
Fußball: Die Saison soll sportlich beendet werden

Plus Rund zwei Drittel der bayerischen Fußball-Vereine stimmen dafür, die Spielzeit 2019/20 frühestens im September fortzusetzen. Große Zustimmung im Landkreis.

Mit großer Spannung war es erwartet worden, das Ergebnis der Abstimmung, zu welcher der Bayerische Fußball-Verband (BFV) seine rund 4300 Vereine aufgerufen hatte. Die Vereinsverantwortlichen sollten mitentscheiden, wie mit der laufenden Saison Verfahren werden sollte: Annullierung oder Abbruch oder Fortsetzung frühestens ab 1. September, so lautete die Frage. Und die Vereine, die über das Wochenende abstimmen konnten, sprachen sich beinahe mit einer Zweidrittelmehrheit für den Weg aus, den der BFV vorgeschlagen hatte: Unterbrechung der Saison bis 31. August, Fortsetzung der Spielzeit frühestens am 1. September.
Dank vom BFV-Präsident Rainer Koch
„Unser großes Dankeschön geht an alle Vereine in ganz Bayern, die in solch überragender Mehrheit mit ihrer Stimmabgabe dazu beigetragen haben, dass dieses Meinungsbild auf einem ganz festen und breiten Fundament steht. Völlig losgelöst von dem, wie jeder Verein abgestimmt hat, lebt Demokratie vom Mitmachen – und unsere Vereine haben das auch in dieser für uns alle äußerst schwierigen Lage eindrucksvoll getan. Dafür Danke!“, sagte BFV-Präsident Rainer Koch am Montag.
68 Prozent der Vereine, die abgestimmt hatten, waren für den Vorschlag des Verbandes und auch im Landkreis Aichach-Friedberg fand sich wohl eine breite Mehrheit dafür, zu versuchen, die Saison 2019/20 sportlich möglichst fair zu Ende zu bringen.

Georg Resch vom SV Mering stimmt mit Ja
Auch Georg Resch, der Präsident des Landesligisten SV Mering, stimmte für den Vorschlag des Verbandes. „Ich habe mich natürlich mit der Abteilungsleitung und den Trainern abgesprochen und mit Ja gestimmt“, so Resch. Sollte im September noch kein Spielbetrieb möglich sein, könne man auf einen späteren Zeitpunkt ausweichen. „Was mache ich bei einem Abbruch mit Auf- und Abstieg?“, fragte sich Resch. Nur Auf- und keine Absteiger wie beim Handball seien für ihn keine Option. Der MSV-Funktionär befürchtet auch, dass eine Klagewelle auf den Verband zurollen könnte, sollte die Saison abgebrochen oder annulliert werden. „Und für die Prozesskosten, die dann auf den Verband zukämen, müssten wohl auch wieder die Vereine mit ihren Abgaben ihren Beitrag leisten“, erklärte Resch.

Friedberg: Marcus Mendel steht hinter dem Verband
„Ich stehe in dieser Sache voll hinter dem Verband und war deshalb für den BFV-Vorschlag“, erklärte Marcus Mendel, Abteilungsleiter des Bezirksligisten TSV Friedberg, der aber ein deutlich knapperes Ergebnis erwartet hatte. Bei einem Abbruch würden sich die aufregen, die ganz oben oder ganz unten stehen, bei einer Annullierung alle – und so ist die Fortsetzung seiner Meinung nach die beste Option. „Ich glaube zwar nicht daran, dass wir im September wieder spielen können. Ich glaube, dass es länger dauern wird, bis überhaupt wieder Sport betreiben können. Ich denke auch, dass die Spielzeit 2020/21 ausfallen wird, aber so geht eben nur eine Saison hops und keine zwei“, meinte Mendel. Der TSV-Fußball-Boss hätte bei einem Saisonabbruch auch eine Flut von Klagen erwartet. „Wir wären auch betroffen – zehn Spiele stehen aus, wir sind zwei Punkte hinter dem Relegationsplatz. Warum sollten wir dann absteigen“, fragte Mendel.

Zustimmung für eine Fortsetzung der Saison zu einem späteren Zeitpunkt kam auch vom FC Stätzling. Hier stimmte Abteilungsleiter Manfred Endraß für seinen Verein mit „Ja“. „Das wäre die sportlich fairste Lösung, alles andere wäre ein Schmarrn“, so Endraß. Auch wenn es für den FC Stätzling sportlich wohl weder um Auf- noch um Abstieg geht, ist der FCS-Fußballchef für die sportliche Beendigung der Saison. Endraß hat auch die Problematik mit den Wechselfristen im Blick. „Die Saison würde ja eigentlich am 30. Juni enden, aber das wurde ja ausgesetzt, Spielerwechsel sind so nicht möglich“, meinte er. Der FC Stätzling sei davon eh nicht betroffen, da man keinen Akteur mit Amateurvertrag habe. Auch mit den Trainern sei per Handschlag schon verlängert worden. Sorgen bereiten Endraß die Sportanlage und die Fixkosten, die Anlage müsse ja weiter gepflegt und unterhalten werden. „Und auch unser Sportgaststättenwirt kämpft ums Überleben“, so Endraß.
Auch die Sportfreunde Friedberg signalisierten ein „Ja“ zum Neustart der Saison. Vorsitzender Fritz Sedl und Abteilungsleiter Stefan Weindl hatten sich dahingehend abgesprochen. Sedl würde es aber vorziehen, wenn noch später gestartet werden würde, vielleicht auch erst im Frühjahr 2021.

Fußball: Es gibt auch besorgte Stimmen
Doch es gab auch andere Stimmen, beispielsweise die von Mario Borrelli, dem Abteilungsleiter des Kissinger SC. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass Corona bis Anfang September ausgestanden ist und würde in einer Fortsetzung auch eine Gesundheitsgefahr für die Spieler sehen“, meinte er. Der Italiener hat vor allem die Entwicklung in seinem Heimatland im Blick und befürchtet, dass es auch bei uns noch wesentlich schlimmer kommen werde. „Persönlich würde ich mir wünschen, dass es weiter gehen möge, aber ich glaube es nicht, darum habe ich mit nein gestimmt“, begründete er sein Voting.
Ebenfalls ein „Nein“ kam von Thomas Losinger, dem Abteilungsleiter des BC Rinnenthal. „Ich hatte definitiv vor, mit nein zu stimmen. Ich habe am Sonntag dann aber die Konferenz des Verbandes mit den Vereinen verfolgt und schon verstanden, welche Bauchschmerzen den BFV bei einem Abbruch bedrücken, aber ich bin bei meinem Nein geblieben“, erklärte Losinger. Das größte Problem sei seiner Meinung nach die Antwort auf die Frage, wann es weiter gehen kann. „Wenn wir im Winter fertig werden sollten, was machen wir dann? So gesehen, fände ich einen kompletten Cut besser“, so der BCR-Fußball-Chef. Der hatte übrigens damit gerechnet, dass sich 75 Prozent gegen eine Fortsetzung aussprechen würden – doch das kam nun genau anders herum.
Lesen Sie dazu den Kommentar: Eine vernünftige Entscheidung
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