Sitzen, Lärm und Einsamkeit machen die Deutschen krank
Nicht einmal jeder zehnte Deutsche lebt rundum gesund, das ergibt sich aus dem DKV-Gesundheitsreport. Die Studie zeigt auch, woran das liegt.
Lieber sitzen als schwitzen, ist bei vielen Menschen angesichts der tropischen Temperaturen die Devise. Doch auch ohne sengende Hitze bleiben bei vielen Deutschen die Joggingschuhe im Schrank. Deutschland ist ein Land der Bewegungsmuffel. Das hat eine Studie der Krankenkasse DKV und der Deutschen Sporthochschule Köln bestätigt, die am Montag in Berlin vorgestellt wurde. Rund 3000 Menschen in Deutschland wurden gefragt, wie gesund sie leben. Das Ergebnis dürfte einige ins Schwitzen bringen.
Nur 43 Prozent der Deutschen bewegen sich genug
Nur neun Prozent der befragten Personen leben nach Einschätzung der Experten ein gesundes Leben. Sie untersuchten die körperliche Aktivität, das Essverhalten, Stressempfinden und den Zigaretten- wie Alkoholkonsum der Deutschen. Zu einem größer werdenden Problem entwickelt sich die mangelnde Bewegung der Menschen. Nur 43 Prozent halten die Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ein. Diese umfassen wöchentlich 150 Minuten moderate Bewegung wie beispielsweise zügiges Gehen und 75 Minuten sportliche Aktivität wie Joggen. Vor acht Jahren haben noch 60 Prozent der Deutschen sich ausreichend bewegt. „Wir gucken lieber Sport, als dass wir ihn machen“, zieht Ingo Froböse, wissenschaftlicher Leiter des DKV-Reports, sein Fazit. Noch erschreckender ist für den Sportprofessor ein anderes Ergebnis. Jeder zehnte Deutsche gibt an, gar keiner körperlichen Aktivität für länger als zehn Minuten nachzugehen – weder bei der Arbeit noch in der Freizeit.
Sitzenbleiben entwickelt sich zunehmend zum „Volkssport“. Im Schnitt bleibt der Deutsche siebeneinhalb Stunden am Tag hocken – 30 Minuten mehr als vor drei Jahren. Die Arbeit vor dem Computer ist ein Faktor, doch Professor Froböse merkt an, dass viele Berufstätige auch nach Feierabend das Sofa dem Laufband vorziehen. Das lange Sitzen ist ein Risikofaktor für Zivilisationskrankheiten wie Diabetes Mellitus, Rückenschmerzen oder Herz- und Kreislauferkrankungen.
Nicht nur mangelnde Bewegung wirkt sich auf das körperliche wie seelische Wohlbefinden aus. Ständiger Lärm kann genauso zu einem Gesundheitsrisiko werden, wie Professor Froböse weiß: „Es gibt eine enge Korrelation zwischen Lärm und Herz-Kreislauf-Problemen.“ Ob klingelnde Telefone oder vorbeifahrende Autos: Jeder Zweite gibt an, sich in der Arbeit vom Lärm belästigt zu fühlen. Im Privaten fühlen sich rund 40 Prozent von Geräuschen gestört. Zugleich ist Lärm ein subjektiver Faktor. Das heißt, jeder Mensch hat ein anderes Empfinden, inwiefern ihn Geräusche stören. Am empfindlichsten sind laut Studie Frauen und Menschen ab 40 Jahren.
Vor allem Hausfrauen und -männer fühlen sich einsam
Kein Kindergeschrei und kein Telefon, das klingelt: Auch Einsamkeit macht Menschen krank. Studien haben ergeben, dass Einsame häufiger unter Kopfschmerzen und Kreislaufstörungen leiden. Beim DKV-Report gaben elf Prozent der Befragten an, sich einsam zu fühlen. Besonders Hausfrauen und -männer sowie ältere Menschen sind davon betroffen. 14 Prozent der Menschen über 66 geben an, sich häufiger einsam zu fühlen. Bei Hausfrauen und -männern sagen das sogar ein Drittel der Befragten.
Die Studie hat auch Positives zu berichten: Die Zahl der Raucher nimmt stetig ab. So rühren mehr als 80 Prozent keine Zigaretten an. In Bayern sind es 74 Prozent, in Baden-Württemberg fast 82 Prozent.
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