Seit 1912 gibt es die „Alte Schule“ im Friedberger Stadtteil Haberskirch. Unzählige Kinder hab dort die Schulbank gedrückt. Eigentlich sollte das Gebäude, das inzwischen unter Denkmalschutz steht, abgerissen werden. Davor konnte die Stadt es bewahren. Sie kaufte die „Alte Schule“ im Jahr 2021. Die Idee, daraus ein Dorfgemeinschaftshaus zu machen, gibt es aber schon länger. Eine Machbarkeitsstudie, die im Sommer in Auftrag gegeben wurde und deren Ergebnisse nun dem Bauausschuss vorgestellt wurden, bringt detailliertere Ideen zur zukünftigen Nutzung – zu einem hohen Preis.
Eine Variante sieht vor, dass das Gebäude ein reines Bürgerhaus wird. Die Vorteile sind laut Verwaltung vor allem, dass die Nutzung der Bereiche eindeutig festgelegt werden kann und auch nicht mit Nutzungskonflikten zu rechnen ist. Dafür besteht das Risiko, dass die Räumlichkeiten nur unregelmäßig genutzt werden. Eine zweite Variante schlägt deshalb eine Kombination aus Bürgerhaus und einer weiteren sozialen Nutzung vor, etwa eine Beratungsstelle oder Räumlichkeiten für eine Tagesmutter. Der örtliche Stadtrat Andreas Beutlrock (CSU), der als Vertreter des Stadtteils mit im Bauausschuss saß, sprach sich für eine Doppelnutzung aus: „Unsere Vorstellung ist es, dass das Bürgerhaus möglichst oft und bestmöglich täglich bespielt wird.“ Er wolle die Räumlichkeiten gerne Familien zugutekommen lassen, etwa durch eine Tagesmutter oder andere Angebote.
Bürgerhaus Haberskirch: Die Kosten werden auf 1,7 Millionen Euro geschätzt
Für beide Varianten liegen die Kosten laut Machbarkeitsstudie bei rund 1,7 Millionen Euro – eine reine Schätzung, die sich noch verändern kann. Der Einbau eines Aufzugs schlägt nochmal mit rund 130.000 Euro zu Buche. „Rechnet man diese Kosten inklusive des Kaufes auf die Einwohnerzahl des Stadtteiles um, ergibt das 3500 Euro pro Kopf. Der finanzielle Einsatz ist der helle Wahnsinn, darüber brauchen wir nicht reden“, sagte Bürgermeister Roland Eichmann (SPD). Trotzdem stehe er hinter dem Projekt: „Überall haben es Kommunen geschafft, in kleinsten Ortsteilen ein Dorfgemeinschaftshaus zu machen.“ Doch es werde eine riesige Herausforderung, in diesen schwierigen Zeiten eine solche Summe aufzubringen.
Hubert Nießner (ÖDP) brachte der Kostenansatz dagegen dazu, der Vorlage als einziger nicht zuzustimmen. „Zu Beginn haben wir über einen Betrag von 600.000 bis 800.000 Euro gesprochen. Das ist an dieser Stelle einfach zu teuer“, argumentierte er. Es sei nicht richtig, wenn man das Thema weiter vorantreibe und dann mangels finanzieller Mittel verhungern lasse. Er plädierte dafür, in eine andere Richtung zu denken, um den Kostenrahmen für die Stadt zu reduzieren. Auch Claudia Eser-Schuberth (Bündnis 90/Grüne) sprach von einem „spannenden Projekt im Hinblick auf die Haushaltsberatungen“. Erst dann wisse man, wie viele Mittel man zur Verfügung hat. Da es aktuell nur darum gehe, die Planungen voranzutreiben, könne die Fraktion aber zustimmen.
Eigenleistung der Bürgerinnen und Bürger in Friedberg-Haberskirch soll Kosten senken
Als „alte Haberskircherin“ bekannte Simone Hörmann von und zu Guttenberg (SPD), etwas befangen zu sein. „Es ist ein Batzen Geld, aber was ist die Alternative? Das Haus wieder verkaufen? Es sein lassen? Ich glaube, dass wir das stemmen können“, sagte sie. Sie hoffe auf viele Fördermittel und großes Engagement in der Bürgerschaft, was Eigenleistungen anbelangt, die die Kosten senken. Einig waren sich die Mitglieder des Bauausschusses aber, dass man mit der Variante inklusive sozialer Nutzung weiterplanen solle.
Was den zeitlichen Ablauf angeht, sieht der Vorschlag der Verwaltung vor, dass erst ab dem Haushaltsjahr 2027 250.000 Euro eingestellt werden. „Dieser Vorschlag hatte neben Kapazitätsgründen und anderen zwingend vorrangigen Projekten wie Schulen, Wohnungen, Feuerwehren, auch Zurückhaltung in der Ausgabe der Mittel zur Ursache“, heißt es dazu in der Vorlage.
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