
Meringer Autorin widmet sich der Bildung mongolischer Jugendlicher

Zum 50-jährigen Bestehen der diplomatischen Beziehungen mit der Mongolei veröffentlicht Solongo Treml aus Mering ein Buch über mongolische Schülerinnen und Schüler.
Solongo Treml lebt seit 18 Jahren in Mering. Die gebürtige Mongolin kam im Alter von elf Jahren zum ersten Mal aufgrund ihrer guten Leistungen im Fach Deutsch im Rahmen eines Schüleraustausches nach Bayern und verliebte sich gleich in die Landschaft. Ihr Traum ging in Erfüllung, hier einmal mit ihrer Familie leben zu dürfen.
Durch Zufall erfuhr sie, dass 35 Kinder und Jugendliche mit Oberschulbildung in den Jahren von 1926 bis 1930 im Rahmen der neuen Bildungspolitik des mongolischen Staates zu Ausbildung und Lehre nach Deutschland und Frankreich entsandt wurden. Aus diesen jungen Menschen wurden die führenden Köpfe in Kunst und Kultur, Wissenschaft und Bildung sowie Wirtschaft und Industrie der modernen Mongolei.
Solongo Treml stellt ihr Buch in der mongolischen Botschaft in Berlin vor
Nach vier Jahren Recherche und einem weiteren Jahr des Schreibens veröffentlichte die Autorin vor kurzem in Berlin in der mongolischen Botschaft ihr Buch "Der historische Schicksalsweg der ersten mongolischen Schüler in Deutschland und Frankreich 1926 – 1930“ in mongolischer Sprache. Sie plant, das Werk für ihre deutschen Mitbürgerinnen und Mitbürger bald zu übersetzen.
"Nach dem Beschluss der 42. Sitzung der mongolischen Volksregierung vom 27. November 1925 nahmen die Schüler Ayurzana, Dugersuren, Namsrai und Urtnasan im Juli 1926 ihr Studium in Frankreich auf. Der damalige Bildungsminister Erdenebatkhaan begleitete sie höchstpersönlich bis nach Frankreich“, so wurde es in historischen Notizen festgehalten. Mit diesem Schritt war der Grundstein für die Aus- und Fortbildung von weltweit konkurrenzfähigen Wissenschaftlern der Mongolei gelegt. Einige verbrachten ihre fünf Jahre allerdings auch in Deutschland.
Solongo Treml stützte sich für ihr Buch hauptsächlich auf das Tagebuch von Tundeviin Ayurzana – sein Kurzname ist Yoza -, welches ihr der Enkel anvertraute. Yozas Foto ziert die Titelseite des Buches, darunter ist die Landschaft der Mongolei zu sehen. Aus Yoza wuchs später der herausragende Gründer der modernen, nach wissenschaftlichen Grundzügen betriebenen Viehzucht in der Mongolei heran.
Buch gibt Einblicke über mongolische Jugendliche vor 100 Jahren
"Yoza entwickelte die erste feinrassige Schafwolle in der Mongolei. Andere Schüler lernten die Buchherstellung, Fotografie oder einen Film zu drehen“, verrät Solongo Treml. Auf Seite 53 ihres Buches ist das Foto der hübschen Haalaa zu sehen, die in einer Schokoladenfabrik in Deutschland arbeitete. Da der Sohn dieser Familie sich in sie verliebt hatte, wurde eine Schokolade nach ihr benannt, weiß Treml.
Die Biographien dieser 35 Jugendlichen waren bisher nicht erforscht und detailliert dargestellt worden. Tremls Buch erlaubt daher der modernen Jugend in der Mongolei eine eindrucksvolle Begegnung mit einem Jugendlichen vor 100 Jahren. Es ermöglicht ihnen, die Ereignisse von damals mitzuerleben und somit eine Reise in die Vergangenheit zu machen.
Leider blieben die Jugendlichen nach ihrer Rückkehr in den Jahren der großen politischen Repressionen nicht verschont. Gerade wegen ihrer glänzenden Leistungen für Wissenschaft, Kultur, Kunst und Landwirtschaft in der eigenen Heimat wurden sie verfolgt, einige von ihnen sogar hingerichtet, die meisten landeten für mehrere Jahre im Gefängnis.
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