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Foto: Mascha Brichta, dpa (Symbolfoto)
Foto: Mascha Brichta, dpa (Symbolfoto)

Nicht nur bei älteren Menschen müssen Ärzte die Diagnose Demenz stellen.

Gesundheit
05.09.2018

Demenz in jungen Jahren: Was Betroffene tun können

Demenz bekommen vor allem ältere Menschen. Aber auch bei Jüngeren gibt es die Diagnose. Wie sich vorbeugen lässt und wo Betroffene Hilfe bekommen.

Wer an die 30 geht, hat viele Sorgen im Kopf: Arbeit, Haus, Familiengründung. Gedanken um Krankheit macht sich in diesem Alter kaum einer - geschweige denn um Demenz. Doch auch junge Menschen erkranken an der Krankheit, wenn auch seltener.

Ursache für eine Demenz, die vor dem 65. Lebensjahr beginnt, können verschiedene Krankheiten sein, erklärt Michael Lorrain, Vorstandsvorsitzender der Alzheimer Forschung Initiative Deutschland. 

Demenz wird bei jungen Menschen häufig mit Burn-out verwechselt

Die Symptome fallen bei Jüngeren häufig früh auf - doch die Diagnose gestaltet sich langwierig. Zunächst fällt es zum Beispiel schwerer, sich im Job durchzusetzen, man ist unaufmerksam oder zunehmend orientierungslos. Manche denken denn erstmal an ein Burn-out. Bis die Diagnose Demenzerkrankung im Raum steht, können Monate vergehen. 

Zehn Anzeichen für Alzheimer

Die Initiative Alzheimer Forschung nennt zehn Anzeichen für Alzheimer.

Zehn Anzeichen für Alzheimer

1. Gedächtnislücken in Alltag und Beruf.

Zehn Anzeichen für Alzheimer

2. Probleme beim Planen und Problemlösen, zum Beispiel beim Backen altbekannter Rezepte.

Zehn Anzeichen für Alzheimer

3. Probleme mit gewohnten Tätigkeiten wie Routineaufgaben bei der Arbeit.

Zehn Anzeichen für Alzheimer

4. Räumliche und zeitliche Desorientierung beim Lesen der Uhr oder Nennen der Jahreszahl.

Zehn Anzeichen für Alzheimer

5. Wahrnehmungsstörungen beim Erkennen von Farben, Kontrasten oder beim Lesen.

Zehn Anzeichen für Alzheimer

6. Neue Sprach- oder Schreibschwäche mit Stocken im Satz oder den "Faden verlieren".

Zehn Anzeichen für Alzheimer

7. Verlegen von Gegenständen - die Brille im Kühlschrank oder der Autoschlüssel im Brotkorb.

Zehn Anzeichen für Alzheimer

8. Eingeschränktes Urteilsvermögen bei der Wahl der Kleidung oder im Umgang mit Geld.

Zehn Anzeichen für Alzheimer

9. Rückzug aus dem Leben und aus dem Freundeskreis.

Zehn Anzeichen für Alzheimer

10. Persönlichkeitsveränderung: starkes Unbehagen außerhalb vertrauter Räume oder plötzliches Misstrauen.

Erst dann kann sich die Familie mit den Folgen beschäftigen. Denn erkrankt zum Beispiel der Hauptverdiener früh, steht die Familie vor massiven finanziellen Problemen. Sofort aus dem Beruf raus muss man mit Demenz allerdings nicht immer. Manche Betroffene können zunächst weiterarbeiten, eventuell in Teilzeit oder einer einfacheren Tätigkeit.

Ist das nicht mehr möglich, sei es sinnvoll, sich krankschreiben zu lassen, sagt Susanna Saxl von der Deutschen Alzheimer Gesellschaft. 78 Wochen können Arbeitnehmer maximal Krankengeld beziehen. Danach müssen sie in der Regel berufsunfähig in Rente gehen. 

