Spielzeug im Test: Darauf sollten Eltern achten
Ob redende Puppen oder piepsende Roboter: Batteriebetriebene Figuren sind für Kinder faszinierend. Die Stiftung Warentest ist weniger begeistert.
Während die Große, die schon in der zweiten Klasse ist, ihre sprechende Puppe kämmt, kommt von hinten laut piepsend ein Roboter um die Ecke gebogen, gesteuert vom fünfjährigen Kindergarten-Draufgänger. Der Zweijährige schaut sich derweil ein Bilderbuch an, das auf Knopfdruck die passenden Geräusche zum Bild von sich gibt. Laut war es im Kinderzimmer immer schon, aber seit sprechende Puppen, piepsende Fahrzeuge und bimmelnde Figuren dort Einzug gehalten haben, hat der Lärmpegel dort ein neues Niveau erreicht.
Die Stiftung Warentest hat daher das bei den Kindern so beliebte Akustik-Spielzeug für ihre Zeitschrift test einer genauen Untersuchung unterzogen. Insgesamt zeigten sich die Tester allerdings weniger begeistert von den batteriebetriebenen Spielsachen. Sie störten sich allerdings nicht an der Lautstärke: Den Grenzwert von 80 Dezibel, was etwa dem Läuten eines Telefons entspricht und gerade noch so als Zimmerlautstärke durchgeht, überschritt keines der getesteten Spielzeuge. Dafür erwiesen sich aber chemische Substanzen in den Plastik- und Gummiteilen der Spielsachen als Spielverderber: Teilweise fanden die Tester darin Substanzen, die als gesundheitsgefährdend oder sogar als krebserregend gelten. Sieben der insgesamt 23 getesteten Produkte wurden daher nur mit „ausreichend“ oder sogar „mangelhaft“ bewertet.
Musikalische Barbie-Puppe im Test
Die Übrigen sind sicher und empfehlenswert. „Bei ihnen konnten wir keine Schadstoffe nachweisen oder nur in so geringen Konzentrationen, dass sie gut oder befriedigend abschneiden“, erklärt Stiftung-Warentest-Expertin Sara Wagner-Leifhelm. Zur alleinigen Testsiegerin mit der Note „sehr gut“ wurde die Dreamtopia-Barbie „Magische Haarspiel-Prinzessin“ aus dem Regenbogen-Königreich gekürt. Wenn man ihr Haar bürstet oder auf einen Knopf drückt, spielt sie ein kurzes Lied mit Lichtspiel – und zwar in angenehmer Lautstärke. Und schadstofffrei ist sie auch. Damit erhielt die musikalische Barbie-Puppe in allen Kategorien Bestnoten. Fünf weitere Spielzeuge wurden mit „gut“ bewertet.
Beim Schadstofftest wurden die Spielzeuge im Prüflabor auf insgesamt 240 Substanzen getestet. Am häufigsten wurde dabei Naphthalin nachgewiesen – ein Stoff, der im Verdacht steht, Krebs auszulösen. Naphthalin gehört zu den polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen.
Laut Angaben des Bundesamts für Risikobewertung (BfR) kann es unter anderem chronische Entzündungen in den Atemwegen verursachen, die auf lange Sicht in einen Tumor münden können. Dies konnte in Tierversuchen bereits nachgewiesen werden, beim Menschen fehlen noch zuverlässige, belastbare Hinweise zu einer krebserzeugenden Wirkung. Daher wird Naphthalin derzeit als Kanzerogen der Stufe 2 („Kann vermutlich Krebs erzeugen“) eingestuft. In Kinderspielzeug hat es somit nichts verloren. Dorthin gelangen könnte das Naphthalin beispielsweise über verunreinigte Weichmacheröle oder Farbstoffe, so Wagner-Leifhelm.
Stiftung Warentest: Risiko für Kinder lässt sich nicht ganz ausschließen
In vier Spielfiguren fanden die Tester kritische Mengen der gefährlichen Substanz, und zwar im Drachen Ohnezahn von SpinMaster, dem Roboter Marvin von Revell, der Eiskönigin Elsa von Hasbro und dem Esel Emmi von Sterntaler. „Die Konzentrationen sind nicht akut giftig“, sagt die Expertin. Zudem seien die rechtlichen Vorgaben eingehalten, weshalb die betroffenen Spielzeuge auch weiterhin verkauft werden dürfen. Aber es lässt sich eben auch das Risiko für die Kinder ganz ausschließen, indem man komplett auf den Stoff verzichtet. Dass das geht, „beweisen die vielen unproblematischen Produkte“, so Wagner-Leifhelm.
Die technische Sicherheitsprüfung, bei der neben der Lautstärke der Spielzeuge auch geprüft wurde, ob etwa die Batterien heiß laufen, die LEDs zu grell strahlen oder sich von Kleinkindern verschluckbare Kleinteile lösen können, bestanden dagegen alle getesteten Produkte. Aber auch wenn die Akustik-Spielzeuge hinsichtlich der Lautstärke den gesetzlichen Grenzwert von 80 Dezibel einhalten: Für manche Kinder kann das trotzdem subjektiv als zu laut empfunden werden – vor allem, wenn mehrere laute Spielzeuge gleichzeitig im Einsatz sind. Der permanente Lärm sei schädlich für die Kinder, warnt auch die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg und rät Eltern dazu, für regelmäßige Lärmpausen zu sorgen.
Zumal auch bei ganz klassischem, nicht elektronischem Spielzeug wie Rasseln oder Blechtrommeln schnell immense Lautstärken erreicht werden können – mitunter sogar über 100 Dezibel. Ein Beispiel: Eine Trillerpfeife, direkt am Ohr des anderen benutzt, kommt mit 130 Dezibel dem Startgeräusch eines Flugzeugs gleich und eine Spielzeugpistole bringt es sogar noch in 25 Zentimetern Abstand vom Ohr auf 150 Dezibel. Da ist die Schmerzgrenze drastisch überschritten und ein permanenter Hörschaden nicht auszuschließen.
Die Fördergemeinschaft Gutes Hören (FGH) rät daher dazu, beim Kauf von Weihnachtsgeschenken genau aufzupassen und Spielzeuge vorab zu testen, um Gehörschäden bei den Kindern vorzubeugen. Denn Kinderohren sind sehr empfindlich: Das geringere Hörgangsvolumen sorgt nämlich dafür, dass die Höreindrücke lauter wahrgenommen werden als von Erwachsenen. Grundsätzlich nicht zu empfehlen sind laut FGH-Angaben Spielsachen mit dem Warnhinweis „von den Ohren fernhalten“ – denn schließlich könnten Kinder diese Verhaltensregel allzu leicht vergessen oder sie einfach nicht beachten. Und beim Ausprobieren des Akustik-Spielzeugs im Geschäft gilt dann eine einfache Faustregel: Was schon für Erwachsene zu laut ist, ist es für Kinderohren erst recht.
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