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Konfektionsgrößen
18.02.2017

Auf der Suche nach dem perfekten Hemd

Das richtige Hemd zu finden ist mittlerweile gar nicht mehr so leicht - da gibt es so einiges zu beachten.
Foto: Angelika Warmuth, dpa (Symbolbild)

Die richtige Kleidung zu finden, wird immer komplizierter. Die Hersteller schneidern Männer-Mode noch enger. Die Größe „Slim“ reicht nicht mehr, längst gibt es Super-Slim.

Von Lukas Podolski, eben „Poldi“, soll die Erkenntnis stammen: „Jetzt müssen wir die Köpfe hochkrempeln und die Ärmel natürlich auch.“ Wie Ersteres geht, ließ der Fußballer offen. Mit dem Hochkrempeln der Ärmel bewies er indes Weitsicht. Denn es muss wohl im Jahr 2006 gewesen sein, als Deutschland begann, sich nicht nur fußballerisch, sondern auch modisch zu emanzipieren. Bei der Weltmeisterschaft im Heimatland – dem Sommermärchen – legte der damalige Co-Trainer Joachim Löw das Sakko ab und trat im hellen Hemd vor die Welt, die Deutschland plötzlich sympathisch fand.

Das Phänomen "Jogi-Hemd"

Jogis Trainer-Chef Jürgen Klinsmann ließ sich anstecken. Und so gibt es Bilder, wo beide den Podolski’schen Imperativ erfüllen und die Hemdsärmel hochkrempeln. Nach der WM wurde der schlanke, gut aussehende Löw die Nummer eins auf der Trainerbank und setzte stärkere modische Akzente, mit denen er deutsche Durchschnittsmänner mit Wohlstandsbäuchlein in Mode- und Hemdenverlegenheit brachte. Bei der 2008 stattfindenden Europameisterschaft sollte das vom Nördlinger Mode-Unternehmen Strenesse entworfene „Jogi-Hemd“ mit dominantem Kragen und zwei auffälligen Nähten auf der Vorderseite Anlass zu Betrachtungen geben. Die Reporterin Tina Molin schrieb, das Hemd sei so eng geschnitten, dass selbst der durchtrainierte Löw beim Sitzen den Bauch einziehen müsse.

Und Gerd Strehle, einst Strenesse-Geschäftsführer, sagte in der Zeit, als Männermode immer körperbetonter wurde: „Die Fußballer von heute sind die besten Dressmen.“ Sie wollten ihre Sinnlichkeit, vielleicht sogar ihre Sexyness ausstrahlen. Mit dem auf dem Körper zu kleben scheinenden blauen Baby-Kaschmir-Pullover von Strenesse und den mit der Haut verwachsen wirkenden Hemden des Herstellers entzückte Jogi Frauen, die davon träumten, ihren Männern würde ebensolche Kleidung passen.

Doch das blieb leider oft Wunschdenken. Was Löw modemäßig angerichtet hat, kann nachvollziehen, wer sich auf die Suche nach einem passenden Hemd begibt. Früher war das einfach. Wer seine Kragengröße wusste – 39, 40 oder 41 –, packte sich ein Exemplar, und meistens passte es. Hemden-Experten sprechen abfällig von „Zelten“, die um Schultern und Bauch Spielräume ließen.

Mit Jogi wurden die luftigen Hemden an den modischen Rand gedrängt. Um die Träger nicht zu diskriminieren, sprechen die beiden führenden deutschen Hersteller Olymp und Eterna bei einer bequemen Passform heute von „Comfort fit“. Leicht taillierte Hemden verkaufen beide Produzenten, die vor Seidensticker den Fachhandels-markt in Deutschland beherrschen, als „Modern fit“. Dann gibt es beim Marktführer Olymp auch noch „Body fit“ und „Regular fit“.

Um herauszufinden, welches Hemd passt, kommen Männer nicht umhin, sich in den Geschäften aushängende Probier-Hemden zu schnappen. Dabei können durchtrainierte Exemplare, deren Oberkörper ein Jogi-V formt, bei Olymp vielleicht sogar zur Form „Level Five“ greifen, bei Eterna bietet sich hier „Slim fit“ an. Da kommt manch Kunde durcheinander. Das reinste Passform-Chaos – und dann alles natürlich auf Englisch.

