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Mering: Baustoff-Zwischenlager im Lechfeld: Jetzt spricht die Unternehmerfamilie

Mering

Baustoff-Zwischenlager im Lechfeld: Jetzt spricht die Unternehmerfamilie

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    Baustoffrecycling findet direkt auf der Baustelle statt. Das geprüfte und zertifizerte Material wird unter anderem später im Landschaftsbau verwendet.
    Baustoffrecycling findet direkt auf der Baustelle statt. Das geprüfte und zertifizerte Material wird unter anderem später im Landschaftsbau verwendet. Foto: Schreiner Abbruch

    Familie Schreiner aus Mering versteht die Welt nicht mehr. Andrea und Richard Schreiner sitzen abends mit ihren Söhnen Richard und Simon in ihrem Büro und blicken auf die Bilder in ihrem Computer. Die Fotos zeigen genau, wie Baustoffe wiederverwertet werden. Diese Recycling-Baustoffe sind geprüft, güteüberwacht und zertifiziert. „Dieses Material darf später für den Erd- und Tiefbau, für Straßen- und Wegebau oder auch für den Hochbau sowie für Garten- und Landschaftsbau verwendet werden“, erklärt Seniorchef Richard Schreiner. Doch auf einem vom Unternehmen gepachteten Grundstück an der Staatsstraße 2032 zwischenlagern, das wird ihnen verwehrt.

    Wasserwirtschaftsamt stellt klar: „Es gibt kein Verbot“

    Im Marktgemeinderat wurde darüber diskutiert, dass sich das Gebiet in der Trinkwasserschutzzone der Gemeinde Kissing befinde. „Uns war das aber nicht bekannt, sonst hätten wir das dort doch gar nicht geplant“, sagt Richard Schreiner. Angeblich sei die Schutzzone bislang falsch angegeben. Dabei hat Schreiner noch im Juli 2024 ein Schreiben vom WWA erhalten, wonach er als Kompromisslösung die Zwischenlagerung der RC1-Baustoffe dort vornehmen kann, wenn er den Boden entsprechend befestigt, für eine entsprechende Entwässerung sorgt oder ein Dach über dem gelagerten Material errichtet, um eine Auswaschung ins Erdreich zu verhindern. „Das alles soll nun auf einmal nicht mehr gelten?“, fragt sich Schreiner. Gudrun Seidel, Leiterin des Wasserwirtschaftsamts Donauwörth, erklärt auf Nachfrage unserer Redaktion: „Bezüglich der besagten Zwischenlagerfläche wurde kein Verbot vom Wasserwirtschaftsamt ausgesprochen. Lediglich zu einer Bauschuttaufbereitungsanlage wurden wasserwirtschaftliche Bedenken geäußert, da eine Gefährdung des Grundwassers nicht ausgeschlossen werden kann.“

    Und ihr Kollege Oliver Chmiel erklärt: „Aufgrund aktueller Grundwassermodellierungen gibt es Hinweise, dass das Wasserschutzgebiet der Gemeinde Kissing neu berechnet und überarbeitet werden sollte. Dies wäre turnusmäßig bis 2030 sowieso nötig, da dann das Wasserrecht für die Wasserentnahme ausläuft.“ Diesbezüglich gebe es derzeit Abstimmungsgespräche mit den betroffenen Gemeinden. „Wie genau das Wasserschutzgebiet nach der Überrechnung aussieht und welche Auflagen damit verbunden wären - für den Fall, dass das Planungsgebiet zukünftig im Wasserschutzgebiet liegen würde - lässt sich zu dem Zeitpunkt noch nicht abschließend sagen.“

    Armin Neumair von der Bauabteilung der Marktgemeinde Mering erklärt jedoch: „Es gab Gespräche mit dem Wasserwirtschaftsamt, die genau darum gingen, dass in dem betroffenen Gebiet eine Trinkwasserschutzzone drei ausgesprochen wird.“ Auch die Gemeinde Kissing habe bereits signalisiert, dass sie im Falle einer Bauleitplanung einen vorläufigen Schutzstatus für diesen Bereich beantragen wollen. Das bestätigt auch Bürgermeister Florian Mayer.

