
Spiele-Apps für Kinder schneiden schlecht ab

Fehlender Datenschutz und die Gefahr von Mobbing – Spieleanwendungen für den Nachwuchs weisen gravierende Mängel auf. Worauf Eltern achten sollten.
99 von 100 Spiele-Apps für Kinder weisen mindestens einen großen Mangel in Sachen Kinder-, Daten- oder Verbraucherschutz auf. Zu diesem Test-Ergebnis kommt das Bund-Länder-Kompetenzzentrum Jugendschutz.net. Eine neue Webseite soll erwachsene Käufer bei der Auswahl unterstützen.
Bunte Bonbons zerplatzen lassen und fiktive Städte bauen: Spiele-Apps bieten Kindern ungeahnte Möglichkeiten. Aber 99 der überprüften Produkte stufen die Tester als „kritisch“ ein. 62 Apps zeigten sogar so gravierende Mängel, dass sie die Bewertung „sehr riskant“ in mindestens einer von fünf Prüfkategorien erhielten. Die einzige App, die nicht durchfällt, beruht auf einer altbekannten Fernsehsendung: Die Maus.
Apps mit Chatfunktion: Gefahr von Cybermobbing
Besonders Apps mit Chat- und Messenger-Funktionen bewerten die Tester als problematisch. Keine einzige biete ein ausreichendes Sicherheits- und Moderationskonzept. „Das öffnet Cybermobbing und -grooming Tür und Tor“, sagt Katja Knierim, Referatsleiterin bei Jugendschutz.net. Unter „Grooming“ wird die gezielte Ansprache von Minderjährigen mit dem Ziel der sexuellen Annäherung verstanden.
In 76 der 100 Apps werden die Kinder mit sogenannten In-App-Käufen „traktiert“, berichten die Tester. Mit In-App-Käufen können die Nutzer während des Spielens zusätzliche Spielmöglichkeiten erwerben. Bei 90 Apps gehöre ein Nutzertracking, also die Aufzeichnung des Verhaltens, samt Datenweitergabe an Unternehmen zum Standard – „obwohl gerade die Daten von Kindern mit besonderer Sorgfalt behandelt werden müssten“, bemängelt die von Bund und Ländern eingerichtete Jugendschutzstelle mit Sitz in Mainz.
Die Experten sehen die Gefahr, dass sich Erwachsene beim App-Erwerb nach den Altersklassifizierungen in den App-Stores richten. Diese Altersangaben berücksichtigten aber nur die reinen Spielinhalte. „Meist sind es aber nicht die Inhalte, die ein Problem darstellen – vielmehr ist es zum Beispiel der immense Kaufdruck, den viele scheinbar kostenlose Spielangebote ausüben“, sagt Referatsleiterin Knierim. Risiken wie ungesicherte Chat-Funktionen gingen in die Klassifizierungen der Stores ebenfalls nicht mit ein.
Apps können überprüft werden
Für Kunden, die sich wappnen möchten, stellt Jugendschutz.net seit kurzem die neue Webseite „app-geprüft.net“ bereit. Nach Eingabe des Namens einer App erscheint die Bewertung der Fachleute. „Die Ampelfarben rot, gelb und grün zeigen, wie die jeweilige App in den Punkten Kinderschutz, Werbung, In-App-Käufe, Datenschutz und Verbraucherinformation abschneidet“, hebt die Stiftung Warentest hervor.
Die kostenlos nutzbare Webseite beinhaltet derzeit 53 Bewertungen und soll sukzessiv ausgebaut werden. Ein Manko bleibt jedoch: Ob eine Spiele-App pädagogisch wertvoll ist oder nicht, geht auch aus der Bewertung nicht hervor.
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