Das Alzheimer-Telefon hilft Menschen, die an Demenz erkrankt sind

Nach Einstufung in einen Pflegegrad stehen Betroffenen zwar Pflegegeld und weitere Leistungen zu, sie können ein ausfallendes Gehalt aber nicht ersetzen. Informationen zu Entlastungsangeboten für Angehörige sowie zu finanziellen und rechtlichen Regelungen erhalten betroffene Familien beim Alzheimer-Telefon. Außerdem gibt es Beratungsstellen, unter anderem von den Wohlfahrtsverbänden.

Das ist Alzheimer

Alzheimer ist eine bis heute unheilbare, neurodegenerative Erkrankung. Sie führt dazu, dass in bestimmten Bereichen des Gehirns Nervenzellen und Nervenzellkontakte zugrunde gehen.

Das ist Alzheimer

Alzheimer ist die häufigste Ursache für Demenz, an der nach Angaben der Deutschen Alzheimer Gesellschaft bundesweit 1,5 Millionen Menschen leiden (Stand 2014). Die meisten Patienten sind 85 Jahre und älter.

Das ist Alzheimer

Da die Gesellschaft altert, gehen Experten davon aus, dass die Zahl der Demenzkranken bis zum Jahr 2050 auf rund drei Millionen steigen wird - sofern kein Durchbruch in der Therapie gelingt.

Das ist Alzheimer

Alzheimer ist zwar nicht heilbar, doch das Fortschreiten der Symptome lässt sich mit Medikamenten vorübergehend hinauszögern. Oft ist eine Beaufsichtigung rund um die Uhr nötig - eine immense Herausforderung für pflegende Angehörige.

Das ist Alzheimer

Das Wesen des Erkrankten verändert sich. Viele Patienten erkennen ihre Angehörigen nicht mehr, manche werden aggressiv. In fortgeschrittenem Stadium weiß ein Patient nicht mehr, wo er sich befindet und wer er ist.

Das ist Alzheimer

Um das Risiko einer Erkrankung zu verhindern, kann man sich lediglich an ein paar Faktoren halten. Dazu zählen eine ausgewogene Ernährung sowie geistige, soziale und körperliche Aktivität.

Sowohl für den Ehepartner als auch die Kinder kann es schwierig sein, zu verstehen, wie sich ein Familienmitglied durch Demenz verändert. Eltern sollten Kindern von Anfang an offen und altersangemessen erklären, was mit dem erkrankten Elternteil geschieht.

Manchen Kindern hilft es, mit einer Vertrauensperson außerhalb der Familie zu sprechen. Manchmal kann auch die Hilfe eines Psychologen sinnvoll sein. Auch der nicht erkrankte Partner ist gut damit beraten, sich Unterstützung zu suchen. 

Demenz ist bis heute nicht heilbar

Vor Probleme stellt Familien auch die Versorgung des Erkrankten: "Man kann 40-Jährige nicht ins Altenheim schicken", sagt Johannes Levin vom Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE). Um eine zumindest annehmbare Lösung zu finden, wenden Betroffene und Angehörige sich am besten an eine Beratungsstelle.

Was sich nicht von einer Erkrankung im höheren Lebensalter unterscheidet, sind die Aussichten: Im Durchschnitt leben Betroffene nach Auftreten der ersten Symptome noch etwa acht bis zehn Jahre. Ärzte können versuchen, die Krankheit durch die Gabe von Antidementiva aufzuhalten und die Lebensqualität der Betroffenen so lange wie möglich zu erhalten. Heilen können sie Demenz bisher nicht.

Wer allerdings nicht gerade das seltene Alzheimer-Gen in sich trägt, kann der Krankheit zumindest ein Stück weit vorbeugen, sagt Neurologe Lorrain. "Was dem Herz guttut, tut auch dem Hirn gut." Untersuchungen ließen den Schluss zu, dass Bewegung, ein niedriger Cholesterinwert, ein normales Gewicht und eine mediterrane Kost das Risiko senken, an Demenz zu erkranken. (dpa)

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