
Die WM ist in vollem Gange: So fiebern heimische Handballer mit

Plus Die Handball-WM geht in die heiße Phase. Wie weit kommt Deutschland? Spielerinnen und Spieler aus Aichach-Friedberg haben unterschiedliche Meinungen.
Die Handball-Weltmeisterschaft geht in die heiße Phase. Am Donnerstag beginnt die Hauptrunde. Dann geht es auch für die deutsche Mannschaft um den Einzug ins Viertelfinale. Das Team von Bundestrainer Alfred Gislason qualifizierte sich mit drei Siegen souverän für die Hauptrunde und hat gute Chancen auf das Viertelfinale. Wie die Handballerinnen und Handballer aus Aichach-Friedberg bei der WM mitfiebern und welche Teams favorisiert werden.

Für Kissings Abteilungsleiterin Melanie Pusch stehen vor allem die Spiele mit deutscher Beteiligung hoch im Kurs. "Ich muss allerdings zugeben, dass ich aufgrund meines Kindes nicht jede Minute gesehen habe", so Pusch, die selbst in der Bezirksoberliga-Mannschaft auf dem Parkett steht. Für sie hat die deutsche Mannschaft das Potenzial, sehr weit zu kommen. "Im Angriff sah das bislang sehr gut aus, in der Defensive haben wir aber noch Steigerungspotenzial. Ob es für den Titel reicht, weiß ich nicht, aber das Halbfinale sollte drin sein."
Handball-WM: Kissingerinnen fiebern gemeinsam mit
Bei den vergangenen Turnieren verfolgten die Kissingerinnen das ein oder andere Spiel gemeinsam, das ist auch 2023 wieder geplant: "Das kommt auf den Spielplan an. Aber wir können bestimmt mal eine halbe Stunde später trainieren und uns gemeinsam die Partien anschauen. Es geht ja jetzt erst richtig los." Am Samstag könnte es allerdings schwierig werden. Denn zeitgleich zum zweiten Gruppenspiel der Deutschen sind die KSC-Damen in der BOL beim TSV Göggingen gefordert.

Udo Mesch, Co-Trainer bei den Bayernliga-Handballern des TSV Friedberg, hat schon so manche WM erlebt. Der erfahrene Trainer, der auch schon beim TSV Aichach an der Seitenlinie stand, ist weniger optimistisch, was den Auftritt der deutschen Nationalmannschaft anbelangt.
Deutschland bei WM: Friedbergs Co-Trainer ist skeptisch
"Offensiv ist das schön anzuschauen, aber die Verteidigung gewinnt Titel. Und die ist mir viel zu offen. Wir bekommen zu viele einfache Gegentore durch das Zentrum", so Mesch, der deshalb die deutsche Mannschaft nicht zum Favoritenkreis zählt. "Norwegen, Dänemark oder auch Frankreich sind sehr souverän. Die Deutschen müssen sich gehörig steigern, aber selbst dann glaube ich, dass im Viertelfinale Schluss ist."
Mesch und sein Team befassen sich aktuell aber ohnehin nicht so wirklich mit der WM, denn für die Friedberger beginnt am Samstag die Abstiegsrunde: "Unser Fokus liegt natürlich auf dem ersten Spiel in Ismaning." Das findet um 19.30 Uhr statt und kollidiert deshalb mit dem Spiel der deutschen Mannschaft gegen Argentinien, das um 18 Uhr angepfiffen wird. Mesch: "Ab dem Viertelfinale kann man vielleicht mal ein Training verschieben, um ein Spiel gemeinsam zu schauen, vorher aber nicht."
Wenn Handball auf höchstem Niveau im Fernsehen präsentiert wird, dann ist es selbstverständlich, dass diese Übertragungen auch bei den Teams des TSV Aichach, die den Bezirksoberligen angehören, auf großes Interesse stoßen. Das Spiel der deutschen Mannschaft gegen Serbien (34:33) verfolgte am Sonntag ein Teil des Damenteams gemeinsam. Als etwas ungünstig erwies sich da der Spielplan für die Herren. Die verpassten einen Teil dieser Partie, weil sie bei der HSG Lauingen-Wittislingen selber um Punkte kämpften. Danach wurde die Schlussphase des zweiten WM-Duells der Deutschen in der Kabine verfolgt. Eigens hatte man einen Beamer mitgebracht, doch es kam zu technischen Problemen. Die hatten zur Folge, dass man sich mit den Smartphones begnügen musste.

Aichacher Trainer sind angetan von Handball-WM
Und wie sehen die beiden Trainer das Thema Weltmeisterschaft? Stefan Knittl, der Spielertrainer bei den Männern, spricht von "einer tollen, einer jungen Truppe". Und wo könnte die am Schluss landen? "Wenn die sich in einen Rausch reinspielt, warum soll da nicht mehr rausspringen?" Allgemein traut man der Vertretung des Deutschen Handballbundes zu, dass sie bei den Großen mitmischen kann, aber wohl kaum in den Kampf um die Medaillen wird eingreifen können. Dafür kommen nach Knittls Ansicht in erster Linie Frankreich oder Dänemark in Betracht. Und dann verrät er noch, dass sein Herz bei diesem Turnier eher für die Außenseiter schlägt: "Ich bin generell ein Freund von sogenannten Underdogs." Konkret denkt er dabei an Slowenien, also an ein Land, das nur wenige zum engsten Favoritenkreis zählen.

Auch Lutz Augner, seit dem Sommer für die erste Frauenmannschaft des TSV Aichach zuständig, zeigt sich angetan von den bisherigen deutschen Leistungen in den Gruppenspielen. Doch er weist gleichzeitig auf ein Manko hin: "Die haben immer einen Minutenanteil dabei, wo sie Fehler machen. Das sind manchmal zehn Minuten." Diese Schwächephasen müsse man reduzieren, so seine Forderung. Denn wenn es zu den Duellen mit den Topteams kommt, dann sei eine niedrige Fehlerquote von großer Bedeutung. Dabei denkt Augner an das Kräftemessen mit Spanien beispielsweise, mit Frankreich oder Norwegen ebenso. Was er bisher am Fernsehschirm gesehen hat, das entsprach weitgehend seinen Wünschen: "Es macht Spaß, da zuzuschauen. Das kann man sich schon antun. Die Jungs sind motiviert, sie spielen erfrischend." Einen Spieler stellt er explizit heraus: "Häufig laufen die Angriffe über Juri Knorr, ein exzellenter, ein schneller Mann. Den kannst du nicht verteidigen."
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