Nelson Mandela wird 90 Jahre alt. Trotz des hohen Alters ...
14 Bilder
Nelson Mandelas berühmte Hemden

Das Hemden-Passform-Chaos

Wer gar schlank wie ein Strich ist, profitiert aber auch von der neuen Hemden-Vielfalt. In dem hart umkämpften und nur schmale Margen gewährenden Markt haben die Produzenten noch mal die Schere angesetzt. Mark Bezner, Geschäftsführender Olymp-Gesellschafter, ist zufrieden mit ersten Erfolgen der Hemdenlinie „No. Six super slim“. Dünne Heringe können nachmessen, ob sie in das Kleidungsstück passen. Bei einer Halsweite von 39/40 verbleiben im Bereich der Körpermitte nur 92 Zentimeter. Das wäre selbst für Jogi zu eng. Natürlich haben auch Konkurrenten diese Extrem-Hemden im Angebot.

Preislich liegen die deutschen Rivalen um die Vorherrschaft über den männlichen Oberkörper in etwa mit Angeboten von knapp 50, 60 oder 70 Euro gleichauf, wobei sich zu Ausverkaufszeiten (neudeutsch: Sale) zehn Euro, manchmal auch mehr sparen lassen. Bei vielen Männern oder den für sie Hemden kaufenden Frauen ist die Schmerzgrenze jedoch um die 50 Euro angesiedelt – ein Umstand, auf den Experten wie Tim Dörpmund, Redakteur der Fachzeitschrift TextilWirtschaft, immer wieder stoßen. Dabei geht der Preisalarm bei vielen früher los. Sie kaufen gerne und oft bei Discountern für rund zehn Euro ein Hemd. Olymp und Eterna können gegen die Anbieter von Aktionsware nicht mithalten. Sie pumpen im Gegensatz zu den Billigheimern viel mehr Geld in die Marke.

Auch benötigen Firmen wie Eterna große Logistikzentren. Die Händler erwarten, dass die Unternehmen schnell ausverkaufte Ware nachliefern. Und Hemden-Produzenten wie Geschäftsinhaber investieren kräftig in den Ausbau des Onlinehandels. Denn Kunden – ob Jogi-schlank oder Ancelotti-gemütlich – kaufen, wenn sie einmal die für sie perfekte Hemdenform gefunden haben, zunehmend im Internet ein. Auch Frauen und Mütter ergattern so rasch das passende Geschenk. Würden sie ihren Mann oder Sohn gleich richtig vermessen lassen, etwa von dem Maßhemden-Anbieter Oelkrug in Augsburg, könnten sie dort künftig neue Hemden einfach nachbestellen. Zu den Kunden des traditionsreichen Geschäfts gehören der frühere Kanzler Gerhard Schröder und Vertreter des württembergischen Herzoghauses.

Unikat-Hemden - die teure Alternative

Aber so ein gut sitzendes Hemden-Unikat ist sicher teuer? Zunächst dauert es eine Weile, bis Dr. Bernhard Stadler einen Oberkörper vermessen hat und dabei ergründet, „was der Kunde wirklich will“. Nein, es gehe nicht darum, was er selbst wolle. Stadler und seine Frau, die das kleine Geschäft führen, sind beide Biologen. Sie haben das Unternehmen von Verwandten übernommen. Der Hemden-Experte spricht langsam und mit ruhiger Stimme, schaut seinem Kunden tief in die Augen. Es stellt sich ein wohliges Gefühl ein wie bei einem guten Arzt, der sich für seine Patienten Zeit nimmt. Dr. Stadler rückt seinem Klienten etwas näher und sagt: „Ich bilde jetzt Ihre Körpermaße ab.“ Dazu rechnet er den „Wohlfühl-Faktor X“ ein, dessen Größe die eigentliche Schwierigkeit sei. Der Experte mag es eben nicht, wenn Hemden zu eng sitzen.

Einmal vermessen, folgt die Qual der Wahl unter mehr als 300 Stoffen, die aus reiner Baumwolle bestehen. Das erste Maßhemd soll blau sein, genauer gesagt „Oxford lichtblau“. Der Käufer fühlt sich wie in England. Es geht um Qualität. Hinzu gesellen sich Stil und Höflichkeit.

Das geht sicher ins Geld, zumal, wenn es auch noch ein Monogramm, also die Initialen des Trägers, sein soll. Die Spielerei kostet aber nur vier Euro. Am Ende liegt der Preis des Maßhemdes bei rund 100 Euro. Es ist doppelt so teuer wie ein Standard-Hemd von Eterna, das in der Slowakei genäht wird.

