
Schatzsucher auf dem Sonnwend-Töpfermarkt in Friedberg


Der Stadtgarten verwandelt sich ein Wochenende lang in eine bunte Flaniermeile. Trotz Fußball-WM und bestem Sommerwetter kommen über 10000 Besucher nach Friedberg
Ein wunderschöner Sommertag, keine Wolke am Himmel. Ein Grund mehr, den Sonnwend-Töpfermarkt im Friedberger Stadtgarten zu besuchen. So waren dort etwa 10000 Besucher am Wochenende unterwegs und schauten sich an bei den über 75 Ständen der Kunsthandwerker aus ganz Europa um, die sich dort rundherum auf einer großzügigen Fläche verteilten.
Die Aussteller kommen bis aus Litauen, Österreich, Lettland und der Schweiz. Sieben neue Aussteller sind beim 17. Töpfermarkt mit dabei. „Die meisten sind nach wie vor aus Süddeutschland“, sagt Monika Kohlar vom Verkehrsverein, die jedes Mal ehrenamtlich die Organisation des Marktes übernimmt.
Sie ist zufrieden, obwohl die Fußball-Weltmeisterschaft und das gute Wetter manche am Samstag lieber zum Public Viewing oder an den Badesee gezogen hatte. Dafür war der Sonntag der Renner. „Schon am Vormittag war es richtig voll auf dem Gelände“, sagt Kohlar. Die Kriterien des Verkehrsvereins sind hoch. Es wird nicht jeder ausgewählt. Wichtig ist die handwerkliche Qualität.
„Wow, ist das alles schön“, hört man immer wieder von den Besuchern. Die meisten haben ein Tasche mit Getöpfertem in der Hand und sind stolz, etwas Einzigartiges gefunden zu haben. Ingrid und Harald Busse freuen sich, dass sie hier in Friedberg ausstellen dürfen. „Hier ist ein sehr ausgesuchtes Publikum.“
Ein Ehepaar aus Obergriesbach kommt nicht umhin, eine grüne Magnethand aus Ton für ihr Enkelkind zu kaufen. Sie werden bei Töpfer Laimonis Radzins aus Lettland fündig. Die beiden lieben die Lebendigkeit des Töpfermarktes und die vielfältigen Angebote. Besonders angetan hat es ihnen ein Rosenkegel aus Ton für ihren Rosenstock. Radzins ist seit drei Jahren als Aussteller mit dabei. Seine bunten, handgemachten Keramikschalen aus Daugmale sind ein Blickfang für das Auge. An einem Regal reihen sich Hasen, Frösche, Katzen und viele mehr wie Perlen aneinander.
Gleich nebenan hat Margit Pflanzer aus Niederösterreich ihren Stand. Dass sie vor drei Jahren hier einen Platz bekommen hat, freut sie ganz besonders. „Gleich in der Früh waren viele Stammkunden da. Viele suchen zu ihrem Buben das passende Mädchen dazu“, sagt die Töpferin. Ihre Köpfe sind etwas ganz Besonderes. Liebevoll streicht sie über ihre Buben, die sie Hermes getauft hat. Das ist der römische Götterbote, der bei ihr zum Blumenboten wurde. Die passenden Mädchen dazu hat sie Herminchen genannt. Alles sind Unikate. Die Künstlerin probiert gerne etwas aus, färbt es ein, mixt, spachtelt, malt, modelliert, brennt und glasiert es.
Ein paar Stände weiter sehen sich Jutta Eder und Ute Becke aus Augsburg bunte Blumenstecker an. Sie haben sich für den Bummel extra schick gemacht. „Der Töpfermarkt in Friedberg gehört zu unserem Pflichtprogramm. Hier gibt es so viele schöne Dinge. Wir kaufen jedes Jahr etwas Neues dazu für unsere Sammlung“, so Eder. Heute hat sie Schnellglöckchen und eine weiße Margerite gefunden, die sie stolz in Händen hält.
In der Nähe des Teichs hat Joachim Schaub aus Immendingen seinen Stand. Da reihen sich viele berühmte Köpfe aneinander. Besonders stolz ist er auf seinen „Einstein“. Ganz bescheiden sagt er: „Da fängt man mit Steinchen an und macht dann einen Kopf daraus.“ Aber auch so manches Schmuckstück konnte man beim Töpfermarkt ergattern, wie zum Beispiel am Stand von Krinka Porzellan. Jedes Stück wird mit viel Liebe für das kleinste Detail in Handarbeit in der eigenen Manufaktur in Ingolstadt gefertigt.
Auch Bürgermeister Roland Eichmann drehte an diesem Nachmittag eine Runde durch den Töpfermarkt - gemeinsam mit seinen Kindern sowie Ulrike Sasse-Feile und Monika Kohlar vom Verkehrsverein. Er hat ein grün schimmerndes Chamäleon aus Ton erstanden. Ganz frisch gebrannt aus dem Brennofen vor Ort bei Oskar Maag, der seit Jahren mit seinen Tierfiguren der Anziehpunkt auf dem Markt ist. Er setzt auf eine spezielle Brenntechnik: die Raku-Keramik. Die Figuren werden bei 950 Grad gebrannt und mit sogenannten Raku-Glasuren versehen. „Die Graufärbung kann man durch die Nachbehandlung steuern“, so Maag.
Renate Mayer vom Verkehrsverein sorgten dafür, dass die Kinder betreut wurden. Die Zwillinge Rosa und David Flor aus Friedberg hatten dabei sichtlich ihren Spaß. David ließ sich als Batman schminken.
Töpferin Elke Schubert aus Winhöring merkt es an ihrem Stand, dass nicht ganz so viel los ist als sonst. Sie kommt schon lange als Aussteller nach Friedberg. Früher hatte sie ihren Stand im Schloss. „Fußball nimmt uns viel, aber meine Stammkunden waren alle pünktlich da. Und: Friedberg passt immer!“
Keiner musste hungrig und durstig bleiben. Bei den heißen Temperaturen bot sich der Biergarten mitten im Grünen an, sich bei einem leckeren Crèpes und einem kalten Getränk zu stärken. Viele fragen sich, ob der Töpfermarkt nächstes Jahr wieder im Schloss Stände haben wird. Monika Kohlar verneint dies. Es gäbe zu hohe Brandschutzauflagen und außerdem habe es sich nun bestens bewährt im Stadtgarten.
Obwohl die Sportler an diesem Wochenende ausweichen mussten, denn die meisten Gerätschaften des neuen Fitnessparcours waren vom Töpferhandwerk umringt und nicht zu benutzen.
Eine Bildergalerie zum Töpfermarkt finden sie online unter
friedberger-allgemeine.de/lokales
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