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Friedberg
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Ärger bei Betroffenen: Behindertenparkplatz am Marienplatz Friedberg oft blockiert

Interview

Autos und Fahrräder blockieren Behindertenparkplätze: „Derjenige verwehrt mir die Teilhabe“

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    Auf dem Marienplatz in Friedberg, wird der Behindertenparkplatz immer wieder von Fahrrädern zugeparkt.
    Auf dem Marienplatz in Friedberg, wird der Behindertenparkplatz immer wieder von Fahrrädern zugeparkt. Foto: Christine Hornischer (Archivbild)

    Am Friedberger Marienplatz ist der Behindertenparkplatz gelegentlich durch Fahrräder blockiert. Ist das ein Einzelfall?
    JOSEF KOPPOLD: Das ist oft so, nicht nur in Friedberg. Je zentraler der Behindertenparkplatz liegt, desto häufiger wird er zugestellt – mit Fahrrädern, Werbeständern oder anderen Dingen. Im Winter wird dort oft auch der Schnee hingeräumt. Mit solchen Problemen ist man als Mensch mit Behinderung häufig konfrontiert. Das ist aber auch kein neues Phänomen. Ich sitze seit 34 Jahren im Rollstuhl und das war schon immer so.

    In der Straßenverkehrsordnung heißt es, dass man Fahrräder auch selbst versetzen darf. Ist das eine Option?
    KOPPOLD: Eine nette Idee, also ich persönlich kann das nicht.

    Vielen scheint es nicht klar zu sein, deshalb explizit danach gefragt: Welche Folgen hat das für Sie und andere Menschen mit Behinderung?
    KOPPOLD: Ich bin auf einen Behindertenparkplatz angewiesen, wenn es keinen zentralen Parkplatz mit genug Platz gibt, muss ich wieder heimfahren. Wir orientieren uns grundsätzlich da hin, wo wir am besten klarkommen. Denn unser Anspruch ist ja schon, weitestgehend selbständig, ohne Hilfe unterwegs sein zu können. Da überlegen wir: Wo ist ein geeigneter Parkplatz? Wo ist eine barrierefreie Toilette? Wo passende Gastronomie? Wo kann man einkaufen?

    Seitdem er als junger Mann schwer verletzt wurde, sitzt Josef Koppold im Rollstuhl. Als Behindertenbeauftragter des Landkreises ist Barrierefreiheit sein großes Ziel. Das Bild stammt aus dem Jahr 2017.
    Seitdem er als junger Mann schwer verletzt wurde, sitzt Josef Koppold im Rollstuhl. Als Behindertenbeauftragter des Landkreises ist Barrierefreiheit sein großes Ziel. Das Bild stammt aus dem Jahr 2017. Foto: Gönül Frey (Archivbild)

    Gibt es solche Orte überhaupt im Landkreis Aichach-Friedberg?
    KOPPOLD: Ja, das gibt es schon zum Teil. Das hat sich in den vergangenen Jahren auch deutlich gebessert. Ein Beispiel ist die Gaststätte St. Afra im Felde. Dort gibt es einen Behindertenparkplatz, der bei mir noch nie zweckentfremdet oder vollgestellt war, der Zugang ist ordentlich und so weiter... Ein Negativbeispiel ist das Gesundheitszentrum in Mering.

    Was ist da das Problem?
    KOPPOLD: Das begleitet mich als Behindertenbeauftragter des Landkreises tatsächlich schon seit Jahren. Dort ist der Parkdruck enorm groß. Deshalb sind die Behindertenparkplätze dort häufig durch andere Fahrzeuge blockiert. Wir haben ihn schon mit Signalfarbe markiert, also das Argument „Das habe ich nicht gesehen“ zieht eigentlich nicht mehr. Es ist auch besser geworden, aber es stehen dort trotzdem immer wieder Autos, die dort nicht parken dürften.

    Und am Marienplatz in Friedberg? Welche Erfahrungen haben Sie dort schon gemacht?
    KOPPOLD: Den Parkplatz dort gibt es schon, seit ich im Rollstuhl sitze. Die Probleme sind erst losgegangen, als das Café reingekommen ist. Bei schönem Wetter fährt jeder mit dem Fahrrad, isst ein Eis. Klar, dann gibt es eine Menge von benötigten Fahrradplätzen. Da ist es naheliegend, dass das ein oder andere Fahrrad nah oder auf dem Behindertenparkplatz steht. Aber der komplette Platz ist wichtig, um die Tür öffnen zu können. Man kann es nochmal so deutlich sagen: Die Plätze sind nicht irgendwie da, weil es schick oder toll ist, sondern weil Menschen sie benötigen. Wenn jemand den Parkplatz so verstellt, dass er nicht mehr genutzt werden kann, dann verwehrt mir derjenige die Teilhabe.

    Zur Person

    Josef Koppold engagiert sich seit rund 30 Jahren für Menschen mit Behinderung im Landkreis Aichach-Friedberg. Er selbst wurde durch einen Unfall in jungen Jahren querschnittsgelähmt. Lange Zeit war er hauptamtlicher Behindertenbeauftragter im Landratsamt. Seit gut drei Jahren ist er ehrenamtlicher Behindertenbeauftragter.

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