Wo finden Saisonkräfte neue Jobs?
Während in der Gastronomie und im Tourismus derzeit Flaute herrscht, suchen andere Branchen kurzfristig neue Arbeitskräfte. Wo es freie Stellen gibt.
Das Coronavirus ist eine riesige Herausforderung für die Wirtschaft und damit auch für viele Arbeitnehmer. Dramatisch sind die Folgen schon jetzt in Gastgewerbe und Tourismus. Viele Saisonkräfte müssen sich nun nach anderen Tätigkeiten umsehen. Wo gibt es noch Jobs? Ein Überblick:
Wie ist es in der Landwirtschaft?
Normalerweise würden in den kommenden Wochen tausende Erntehelfer nach Deutschland einreisen, um bei verschiedenen Tätigkeiten zu helfen. Knapp unter 300000 Saisonkräfte packen jedes Jahr in der deutschen Landwirtschaft an, allein in Bayern sind es rund 37400, teilt der bayerische Bauernverband auf Anfrage mit. Wegen der Corona-Pandemie sind aber die Grenzen geschlossen. Nun fürchten viele Landwirte, dass ihnen die Saisonarbeitskräfte fehlen. Eigentlich haben das Bundeslandwirtschaftsministerium und das bayerische Wirtschaftsministerium klargestellt, dass für Saisonarbeitskräfte in der Landwirtschaft kein Einreiseverbot gilt. Wie der bayerische Bauernverband mitteilt, haben dennoch viele Arbeitskräfte Schwierigkeiten bei der Einreise. Zwar könne man mit einer Bescheinigung des Arbeitgebers problemlos durch Österreich reisen, Ungarn habe aber die Grenzen komplett gesperrt, was es vor allem für Rumänen schwer macht, nach Deutschland zu kommen, sagt Markus Drexler, Pressesprecher des bayerischen Bauernverbandes.
Doch die Pflanzen nehmen keine Rücksicht auf politische Entscheidungen. „Das jetzt wohl drängendste Problem ist, dass Hopfengärten vorbereitet werden müssen“, sagt Drexler. Außerdem müssten Sämereien und kleine Pflanzen wie Salat oder Brokkoli angeliefert und gepflanzt werden. Das stehe jetzt schon in Gärtnereien mit Gewächshäusern an und solchen ohne bevor.
Anfang April soll dann die Spargelsaison eröffnet werden, im Mai und Juni folgt die Erdbeerernte. „Ohne die Saisonarbeitskräfte könnte das regionale Obst und Gemüse nicht in vollem Maße geliefert werden, es drohen Versorgungsengpässe“, sagt Drexler. Um dies zu verhindern, fordert der Bauernverband, das Arbeitszeitschutzgesetz zu lockern, damit Angestellte länger arbeiten können. Außerdem sollten die Hinzuverdienstmöglichkeiten von Hartz-IV-Empfängern oder Menschen, die Kurzarbeitergeld beziehen, verbessert werden.
Braucht der Handel mehr Helfer?
Hamsterkäufe sind schon seit Wochen ein Thema im Lebensmitteleinzelhandel. Trotz aller Versicherungen von Experten, Politik und Händlern,dasses keineVersorgungsengpässe gibt, decken sich die Menschen mit Vorräten ein. Supermärkte dürfen zwar länger geöffnet bleiben – viele planen dies derzeit aber nicht. Die Rewe-Gruppe teilt auf Anfrage mit: „In Anbetracht der aktuellen Situation einer stabilen Warenversorgung sehen wir keine Notwendigkeit, die Öffnungszeiten unserer Rewe- und Penny-Märkte zu verändern.“ Zugleich suchen Rewe und Penny helfende Hände. Wer jetzt als Aushilfe tätig werden möchte, könne sich unkompliziert direkt in dem Markt bewerben, in dem er oder sie tätig werden möchte.
Auch die V-Märkte der Kaes-Gruppe und die Geschäfte von Feneberg werden nicht länger geöffnet. „Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter leisten bereits Übermenschliches, um die Versorgung unserer Kundinnen und Kunden mit Lebensmitteln in einer ausreichenden Menge zu gewährleisten“,heißt es bei Feneberg.
Lidl, Kaufland und Aldi planen ebenfalls keine Ausweitung der Öffnungszeiten. Die gleiche Antwort gibt es bei Edeka. Allerdings sei man ständig auf der Suche nach qualifizierten Mitarbeitern, insbesondere in der jetzigen Situation. Bewerber und Interessierte aus anderen Branchen, die wegen der aktuellen Marktlage ihrer Beschäftigung nicht nachkommen können, dürfen sich gern direkt an die Märkte vor Ort oder an die Unternehmenszentrale wenden.
Gibt es Chancen in der Logistik?
Weil viele Geschäfte schließen müssen, könnte in den nächsten Wochen der Online-Handel einen Boom erleben. Doch die Paketzusteller wie Deutsche Post, Hermes oder DPD sind überzeugt, auf eine mögliche Paketflut vorbereitet zu sein. Der Marktführer Deutsche Post DHL spürt momentan noch keinen Anstieg des Paketvolumens. Man sei es aber gewohnt, mit starken Schwankungen im Paketaufkommen umzugehen. Selbst wenn einzelne Brief- und Paketzentren zeitweise geschlossen werden müssten, sei die Post in der Lage, einen solchen Ausfall durch die Umleitung auf andere Standorte auszugleichen.
Wie kommt die Zeitung ins Haus?
Gerade wenn der Bedarf nach sicheren und qualifizierten Informationen besonders groß ist, wie jetzt in der Corona-Krise, freuen sich viele Abonnenten über die pünktliche Lieferung ihrer Tageszeitung. Kay Helmecke, der in der Geschätsführung der pd.Medienlogistik unter anderem genau dafür sorgt, sieht große Chancen für Interessenten im Bereich der Zustellung: „Die Einlernphase ist recht kurz und wir sind sehr flexibel, was die täglichen Arbeitszeiten und Einsatzorte angeht.“ Zeitungszusteller müssten zwar früh aufstehen. Aber gerade in Ballungszentren gebe es auch flexible Einsatzmöglichkeiten in der Briefzustellung. (mit dpa)
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