Eigentlich hat man Hansjörg Durz sein Wahlkampfthema weggenommen. Der studierte Betriebswirt und frühere Unternehmer sitzt in den Bundestagsausschüssen für Wirtschaft und Digitales - Steilvorlage für einen Wirtschaftswahlkampf. Doch nach dem tödlichen Messerangriff in Aschaffenburg wurde Migration zum Thema Nummer eins. Mittlerweile habe sich das jedoch wieder gewendet, berichtet der CSU-Politiker im Gespräch mit unserer Redaktion. Immer mehr Menschen sprechen ihn (wieder) auf die Sorge um die Wirtschaft und den Ärger über Bürokratie an.
Mit einer CDU/CSU-geführten Bundesregierung werde sich diese Situation verbessern, verspricht der 53-Jährige. Global schwierigen Lage hin oder her: In Deutschland sei in dieser Hinsicht in den vergangenen Jahren zu wenig passiert. Schlusslicht des Wirtschaftswachstums in Europa - das müsse sich dringend ändern.



Wie das passieren kann, dazu hat er eine eindeutige Meinung: Das Land brauche Stabilität statt Dauerstreit, eine Regierung, die klare Perspektiven ausgibt. Mit wem die CDU/CSU am besten koalieren sollte, um das zu bewirken, dazu mag er nichts sagen, außer: „Man muss das Wahlergebnis abwarten.“
Diese Stabilität und Perspektiven, hofft Durz, könne auch den Auftrieb der AfD stoppen. Nach der Wahl 2021 mit einem miserablen CSU-Ergebnis hatte der Neusässer sich im Gespräch mit unserer Redaktion hierzu deutlich geäußert. Er kritisierte handwerkliche Fehler der Union, forderte, das bürgerliche Lager wieder besser zu erreichen. Damals hatte er mit 40,6 Prozent sein schlechtestes Ergebnis eingefahren, auch wenn es um einiges über dem der CSU lag. Die Prognosen für den 23. Februar sehen besser aus, allerdings ist klar: Auf Kosten der AfD werden die Erfolge der Union nicht gehen. Vor allem den Umgang der Ampel-Koalition mit den Themen Migrationspolitik, Heizungsgesetz und Bürgergeld macht Durz für diesen Aufschwung der AfD verantwortlich.
Hansjörg Durz (CSU) ist seit 2013 Bundestagsabgeordneter
2013 wurde er erstmals als Direktkandidat für den Wahlkreis Augsburg-Land in den Bundestag gewählt. Die Zeit seit 2021 verbrachte er in der Opposition - ließ sich da etwas bewegen, gerade auch auf regionaler Ebene? Ja, sagt Durz.
Für ihn ist der Bahnausbau das große Thema dieser und der nächsten Zeit. In einem „großen Konsens“ eine Lösung für den 5,5 Milliarden Euro teuren Ausbau der Strecke Augsburg-Ulm mit neuer Trasse zu finden, sei eine Leistung gewesen. Davon hänge viel ab: die Sanierung der Bestandsstrecke inklusive barrierefreier Ausbau der Bahnhöfe, Reaktivierung der Staudenbahn, Neukonzeption und Entlastung des Knotens Hauptbahnhof Augsburg, Neuplanung für die Strecke nach Donauwörth, um dort Kapazitäten zu erweitern. Der Gutachter für den Deutschlandtakt sei zudem beauftragt, eine überregionale Entlastung vom Güterverkehr über Augsburg zu finden, so dass es Kapazitäten für die Paartalbahn Richtung Ingolstadt und den Regionalverkehr nach Süden gibt.
CSU-Bundestagskandidat Hansjörg Durz will Bürokratie abbauen
Ein Problem, das sich auch auf die Landkreise Augsburg und Aichach-Friedberg auswirke, sei die Bürokratie. „Sie erstickt jegliche Dynamik.“ Das zeige sich an den steigenden Insolvenzen vor Ort. Durz fordert den Rückbau von alten und gegebenenfalls die Befristung neuer Gesetze, Ausbau der digitalen Infrastruktur auch auf dem Land und eine „moderne Kommunikation“ vom Staat zu Unternehmen und Bürgern.
Um all das an die Wählerinnen und Wähler zu bringen, ist der frühere Neusässer Bürgermeister viel unterwegs. Zeit für seine Frau und die beiden Kinder bleibt wenig. Nach der Wahl allerdings will er sich eine kleine Auszeit gönnen, ein Urlaub, dessen Anlass das bestandene Abitur der Tochter im vergangenen Jahr war. Nur war bislang keine Zeit. Wo es hingeht? Noch unklar. Ein bisschen ist das Leben halt doch wie die Politik.
Da bin ich mal gespannt ob die Kandidaten der anderen Parteien auch interviewt werden.
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