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Friedberg: Teddydoktoren im Einsatz bei der Teddy-Ausstellung

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Teddydoktoren im Einsatz bei der Teddy-Ausstellung

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    Harald und Eva-Maria Haschler begutachteten im Rahmen der Teddy-Ausstellung im Wittelsbacher Schloss kranke Teddybären und Puppen.
    Harald und Eva-Maria Haschler begutachteten im Rahmen der Teddy-Ausstellung im Wittelsbacher Schloss kranke Teddybären und Puppen. Foto: Imke Carmen Rauhut

    Zwei alte Freunde in der Sprechstunde: Karin Frank (71) ist mit ihrem Teddybären zu den Teddydoktoren im Friedberger Schloss gekommen. „Den habe ich mit fünf Jahren bekommen“, erzählt sie stolz. „Er hat schon manche Tränen aufgefangen.“ Ihrem Begleiter aus Kindheitstagen ist aber ein Arm abgefallen. Als ihre zweijährige Enkelin den kranken Teddy zum ersten Mal gesehen hat, habe sie geweint. Da musste er natürlich schnell zum Doktor gebracht werden. Schließlich soll die Enkelin ihn in Zukunft auch mal erben, erklärt Frank.

    Ausstellung „Teddy erobert Friedberg“ läuft bis 9. März 2025

    Teddydoktor Harald Haschler begutachtet den Patienten. Die Sprechstunde ist ein Angebot im Rahmen der Ausstellung „Teddy erobert Friedberg“, die noch bis 9. März läuft. Der Arm muss mit einer neuen Pappscheibe wieder befestigt werden. Außerdem braucht der Plüschbär eine neue Tatze. Eine Reinigung würde ihm auch mal wieder guttun. Sein Fell besteht auf gespitztem Mohair, erklärt der Experte. Mohair ist ein robuster Naturstoff, der nur noch selten genutzt wird. „Gespitzt“ nennt sich der Stoff, weil das Fell nur an den Spitzen gefärbt ist.

    Karin Frank und ihr Teddy aus Kindheitstagen. Zum Glück kann der Teddydoktor auch einen abgefallenen Arm wieder heilen.
    Karin Frank und ihr Teddy aus Kindheitstagen. Zum Glück kann der Teddydoktor auch einen abgefallenen Arm wieder heilen. Foto: Imke Carmen Rauhut

    Wer sich nicht mit Teddys auskennt, wird überrascht sein, woraus so ein Stofftier alles bestehen kann. Die Plüschtiere können Weichkörper besitzen oder aus Plastik sein. Sie sind mit Holz-, Baum- oder Putzwolle gefüllt. Manchmal sogar mit Schaumstoff. An manchen Stellen kann Granulat für bessere Stabilität sorgen. Ihre Tatzen sind aus Stoff, Leder oder Filz. Pappscheiben sorgen für bewegliche Beine. Alte besitzen Glasaugen, Neuere haben Augen aus Acryl. Und natürlich darf die Brummstimme nicht fehlen.

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    Stoff als Haut, Wolle als Organe und Pappscheiben als Gelenke: In der Teddyklinik lernt man so einiges über Teddy-Anatomie.

    Auch Puppen werden in der Teddyklinik behandelt. Sie sind aus Porzellan, Zeolith oder gepresstem Holz. Gummibänder halten ihre Arme und Beine beweglich. Manche haben eingebaute Sprechanlagen. Ihre Perücken sind meistens aus Kunsthaar, manche haben aber auch echte Haare. Für die roten Wangen hat Harald Haschler Schminke und Rouge parat.

    Er ist in Sachen Puppen-Restauration Experte. Um die Plüschtiere kümmert sich in der Regel seine Frau Eva-Maria. Weil sie „besser nähen kann“, wie sie scherzt. Eva-Maria Haschler ist gelernte Hauswirtschaftslehrerin. Ihre Leidenschaft gehörte aber schon immer den Puppen. „Ich bin Puppensammlerin, weil ich als Kind keine hatte“, erzählt sie. Irgendwann fing sie dann an, ihre Puppen selbst zu flicken.

