastisch eingebrochen. „Eigentlich würde zu der Zeit das Weihnachtsgeschäft losgehen, aber nun kamen kaum noch Kunden. Im Januar dieses Jahres sahen sich die Drexls schweren Herzens gezwungen, ihren zuvor erfolgreichen Hofladen nach knapp drei Jahren zu schließen.

    Althegnenbergs Bürgermeister Spicker will den Wald schützen

    „Ich kann nachvollziehen, dass der Landwirt mit der Rinderzucht und einer Biogasanlage ein neues Standbein aufbauen will, dafür hat er auch meine Unterstützung – aber nicht für die Waldrodung“, erklärt Bürgermeister Rainer Spicker. „Der Wald ist in einem schlechten Zustand, daher sollte man jedes Stückchen Wald schützen und pflegen, bevor man es abholzt“, findet er. Althegnenberg sei die waldreichste Gemeinde im Landkreis. „Wir wollen signalisieren, dass der Wald schützenswert ist“, sagt der Bürgermeister.

    Die Drexls wiederum erinnern daran, dass ihr Bauernhof der letzte landwirtschaftliche Vollerwerbsbetrieb im Ort sei. Die Familie lebt seit 311 Jahren hier. „Unser Ziel ist es, zukunftsfähig zu werden, damit auch die nächsten Generationen hier Lebensmittel produzieren können“, erklärt Christina Drexl-Partsch. Der Bauernhof soll später für den zwölfjährigen Sohn eine Existenzgrundlage darstellen. „So wie es momentan ist, wäre das langfristig nicht möglich“, sagt sie.

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