Warum der Spanien-Urlaub für Touristen teurer wird
Der Touristenboom lässt die Wirtschaft in Spanien brummen - mit teuren Folgen für alle Reisenden: Aufgrund der großen Nachfrage steigen die Preise.
An den spanischen Stränden wird es in den Ferienmonaten immer voller – und der Spanien-Urlaub wird teurer. Spaniens Tourismus-Wirtschaft feierte vergangenes Jahr schon wieder einen Urlauberrekord. Reisekonzerne und Hoteliers freuen sich über volle Kassen. Die Buchungskurve für die kommende Saison 2016 geht weiter steil nach oben. Doch der Boom hat für die Reisenden auch Nachteile: Auf Mallorca, den Kanaren und an der Costa Brava drängeln sich immer mehr Feriengäste an den Playas. Und wegen der großen Nachfrage steigen die Übernachtungspreise.
Insgesamt 68,1 Millionen ausländische Touristen kamen im Jahr 2015 nach Spanien. Ein Plus von fünf Prozent gegenüber dem Vorjahr, das auch schon ein Rekordjahr war. Damit gehört Spanien zu den drei meistbesuchten Urlaubsländern der Welt. Nur nach Frankreich und in die USA reisen noch mehr Touristen. Branchenexperten weisen darauf hin, dass Spanien derzeit von der Terrorangst in anderen Reiseländern am Mittelmeer profitiert - in Ägypten, Tunesien oder der Türkei gehen die Urlauberzahlen zurück.
Der Tourismus ist Spaniens „großen Motor der Wirtschaft“
Die meistbesuchte spanische Ferienregion ist mit großem Abstand Katalonien mit der Costa Brava und der Metropole Barcelona, wo sich im vergangenen Jahr 28 Prozent aller Spanienbesucher aufhielten. Danach folgen in der Rangliste der beliebtesten Reiseziele die Balearischen Inseln samt Mallorca, auf dem dritten Platz liegen die Kanarischen Inseln.
Briten, Franzosen und Deutsche fliegen am meisten auf Spanien und machen zusammengerechnet allein schon mehr als die Hälfte aller Reisenden aus. Wobei auf den Balearischen Inseln und Mallorca die Deutschen die klare Vorherrschaft haben: Sie stellten mehr als ein Drittel der insgesamt nahezu 12 Millionen ausländischen Balearen-Besucher. Auf Mallorca sind sogar über 40 Prozent der Feriengäste deutsch.
Spaniens Regierungschef Mariano Rajoy bezeichnete den Tourismus als den „großen Motor der Wirtschaft“, der entscheidend dazu beitrage, dass sich die Konjunktur des Krisenlandes belebe. Nach den harten Krisenzeiten der letzten Jahre wuchs Spaniens Ökonomie 2015 um üppige 3,2 Prozent. Das ist gut doppelt so viel wie das durchschnittliche Wachstum der Eurozone. Dieses kräftige Plus lässt die Spanier wieder etwas optimistischer in die Zukunft schauen.
Spaniens Geschäft mit Sonne, Stränden und Stadttrips produziert inzwischen gut 12 Prozent des Bruttoinlandsproduktes und ist somit der wichtigste Wirtschaftszweig des Königreichs. Zugleich schafft der Tourismus neue Jobs, die das Land auch dringend braucht. Denn die Massenarbeitslosigkeit ist weiterhin das größte soziale Problem. Ende 2015 lag die Arbeitslosenrate bei 20,9 Prozent, bei den jungen Leuten unter 25 Jahren bei 46,2 Prozent. Ganz langsam bessert sich die schwierige Lage, doch von einem Ende der Jobkrise kann man noch lange nicht sprechen.
EU-Zentrale: Warnung vor Spanien als Schuldensünder
In der EU-Zentrale in Brüssel wird derweil vor der Gefahr gewarnt, dass Spanien als Schuldensünder rückfällig werden könnte. Die konservative Regierung in Madrid, die im Wahljahr 2015 wieder den Geldhahn aufdrehte, habe im vergangenen Jahr das Defizitziel von 4,2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts um wenigstens einen halben Punkt verfehlt. In 2016 könnte der Fehlbetrag nach Einschätzung der EU-Kommission noch höher ausfallen. Damit verwandelt sich Spanien in den schlimmsten Etatsünder der Eurozone.
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