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Einsam im Alter: 86-Jährige sucht dringend Unterstützung bei Arztbesuchen

Kissing

Einsamer Alltag: Elfriede Bartl kann fast nichts mehr hören

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    Elfriede Bartl kann fast nichts mehr hören. Vor allem bei Arztterminen ist das ein Problem.
    Elfriede Bartl kann fast nichts mehr hören. Vor allem bei Arztterminen ist das ein Problem. Foto: Gönül Frey

    Elfriede Bartl ist eigentlich ein kontaktfreudiger Mensch. Doch das Leben ist einsam geworden. Denn seit etwa drei Jahren ist sie auch auf dem zweiten Ohr nahezu gehörlos. Die Kommunikation ist schwierig. „Ich bin in meiner Wohnung die Gefangene“, so beschreibt sie ihre Situation. Vor allem bei Arztbesuchen ist die Verständigung für die 86-jährige Kissingerin ein Problem. Sie sucht dringend nach einem Helfer oder einer Helferin, die sie bei wichtigen Terminen begleitet – und die Aussagen der Mediziner für sie aufschreibt.

    Die Kissingerin hat zwar ein Hörgerät. „Aber ich höre nur mich selbst sprechen und extrem laute Geräusche. Ich sehe, dass Sie sprechen. Aber ich kann sie nicht hören“, erklärt sie dem Gegenüber. Die damit verbundene Hilflosigkeit fällt ihr schwer: „Ich habe mein Leben lang gearbeitet“, berichtet sie. Und da vermutet sie auch die Ursache für ihr geschädigtes Gehör. Mit 14 Jahren ging sie bei der Augsburger Textilfirma Dierig in die Lehre. Dort arbeitete sie, bis der ältere ihrer zwei Söhne in die Schule kam. Erst in der Weberei, dann in der Spinnerei. Es sei unheimlich laut gewesen, einen Gehörschutz habe es damals nicht gegeben. „Viele der Frauen, die da arbeiteten, haben später Probleme mit den Ohren gehabt“, berichtet die 86-Jährige. Später arbeitete sie unter anderem auch zwölf Jahre als Austrägerin unserer Zeitung, die für sie heute die wichtigste Verbindung zur Außenwelt ist.

    Gehörlose Seniorin: Sozialkontakte sind seit der Corona-Pandemie weggebrochen

    Elfriede Bartl stammt ursprünglich aus Augsburg und ist als junge Frau zu ihrem Mann nach Kissing gezogen. Schon seit 2004 ist sie verwitwet. Zu ihrem Glück wohnt ihr jüngerer Sohn Werner bei ihr und der ältere Sohn in einer Wohnung im selben Haus. So ist sie nicht völlig allein. Vor allem Werner Bartl hilft ihr bei vielen Dingen des Alltags, bei schweren Einkäufen oder wenn die beiden geliebten Katzen zum Tierarzt müssen. Andere Sozialkontakte hat die Kissingerin kaum noch. „Viele Bekannte von früher sind schon gestorben“, erzählt sie.

    Vor der Corona-Pandemie gab es ein paar Leute, die sie bei Seniorennachmittagen getroffen hat. Aber die Pandemie unterbrach das. „Und danach sind meine Bekannten nicht mehr hingegangen, manche leben auch nicht mehr“, erzählt sie. Neue Freunde zu finden, fällt ihr wegen ihrer Gehörlosigkeit schwer. Vor sechs Jahren merkte sie, dass sie am Telefon nicht mehr versteht, wer überhaupt anruft. Seitdem geht sie nicht mehr ran, wenn es klingelt. Seit drei Jahren hört sie praktisch nichts mehr. Das Haus verlässt sie nur noch zum Einkaufen.

    Gehörlose Seniorin aus Kissing braucht Begleitung bei Arztterminen

    Ihr Sohn Werner ist als Spediteur viel unterwegs und arbeitet zu unregelmäßigen Zeiten. Deswegen kann er sie auch nicht bei allen Arztterminen begleiten. Die 86-Jährige hat mit einigen gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Ihre Augen wurden gelasert und sie muss regelmäßig zur Nachkontrolle. In jüngster Zeit machen ihr Schwindel und Kreislaufbeschwerden zu schaffen, manchmal erleidet sie regelrechte Blackouts, nach denen sie sich zu Boden gestürzt wiederfindet. Deswegen suchte sie bereits einen Neurologen auf, der sie nun zum Radiologen weiter verwiesen hat. Am 28. Mai ist der Termin. Elfriede Bartl bräuchte bis dahin dringend jemanden, der sie bei diesem und weiteren Arzterminen begleitet.

    Bereits seit zwei Jahren sei sie auf der Suche nach einer solchen Unterstützung. Zwischenzeitlich hatte sie einmal eine Begleitung für Termine gefunden – doch das hat sich wieder zerschlagen. „Ich bräuchte halt jemanden, der mir genau aufschreibt, was der Arzt sagt. Ich verstehe ihn ja nicht“, sagt sie. „Ich will genau wissen, was mit mir los ist“, erklärt sie. Sie hofft, dass sich über die Berichterstattung unserer Redaktion vielleicht jemand findet. Wer sich das vorstellen könnte, sollte am besten bei Elfriede Bartl, Siedlungsstraße 7 in Kissing, einen Zettel mit einem genauen Termin für einen der nächsten Tage einwerfen. „Dann komme ich zu der Zeit raus und halte Ausschau“, erklärt sie. In ihrer Wohnung gibt es zwar eine Klingel mit Lichtsignal, doch das bemerkt die 86-Jährige nicht immer. Für eine Unterstützung sei sie natürlich auch bereit, eine Aufwandsentschädigung zu zahlen, solange es sich in einem angemessenen Bereich bewege, erklärt sie.

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