Das Kissinger Rathaus hat sich in eine Galerie verwandelt. Der Kunstkreis Lechkiesel eröffnete feierlich seine neue Ausstellung, die passend zum Brunnenfest das Thema „Wasser“ in den Mittelpunkt stellt. Mit Kunst wolle der Verein das Brunnenfest ergänzen und einen besonderen Akzent setzen, erklärte Gernot Kragl, Vorstand des Kunstkreises, in seiner Ansprache. Gleichzeitig handle es sich hier um die jährliche Mitgliederausstellung. 16 Künstlerinnen und Künstler präsentieren 47 Werke aus Malerei, Fotografie, Plastik, Objektkunst und Installation.
Musikalisch begleitet wurde der Abend von Patricia Fleig, die irisch-schottische Lieder sowie ein selbst komponiertes Stück vortrug – inspiriert von Segenssprüchen wie „Möge dein Tag sich erwärmen, mögest du Liebe und Lachen finden.“

Gernot Kragl dankt allen Beteiligten
Gernot Kragl bedankte sich zunächst bei allen Beteiligten, die die Ausstellung mit organisiert hatten. Viel Applaus erhielten auch die Helferinnen und Helfer, die tags zuvor die Werke trotz Saunatemperaturen im Rathaus aufgehängt hatten. „Bei über 30 Grad haben wir geschwitzt, aber das Ergebnis kann sich sehen lassen“, freute sich der Redner und erläuterte das Motto der diesjährigen Werkschau: „Wasser kann leuchtend blau, aber auch zerstörerisch sein. Es gibt und nimmt Leben. Diese Ambivalenz wollten wir zeigen – mit einer Gemeinschaftsarbeit im Lichthof.“ Dabei handelt es sich um eine Installation aus bemalten Acrylplatten, die über den Köpfen der Besucher schwebt.
In den Gängen des Rathauses sind weitere Arbeiten zu sehen: Margot Marquardt etwa widmet sich dem Schicksal von Flüchtlingen. Ihr Werk ist zweiteilig: Das Bild „Sie kommen“ zeigt menschliche Silhouetten, genäht auf Folie. Das zweite Bild „Nicht mehr!“ ist eine Folie mit Meereswellen. Besucher können die beiden Teile übereinanderlegen, sodass die Figuren im Meer verschwinden. „Das zeigt die oft aussichtslose Lage dieser Menschen“, erklärte sie.
Badegäste und Boote

Jonas Ochs präsentiert zwei aus Marmor gefertigte Boote in der Ausstellung. „Boote sind ja bei uns immer mit dem Thema Flüchtlingskrise verbunden. Ich möchte das Thema aber neu aufarbeiten. Die Boote sind etwas Tragendes, sie sollen ein Sinnbild für die Gemeinschaft sein.“ Seitlich hat er in einem Schiff „Alte Ängste wachsen Welle für Welle zu einem Sturm heran. Doch mit einer guten Crew navigieren wir uns da durch“ eingemeiselt. Der vielseitige Künstler zeigt zudem noch zwei Drucke, die sich dem Thema Umweltschutz widmen. Auf einem Bild ist ein Wal mit einer Harpune, einem zerstörten Boot und Geldscheinen zu sehen, auf einem anderen Druck eine riesige Krake. „Die Tiere erheben sich gegen die Zerstörung ihrer Lebensräume. „Die Intelligenz und Anpassungsfähigkeit der Tiere ist beeindruckend. Sie sind uns Menschen oft überlegen“, erläuterte der Künstler.
Entspannt wirkt dagegen das Gemälde „Badegäste“ von Frauke Stolte. Sie hat zwei Männer gemalt, die sich im Wasser treiben lassen. Das habe aber eine tiefgründige Bedeutung, verriet sie: „Man soll sich treiben lassen – gegen die Strömung kommt man eh nicht an. Deshalb ist es besser, die Dinge auf sich zukommen zu lassen als immer dagegen anzuschwimmen.“ Ein paar Schritte weiter hängt ein zweites Bild von ihr an der Wand: Das Porträt namens „Was ist mit uns“ zeigt zwei Kinder. Sie sei von den Schicksalen der Kinder in Kriegsgebieten inspiriert worden, berichtete sie. „In Zeiten des Krieges fragt keiner, was mit den Kindern ist. Sie spielen in den Ruinen, während die Erwachsenen versuchen, irgendwie zu überleben.“ Abgestürzte Flugzeuge hat sie in die Acrylfarben gezeichnet, aber auch Dinge, die Kinder lieben, wie einen Vogel, eine Libelle und eine Katze.

Abstrakt mit satten Gelbtönen ist dagegen Inge Eders „Frühling“. „Ich plane meine Bilder nicht. Ich wähle Farben, dann entsteht etwas“, sagte sie und fügte hinzu: „Ich habe längere Zeit nicht gemalt, weil ich krank war, Und das war danach wieder mein erstes Bild. Es steckt so viel Kraft darin.“
Sigrid Prochaska verwandelte das Foto eines Fahrrads in ein abstraktes Werk namens „Sports“. „Man braucht Fantasie, um das Ursprüngliche zu erkennen – genau das macht Kunst aus.“
Die Ausstellung ist bis 30. Juli im Rathaus Kissing zu sehen. Geöffnet ist diese zu den regulären Öffnungszeiten und während des Brunnefests am Wochenende. Der Eintritt ist frei.
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