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Foto: Thomas Goßner (Archivbild)
Foto: Thomas Goßner (Archivbild)

Wie lässt sich die Attraktivität der Marktsonntage steigern? Der Aktiv-Ring hat dazu ein neues Konzept.

Friedberg
21.03.2023

Marktsonntag in Friedberg: Jeder wirbt für sich allein

Von Thomas Goßner

Plus Am 26. März ist Marktsonntag in Friedberg. Das vom Aktiv-Ring organisierte Rahmenprogramm findet bei der Stadt keine Erwähnung.

Die einen bewerben den Marktsonntag, die anderen starten "Bunt in den Frühling". Beides findet am selben Tag am selben Ort statt, doch die Stadt Friedberg und der Aktiv-Ring gehen bei ein und derselben Veranstaltung am kommenden Sonntag getrennte Wege. Warum? 

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Es ist noch gar nicht so lange her, da waren die Friedberger Marktsonntage auf dem absteigenden Ast: Ausbleibende Beschicker und fehlende Besucherinnen und Besucher sorgten für trostlose Stimmung in der Ludwigstraße. Doch dann entwickelte der Aktiv-Ring sein Konzept der Mottofeste – vom Blumenfest im Frühling bis zum Kürbisfest im Herbst gab es viermal im Jahr ein passendes Programm und viele Attraktionen.

Stadtmarketingpreis für den Friedberger Aktiv-Ring

2020 erhielt Friedberg dafür den Bayerischen Stadtmarketingpreis, den die Geschäftsführerin des Aktiv-Rings, Renate Mayer, aus den Händen von Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger entgegennahm. "Die Marktsonntage in Friedberg zeigen die erfolgreiche Reaktivierung einer altbekannten Aktion über ein neues Format. Die Investition von viel Herzblut und frischen Ideen, ehrenamtlicher Zeit und mehr Budget lohnt sich, wie die bemerkenswerte Entwicklung der Besucherströme zeigt", lobte die Jury. 

Doch nach mehreren Jahren mit demselben Konzept schien Renate Mayer die Zeit reif für Neues. "Die Themen waren immer schwerer bespielbar", begründete sie im Gespräch mit unserer Redaktion. Ende Januar erläuterte sie in der nicht öffentlichen Sitzung des Finanz-, Planungs- und Organisationsausschusses des Stadtrats ihre Ideen, die Marktsonntage unter ein anderes Motto zu stellen: Neben "Bunt in den Frühling" im März sollte es im Mai "Ehrenamt und Blaulicht" heißen, im September "Holz und Grillen" und im November schließlich "Laternenfest". Bei den Ausschussmitgliedern kam das dem Vernehmen nach gut an.

Buntes Rahmenprogramm am Friedberger Marktsonntag

Den beim Marktsonntag meist recht toten Marienplatz will der Aktiv-Ring am Sonntag mit einem bunten Rahmenprogramm beleben. Die Besucherinnen und Besucher können sich zum Beispiel vor einem farbigen Hintergrund fotografieren lassen, die einzelnen Bilder werden dann zu einer großen Friedensflagge zusammengefügt. Bekleidungsgeschäfte präsentieren Frühjahrsmode, Autohändler ihre neuesten Modelle. Bei einer Verlosung gibt es eine Palettenmöbelgarnitur für den Garten zu gewinnen. Für "Buntheit" sorgt auch der städtische Inklusionsbeirat, der den Besuchenden einen Eindruck vermittelt, wie sich seh- und gehbehinderte Menschen in Friedberg zurechtfinden. Die Aktiv-Ring-Chefin verweist auf eine aktuelle Studie der Beratungsfirma Cima, wonach gerade junge Familien Marktsonntage lieben. Eine gute Gelegenheit also, um Friedberg als attraktive Einkaufsstadt zu präsentieren. 

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Umso verwunderter war Renate Mayer, als sie die jüngste Ausgabe des "friedbergers" aufschlug. In dem Blatt wird, begleitet von einer Anzeige des Aktiv-Rings, das Programm für den 26. März vorgestellt. Und zwei Seiten weiter findet sich die Werbung der Stadt für den Marktsonntag – ohne jeden Hinweis auf das bunte Drumherum, das der Aktiv-Ring organisiert. 

Zwischen Stadt und Aktiv-Ring läuft es nicht rund

Dass es zwischen Stadt und Aktiv-Ring nicht rundläuft, ist längst kein Geheimnis mehr in Friedberg. Als Citymanagerin Bianca Ross den Ehrenamtlichen der Werbegemeinschaft einen "Kooperationsleitfaden" für die künftige Zusammenarbeit präsentierte, in dem direkte Gespräche mit Mitarbeitern der Stadtverwaltung untersagt wurden, war für Renate Mayer der Ofen aus. Sie bat um eine Trennung der Einsatzgebiete. 

Und genau diese Trennung habe dazu geführt, "dass die Stadt selbstverständlich eine eigenständige Bewerbung der Marktsonntage vorbereitet hat und weiterhin umsetzen wird", heißt es in einer E-Mail von Bürgermeister Roland Eichmann an Renate Mayer, die unserer Redaktion vorliegt: "Eine gemeinsame Bewerbung von Marktsonntag und der Veranstaltung des Aktiv-Rings auf dem Marienplatz stand nirgendwo und wurde auch von Ihnen nicht erwähnt." 

Eichmann weist Aktiv-Ring die Verantwortung zu

Er bedaure dies, so Eichmann, denn eigentlich sei die Trennung der Aufgabenbereiche dazu da gewesen, Schnittstellenprobleme zu lösen. "Aber ich kann Sie auch nicht aus Ihrer Verantwortung entlassen, wieder klarer mit uns die Aktivitäten abzusprechen, wenn diese nicht nur den Aktiv-Ring, sondern eben auch die Stadt betreffen." Für den nächsten Marktsonntag im Mai könne man das aber gerne anders vorbereiten.

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