    Teddydoktor Harald Haschler war früher Automechaniker

    Ihr Ehemann fand daran auch schnell Gefallen. 1996 begannen sie damit, auch andere Puppen zu reparieren. Das war noch in ihrem Zuhause in Mering. „Das war so ein Zulauf, da haben wir gesagt, da machen wir ein Geschäft auf“, erinnert sich Harald Haschler. 1999 eröffneten die Teddy- und Puppendoktoren ihr Fachgeschäft im Domviertel in Augsburg.

    Harald Haschler und Eva-Maria Haschler heilen seit 26 Jahren kranke Teddys und Puppen - nun auch in Friedberg.
    Harald Haschler und Eva-Maria Haschler heilen seit 26 Jahren kranke Teddys und Puppen - nun auch in Friedberg. Foto: Imke Carmen Rauhut

    Der Umgang mit den Kunden und Kundinnen ist immer unterschiedlich. Viele haben emotionale Bindungen zu ihren Puppen und Plüschtieren. „Da kriegt man ein Gefühl für, wie man mit den Menschen umgehen muss“, erklärt die Doktorin. Manchmal sei das ein bisschen wie Therapie. So bei einem 90-jährigen Mann. Er hatte seinen Plüschbären im Krieg dabei. „Das war sein Ein und Alles“, erzählt Harald Haschler, „Der hat dann geweint, als er wieder repariert war. Der sah so aus wie damals.“

    Auch im Wittelsbacher Schloss spürt man die emotionale Bedeutung der Teddys und Puppen deutlich. Eine Frau bezeichnet ihren 40 Jahre alten Teddy als „Seelentröster“. Eine andere Besucherin hat einen Bären auf Rädern aus den 70er Jahren dabei. „Den habe ich immer nur sonntags (zum Spielen) bekommen“, erzählt sie, „Da habe ich mich draufgesetzt und Mama hat gezogen.“

    Der alte Bär auf Rädern braucht eine neue Brummstimme. Für diese aufwendige Operation rechnet Harald Haschler mit etwa acht Stunden Arbeitszeit.
    Der alte Bär auf Rädern braucht eine neue Brummstimme. Für diese aufwendige Operation rechnet Harald Haschler mit etwa acht Stunden Arbeitszeit. Foto: Imke Carmen Rauhut

    Margarete Strehler (72) bringt drei Puppen mit. Weil die Gummibänder ausgeleiert sind, wackeln sie mit den Köpfen hin und her. Ihre Freundinnen helfen ihr beim vorsichtigen Ausziehen der Puppen, damit sie verarztet werden können. „Sie ist eine Puppenmama“, scherzt eine der beiden über Strehlers Leidenschaft für Puppen. „Ich war mit meinem Mann oft auf Puppenmessen, da hab ich immer eine geschenkt bekommen“, verteidigt sich diese lachend.

    Seit über 30 Jahren sammelt sie Puppen. Sie wird sie später verschenken müssen, weil sie selbst keine Kinder hat. „Ich hoffe, dass sie wieder gesund werden“, sagt sie, bevor sie geht.

    Margarete Strehler (ganz rechts) hat zwei Freundinnen als Unterstützung dabei.
    Margarete Strehler (ganz rechts) hat zwei Freundinnen als Unterstützung dabei. Foto: Imke Carmen Rauhut

    Doch auch junge Leute bringen Patienten vorbei. Die achtjährige Laura hat den alten Teddy von ihrer Mutter geschenkt bekommen. Ein anderer Teddy ist schon so lange in der Familie, dass niemand mehr weiß, wo er herkommt. Die Großeltern gehen davon aus, dass er vom Opa stammt, weil er auf alten Fotos mit ihm zu sehen ist. Jetzt spielen die Enkelkinder mit dem Bären. „Ich bin ein totaler Teddy-Fan“, erklärt die junge Enkelin. Sie wollte den Plüschbären unbedingt in die Teddyklinik bringen.

    Wer selbst einen kranken Teddy oder eine Puppe zu Hause hat, kann Dienstag bis Freitag von 10 bis 18 Uhr im „Puppen-, Teddy- und Plüschtierfachgeschäft“ vorbeikommen.

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