Autojahr 2020: das sind die spannendsten neuen Modelle
Strengere CO2-Vorgaben bringen die Hersteller unter Zugzwang – und die E-Mobilität womöglich endlich in Fahrt. Dennoch gibt es zahlreiche Premieren mit Verbrennungsmotor.
Die Autoindustrie ist im Umbruch. Getrieben von der Sorge ums Klima und strengeren CO2-Vorgaben aus Brüssel setzt sie mehr denn je auf Elektrofahrzeuge und baut das Angebot 2020 aus. Doch weil die stromangetriebenen Autos noch nicht alle Anforderungen des Alltags abdecken und längst nicht jeder Käufer bereit ist, den Weg zur E-Mobilität mitzugehen, halten die Hersteller auch ihr altes Programm auf dem neuesten Stand.
Für die Hersteller bedeutet das doppelten Aufwand, für Autokäufer mehr Auswahl als je zuvor. Denn selten war der Premieren-Kalender so voll wie im Jahr 2020. Am meisten tut sich was bei den Elektroautos. Nach Jahren der Ankündigungen lassen die Hersteller ihren Worten Taten folgen und bringen jede Menge neue Stromer auf den Markt.
Am Start sind jede Menge Stromer
Das gilt insbesondere für den VW-Konzern, der 2020 die ersten E-Mobile auf Basis der MEB-Architektur auf den Markt bringt. MEB steht für Modularer E-Antriebs-Baukasten. Den Anfang macht bei der Konzernmutter der ID.3, den VW bereits als „Golf der Generation E“ umschreibt. Ihm folgen ähnliche Modelle bei Seat und Skoda, zumeist mit SUV-Silhouette, sowie ein Q4 e-tron bei Audi.
In der gleichen Klasse treten zwei elektrische Erstlinge aus Japan an: Honda startet mit dem im Retro-Look gezeichneten Steilheck Honda E in die neue Ära und bei Mazda soll der elektrische Geländewagen MX-30 den Aufbruch signalisieren.
Auch in der Liga unterhalb der Kompaktklasse kommen die E-Motoren: Der PSA-Konzern elektrifiziert Opel Corsa, Peugeot 208 und DS3, BMW schraubt einen Akkusatz in den Mini. Der Smart wird mit dem Facelift künftig nur noch als E-Auto angeboten und der technisch enge verwandte Renault Twingo wird wohl auch zum Stromer.
Mit dem Polestar 2 bringt die gleichnamige Volvo-Tochter eine leistungsstarke E-Limousine an den Start. Ford gibt mit dem Mustang Mach E die erste Antwort auf den Aufstieg von Tesla. Das sportliche SUV zielt auf Teslas Model Y, das wohl 2021 nach Deutschland kommt.
In der gleiche Liga fährt der Lexus UX 300e, mit dem die Toyota-Tochter erstmals den Schritt vom Hybrid- zum reinen E-Antrieb macht. Auch VW erweitert die ID-Familie um ein SUV - und bringt Ende 2020 den ID.4 X. Von Nissan kommt ein Mittelklasse-Geländewagen mit E-Antrieb, der sich stark an der Studie Ariya orientieren soll.
Außerdem bringt Opel den Mokka als reines Elektroauto. Mercedes baut den EQ A als elektrisches Kompakt-SUV sowie den EQ V, der als Ableger der V-Klasse zum Raumfahrer unter den Elektroautos wird und auch an der Ladesäule auf seinen Hauptgegner trifft, den VW T6: Denn die Wolfsburger elektrifizieren den Multivan im neuen Jahr.
Im Luxussegment feiert der mehr als zwei Millionen Euro teure Pininfarina Battista Premiere. Zwei Klassen unter dem italienischen E-Supersportler, dessen Motoren in Summe 1900 PS leisten, liegt der Audi e-tron GT, der sich seine Technik mit dem ebenfalls neuen, bald auch als Cross Turismo erhältlichen Porsche Taycan teilt.
