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Schadhafte Kanäle in Kissing: Viel Fremdwasser dringt ein

Kissing

Risse, Ablagerungen, undichte Anschlüsse – so steht es ums Kissinger Kanalsystem

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    Das Kissinger Kanalsystem ist an einigen Stellen sanierungsbedürftig, wie unter anderem dieses Foto von der Bahnhofstraße zeigt.
    Das Kissinger Kanalsystem ist an einigen Stellen sanierungsbedürftig, wie unter anderem dieses Foto von der Bahnhofstraße zeigt. Foto: Gemeinde Kissing

    Wasser dringt ein, starke Ablagerungen verengen die Rohre – das Kanalsystem in Kissing ist teils in schlechtem Zustand. Die Gemeinde will es nach und nach sanieren lassen. Dazu stellten Julia Schlämmer und Jan Wozniak vom Büro Stein Ingenieure im Bauausschuss ein Konzept vor. Sie hatten sich zunächst mit zwei Gebieten im Altort und angrenzenden Straßenzügen befasst. Dort fanden sich stellenweise massive Schäden.

    Untersucht hatten sie zum einen das Teilgebiet-3 Süd mit den Straßen Am Anger, Bachgasse, Badangerstraße, Bahnhofstraße, Eichweidweg, Krautgartenweg, Meringerstraße, Paarfeldstraße, Schulstraße, Stefansgasse und Trathstraße. Als Zweites nahmen die Experten das Teilgebiet-10 Nord unter die Lupe mit Bahnhofstraße, Büchelstraße, Glochstraße, Paargasse, Ottmaringer Straße, Hauptstraße und Petersberg. Basis für die Untersuchung waren Lagepläne und von der Gemeinde beauftragte Kamerabefahrungen.

    Eindringendes Grundwasser kann zu Rückstau in die Hausanschlüsse führen

    Die Bilder zeigten Risse und undichte Verbindungsstellen der Kanäle. Durch eindringendes Wasser lagert sich außerdem Kalk ab, der den Durchmesser der Rohre stellenweise stark verkleinert. Das Teilgebiet Süd umfasst insgesamt 3.052 Meter Hauptkanal und 632 Meter Anschlussleitungen. Davon besteht laut dem Ingenieurbüro auf einer Länge von 2247 Metern Sanierungsbedarf. Die Experten stellten im Hauptkanal eine Infiltration von 34 Prozent fest, bei den Anschlussleitungen von 7 Prozent. Die Vermutung der Ingenieure ist, dass in dem Untersuchungsgebiet vor allem Grundwasser eintritt. Bei hohen Grundwasserständen könne dies dazu führen, dass es einen Rückstau vom Hauptkanal in die Anschlussleitungen gibt.

    Beim untersuchten Teilgebiet Nord war das Ergebnis etwas günstiger. Dieses umfasst insgesamt 1749 Meter Hauptkanal und 686 Meter Anschlussleitungen, auf einer Länge von insgesamt 698 Metern besteht Sanierungsbedarf. Die Infiltration im Hauptkanal liegt hier bei 14 Prozent, bei den Anschlussleitungen bei 11 Prozent. Die Ingenieure gehen davon aus, dass es sich vor allem im Bereich von Paargasse und Bahnhofstraße um Wasser aus der Paar handelt, das in den Kanal eindringt.

    Eine komplette Erneuerung des Kanals in offener Bauweise sei aber nur an wenigen Stellen nötig. Bei den meisten Schäden reichen einfache Reparaturen, wie etwa das Anbringen von Innenmanschetten oder Abfräsen von Ablagerungen. In anderen Bereichen lassen sich die Probleme mit einem Schlauchliner beheben. Dabei wird eine Art zweite Haut in den Kanal eingezogen. Diese Lösung hat laut dem Ingenieurbüro eine Lebensdauer von 50 bis 80 Jahren. Die Kosten für die empfohlenen Maßnahmen belaufen sich im Teilgebiet Süd auf 245.000 Euro und im Teilgebiet Nord auf 170.000 Euro.

    Grundstückseigentümer mit undichtem Hausanschluss sollen angeschrieben werden

    Bürgermeister Reinhard Gürtner richtete einen Appell an die Grundstückseigentümer, dass diese auf ihren Grundstücken ebenfalls eine Dichtigkeitsprüfung durchführen sollten. Ludwig Asam (Grüne) fragte nach, ob betroffene Eigentümer, bei denen das Ingenieurbüro eintretendes Fremdwasser feststellte, auch angeschrieben würden. Julia Schlämmer von Stein Ingenieure erklärte, dass ihr Büro zu 95 Prozent feststellen könne, zu welchem Haus ein undichter Anschluss gehöre. Ob die Verantwortlichen angeschrieben werden, liege jedoch nicht bei ihr.

    Silvia Rinderhagen (SPD) war aufgefallen, dass die Schadensbilder teils bis August 2020 zurückreichen. Sie fragte, ob es nicht neuere Bilder brauche. Ingenieur Jan Wozniak erklärte, dass vor Beginn der Sanierungsarbeiten noch einmal eine Kanalbefahrung durchgeführt wird. Sollte sich die Situation stark verändert haben, könne man dann immer noch die Maßnahmen anpassen. Franz-Xaver Sedlmeyr (CSU) meinte, dass sich vermutlich durch das Hochwasser 2024 der Zustand der Kanäle weiter verschlechtert habe. „Für uns ist wichtig, dass baldigst was unternommen wird. Und wichtig ist auch, dass wir die Leute wegen der Hausanschlüsse anschreiben können“, betonte er.

    Bauamtsleiter Bernd Miller versicherte, dass die Gemeinde natürlich die Hauseigentümer kontaktieren werde, bei denen erkennbar Fremdwasser eindringt. Der Bauausschuss stimmte den Sanierungsvorschlägen ohne Gegenstimme zu.

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