„Einer muss doch die Wahrheit sagen.“ – Der Satz stammt nicht von einem Whistleblower unserer Tage. Sondern von einem Priester, der 1945 im KZ Dachau an Typhus starb: Pallottinerpater Richard Henkes. Am 26. Mai jährte sich der Geburtstag von Pater Henkes zum 125. Mal. Stadtpfarrer Pater Steffen Brühl nahm das Jubiläum zum Anlass für eine besondere Kirchenführung in der Stadtpfarrkirche St. Jakob – jenem Ort, an dem die Pallottiner im Oktober 2019 gemeinsam mit Weihbischof Anton Losinger und Gästen aus aller Welt die Dankmesse zur Seligsprechung ihres Mitbruders feierten. Richard Henkes war Pallottiner – und er war ein mutiger Prediger. Im Dritten Reich ließ er sich den Mund nicht verbieten. Besonders deutlich sprach er sich gegen die Ermordung behinderter Menschen aus, prangerte öffentlich die Menschenverachtung des Regimes an. 1943 wurde er verhaftet und nach Dachau deportiert. Dort kümmerte er sich um seine Mithäftlinge, spendete Trost, gab Hoffnung. Als im Winter 1945 eine Typhus-Epidemie ausbrach, meldete er sich freiwillig zur Pflege erkrankter Tschechen – wohl wissend, dass er sich selbst anstecken würde. Am 22. Februar 1945 starb er mit nur 44 Jahren. 66 Tage später wurde das Lager befreit.

„Nächstenliebe kennt kein Abwarten“, sagte Pater Brühl bei der Führung. Henkes habe nicht gezögert, nicht auf Befreiung gewartet, sondern sie in seinem Tun vorweggenommen. Auch als Gefangener war er Seelsorger und als Mensch ein Hoffnungsträger – über den Tod hinaus. Genau deshalb ist seine Botschaft heute aktueller denn je. „In einer Zeit, in der populistische Parolen wieder Anhänger finden, antisemitische Sprüche auf Schulhöfen kursieren und soziale Medien Hass schüren, braucht es solche Zeugen. Menschen, die sich nicht beugen. Die aus ihrem Glauben heraus handeln. Die – wie Pater Henkes – das Evangelium nicht nur verkünden, sondern leben“, sagte Pater Brühl. Das Leben des seligen Richard Henkes sei ein Vermächtnis für alle, die auch heute nicht wegsehen wollen.
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