    So sieht der RC1-Baustoff aus, der auch für den Straßenbau eingesetzt wird.
    So sieht der RC1-Baustoff aus, der auch für den Straßenbau eingesetzt wird. Foto: Schreiner Abbruch

    Das Abbruch-, Rückbau-, Erdarbeits- und Fuhrunternehmen ist auf diese Zwischenlagerung angewiesen. „Bislang werden die Baustoffe direkt auf der Baustelle gebrochen und so klein verarbeitet, dass sie fast wie Kies aussehen“, schildert Simon Schreiner. Diese Stoffe seien viel belastbarer und tragfähiger als Kies. Ein weiterer Vorteil sei auch die Wiederverwertung. Jährlich fallen allein in Bayern 49,6 Millionen Tonnen Bau- und Abbruchabfälle, inklusive Bodenaushub an. Davon werden im Moment etwa 22,3 Prozent recyclet. Der Rest wandert in die Deponie. „Dabei lassen sich durch diesen Bauschutt neue, qualitätsgeprüfte Baustoffe erzeugen“, sagt Richard Schreiner. Er erklärt, dass seit 2024 eine neue Baustoffverordnung vorschreibe, so viel wie möglich von alten Baustoffen wieder zur verwerten.

    Gebrochen werden die Baustoffe direkt auf der Baustelle. Nach der Prüfung und Zertifizierung sollen sie zwischengelagert werden.
    Gebrochen werden die Baustoffe direkt auf der Baustelle. Nach der Prüfung und Zertifizierung sollen sie zwischengelagert werden. Foto: Schreiner Abbruch

    Früher war dort auch die Meringer Mülldeponie

    Das Gelände im Lechfeld, gegenüber der Firma Sonac und der Halle der BMG Donau-Lech, sei vom Standort ideal. Familie Schreiner hat bereits 20.000 Euro für verschiedene Gutachten investiert. Ein Verkehrsgutachten ergab, dass die Staatsstraße den zusätzlichen Lkw-Verkehr aufnehmen kann. Ein Lärmgutachten wurde ebenfalls in Auftrag gegeben, das keine Einwände ergab. Zudem wurde das Planungsbüro OPLA mit ins Boot geholt. „Wir waren sehr zuversichtlich, dass wir unsere Pläne realisieren können.“ 2021 hatte der Marktgemeinderat beschlossen, einen Bebauungsplan für das Gebiet aufzustellen und den Flächennutzungsplan entsprechend zu ändern. Die Lage außerhalb des Wohngebiets sei ideal, waren sich Bürgermeister Florian Mayer und andere Marktgemeinderatsmitglieder damals noch einig.

    Warum aber darf dort die Firma Schreiner doch kein Zwischenlager errichten? Fraglich sei auch, warum ein Tierfuttermittelhersteller sowie die Halle der BMG dort zugelassen werden, die Zwischenlagerung von etwa 500 Kubikmeter Recyclingbaustoffe jedoch nicht. Zudem habe sich in direkter Nachbarschaft die ehemalige Deponie von Mering befunden. „Ich will gar nicht wissen, was da alles lagert“, sagt UWG-Marktgemeinderat Paul Kuhnert. Er setzt sich zusammen mit seiner Fraktion dafür ein, dass die Firma in Mering bleiben kann.

    „Das Gelände der ehemaligen Deponie wird mehrmals im Jahr beprobt“, stellt Armin Neumair klar. Zudem müsse auch die Firma Sonac mit höheren Auflagen rechnen, wenn die Trinkwasserschutzzone Drei dann gelte. „Dann werden Baumaßnahmen nur möglich sein, die einer Verbesserung der Wasserwirtschaft dienen“, stellt Neumair klar.

    Beim Wasserwirtschaftsamt Donauwörth (WWA) liegen, so die Auskunft der Unternehmerfamilie Schreiner, alle notwendigen Gutachten und Unterlagen vor. Richard Schreiner erklärt, dass im Juli 2024 die Kompromisslösung vonseiten des WWA, bereits an ihn und das beauftragte Planungsbüro gegangen war. Dieses Schreiben liegt unserer Redaktion vor. „Die Auflagen für eine Halle seien aber zu teuer“, sagt Schreiner. Das habe ihm auch der Planer so bestätigt. Dass nun zusätzlich auch noch die Trinkwasserschutzzone für die Gemeinde Kissing neu berechnet wird, könne er nicht nachvollziehen. „Wir sind jetzt 42 Jahre mit unserem Firmensitz in Mering und beschäftigen 21 Mitarbeiter, es wäre doch echt schade, wenn wir dieses Grundstück für unsere RC-Baustoffe nicht realisieren können und dann unsere Firma verlagern müssten.“ Ein Angebot für einen Alternativstandort außerhalb von Mering gebe es bereits. Bürgermeister Mayer erklärte im Gespräch mit unserer Redaktion: „Ich habe der Firma andere Ideen für ein Zwischenlager vorgeschlagen.“ Doch Schreiner betont: „Eine Fläche im Gewerbegebiet kommt schon allein wegen der Lärm- und Staubbelästigung nicht infrage.“ Da sei der Ärger vorprogrammiert.

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