Verbrenner bekommen immer mehr Hybrid-Unterstützung
Trotz des geballten E-Engagements der Hersteller bleiben Fahrzeuge mit konventionellen Antrieben nicht auf der Strecke, sondern machen ebenfalls einen Sprung: Immer öfter drücken Mildhybride mit 48-Volt-Technik den Verbrauch der Verbrenner. Oder die Fahrzeuge kommen als Plug-in-Hybrid und sollen mit elektrischen Reichweiten von teils mehr als 100 Kilometer die Brücke zum Elektroauto schlagen. Auch die Aufbauten werden in zahlreichen Baureihen grunderneuert.
Viel Bewegung bei Kompakt- und Kleinwagen
Am meisten los ist in der Kompaktklasse. Denn VW bringt die achte Generation des Altmeisters Golf – und in dessen Windschatten starten auch die Konzerngeschwister Audi A3, Seat Leon und Skoda Octavia. Für alle, die es etwas schicker und gerne mit Stufe haben, bringt BMW den Zweier erstmals auch als Gran Coupé. Und wer mehr Platz braucht, der kann bei Renault auf die nächste Generation des Kangoo spekulieren. Auch in der Klasse darunter ist Bewegung, die diesmal vor allem von asiatischen Autobauern ausgeht. Denn während die Europäer nicht mehr viel auf Kleinwagen wetten, bringt Toyota einen neuen Yaris, Hyundai einen i10 und Honda einen Jazz. Einzige Kleinwagenneuheit aus Europa wird nach bisheriger Nachrichtenlage der Dacia Sandero, der einmal mehr das billigste Auto auf dem Markt sein möchte.
Die SUV-Flut nimmt kein Ende
Dazu gibt es, den aktuellen Trend bei den Zulassungszahlen folgend, noch einmal eine Schwemme neuer SUV in allen Klassen: Ford baut sein Programm mit dem Explorer aus, der als Plug-in-Hybrid nach längerer Zeit wieder in Deutschland auf den Markt kommt. Der US-Hersteller bringt außerdem mit dem Puma ein neues kleines SUV, dass gegen Modelle wie den VW T-Cross oder den Renault Captur antritt.
Mercedes wiederum rundet die Kompaktklasse-Familie mit der zweiten Generation des GLA ab. Am oberen Ende der SUV-Klasse platzieren die Schwaben den Maybach GLS. Seinen ersten Geländewagen hat Aston Martin angekündigt - der DBX kostet um die 200000 Euro und kommt im Frühjahr. Er soll wie der Maybach gegen Konkurrenten wie den Rolls-Royce Cullinan oder den Bentley Bentayga bestehen.
Aus Japan kommen als SUV-Neuheiten die zweite Generation des Nissan Juke, die nächste Auflage des Plug-in-Pioniers Mitsubishi Outlander, der Toyota RAV4 mit Plug-in-Technik, der nächste Mazda CX-5 und der Nissan Qashqai. Als Gruß aus der Steinzeit der Geländewagen bringt Jeep den Wrangler als urtümlichen Pick-up Gladiator. Offenherzig zeigt sich ab Frühjahr der T-Roc von VW, der dann auch als Cabrio vorfährt.
Die neue S-Klasse dominiert das Luxussegment
Von den SUV abgesehen tut sich am oberen Ende des Marktes vergleichsweise wenig. Hier wird der Premierenkalender für 2020 von einer neuen Mercedes S-Klasse dominiert. Mit dem Rolls-Royce Ghost gibt es weiteren Zuwachs bei den Luxuslimousinen: die zweite Generation des noblen Briten wird Ende 2020 erwartet.
Darunter angesiedelt sind Neuheiten wie der BMW 4er, der DS8 aus Frankreich, der Shooting Brake des VW Arteon sowie aus England der nächste Jaguar XF.
Wer sportliche Autos bevorzugt, spart je nach Budget auf die Nachfolger von BMW M3 und M4, die neue Corvette, den Ferrari Roma oder gleich auf den McLaren Speedtail, der sich mit einem Preis von rund 2,1 Millionen Euro und einem Spitzentempo von 403 km/h von den meisten anderen Neuheiten sehr deutlich abhebt.
Die Diskussion ist geschlossen.
403 km/h kann man nirgends in Deutschland fahren. Also kein
Auto für den deutschen Markt, sondern eins für Milliardäre, die
sich die passende Piste dazubauen lassen können.