Das Oelkrug-Exemplar stammt aus einem Betrieb im bayerisch-hessischen Grenzgebiet. Der für ein Unikat erträgliche Preis ist das Resultat ausgefeilter Logistik. Das oxford-lichtblaue Hemd wird nicht etwa sofort nach dem Auftrag genäht. Erst wenn genügend Exemplare der gleichen Art und Farbe geordert wurden, beginnt die Produktion. Das spart Kosten. Dann erblicken alle im Augsburger Geschäft ausgewählten Details das Hemdenleben.

Auf Kleinigkeiten kommt es an. Bei der Auswahl des Kragens – ob Hai I, Hai II, Windsor, Kent, London, Button-down oder Tab – vergeht die Zeit. Ja, ist eine gesteppte oder eine verdeckte Knopfleiste besser? Soll das Hemd eine Rückenfalte haben? Gönnt sich der Käufer Knöpfe aus Perlmutt für sechs Euro? So kommen dann 100 Euro zusammen. Das einstige Jogi-Hemd von Strenesse kostete 169 Euro. Da wirkt der Preis der Oelkrug-Sonderanfertigung, der immerhin 40 Minuten Beratung vorausgingen, in Ordnung.

Leidiges Thema, aber nötig: Auch beim Hemden bügeln kann man viel falsch machen. Bügel-Führerschein gefällig?
Foto:  Florian Schuh, dpa (Symbolbild)

Bügelführerschein gegen Falten

Nach der langen Suche nach dem perfekten Hemd beginnt nun die eigentliche Herausforderung. Trotz Dampfbügeleisens und guter Vorsätze mangelt es oft an technischer Hemdenglättungs-Finesse. Beim parallelen Fußballschauen lässt manchmal auch die Falten-Rausbügel-Präzision zu wünschen übrig. Also ab nach Aschau, unweit des Chiemsees ins Trainingslager zu einer Meisterin ihres Fachs. Natascha Lederer vergibt dort einen Bügel-Führerschein, eine Art Anti-Falten-Diplom. Immer wieder kommen auch Männer zu ihr. Selbst Trachtler aus dem Ort haben sich fortgebildet. Dazu gibt es Bügelbier und einen Obatzten.

Natascha Lederer inspiziert zunächst die beiden weißen Hemden, die ihr neuer Lehrling – frisch gewaschen und auf einen Bügel gehängt – mitgebracht hat. „Des schaut scho guad aus.“ Jetzt wird es ernst. Der Kragen will gedampfbügelt sein. Das Hemd wird mit der Innenseite des Kragens auf das Bügelbrett gelegt. Von der Kragenspitze geht es zur Mitte, um keine Falten zu erzeugen. Dann kommt die andere Kragenseite dran. „Ned die Ecken vergessen“, wird der Schüler ermahnt. Und: „Mit der Schnauze des Bügeleisens wie mit am Auto voran fahren und ned rückwärts.“ Es folgen Manschetten. Ärmel, der Hemdensattel, die Rückseite, die Knopfleiste und schließlich die Vorderseite.

Wie der Augsburger Maßhemden-Unternehmer spricht Natascha Lederer ruhig auf ihren Lehrling ein: „Immer die Ärmel schön hinlegen.“ Am Ende lächelt sie und sagt: „Fertig is. Des war ois.“ Ein weiteres Hemd folgt. Danach meint die Bügel-Pädagogin: „Hier is Ihr Bügel-Führerschein. Wenn S’ Lust haben, können S’ bei mir anfangen.“ Aber der Journalist will dem bei Frau Lederer beschäftigten Syrer – „einem anerkannten Asylanten“ – nicht den Job wegnehmen. Denn hier bahnt sich eine schöne oberbayerisch-arabische Integrationsgeschichte an. Auch wenn die Chefin ihren Syrer, der zu Hause ein eigenes Geschäft hatte, erst einmal überzeugen musste, dass er nicht die landestypische Rückenfalte in die Hemden der bayerischen Kunden bügeln solle. „Aber er ist guad“, meint die Textilpflege-Spezialistin.

So können Hemden sogar Völker verbinden und Fußballturnieren wie 2006 und 2008 blütenweißen, körperbetonten Jogi-Schick verleihen. Wie sagt der Bayer: „Des passt scho!“

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