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Der Bestseller neu aufgelegt: Im Juli kommt die geliftete Mercedes C-Klasse auf den Markt.

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Die Limousine beginnt bei Preisen ab 35033 Euro.

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Am meisten hat sich unter der Haube getan. Es gibt eine komplett neue Motoren-Generation.

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Nobel, aber nicht ganz so futuristisch wie in der neuen A-Klasse: das neue alte Cockpit der Mercedes C-Klasse.

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Als einziges Auto im Segment bietet die Mercedes C-Klasse optional eine Luftfederung.

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Die scharfe Version der neuen C-Klasse: das Mercedes-AMG C 43 4MATIC Coupé.

Neuvorstellung
20.06.2018

Bestseller neu aufgelegt: Mercedes C-Klasse im Test

Von Tobias Schaumann

Mitten im Abgasskandal präsentiert Mercedes eine gründlich überarbeitete C-Klasse. Am meisten hat sich ausgerechnet bei den Antrieben getan. Ein erster Test.

Es gab sicher schon glücklichere Momente für die stolze Daimler-Tochter Mercedes-Benz („Das Beste oder nichts“), um ein neues bzw. geliftetes Auto vorzustellen. Mitten in die Hochzeit des Abgasskandals fällt die Präsentation der überarbeiteten C-Klasse, dem meistverkauften Modell der Marke. Und die Bühne gehört, da sich sonst nicht allzu viel getan hat, ausgerechnet den Antrieben.

Mercedes hat eine komplett neue Generation von Vierzylinder-Triebwerken am Start, die allesamt weniger Verbrauch - Größenordnung bis minus zehn Prozent - aufweisen als die Vorgänger und nach der Abgasnorm Euro 6d temp zertifiziert sind. Auch wenn das eine objektiv mit dem anderen nichts zu tun hat, dürften die jüngsten Rückrufe selbst das Vertrauen in den brandneuen Diesel nicht eben gestärkt haben. Dabei kommt gerade der mit 1.6 oder 2.0 Liter Hubraum erhältliche Selbstzünder auf beeindruckende Niveaus. Bis auf 4,8 Liter geht der Normverbrauch des dynamischen C 220d (bei 194 PS und 400 Newtonmetern!) zurück. Die NOx-Emissionen dieses Motors sollen, extern getestet in einer E-Klasse, sogar auf der Straße weit unter den Grenzwerten liegen.

Die Abgasnachbehandlung wurde direkt am Motorblock angedockt, wodurch sie schneller auf Temperatur kommt und somit früher optimal arbeitet. Zu dem System gehören eine zweistufige Abgasrückführung und ein SCR-Katalysator, der mit AdBlue betrieben wird. Sauberer kann ein Diesel eigentlich nicht werkeln, aber was heißt das schon in diesen Tagen.

Diesel-Skeptiker können auch einen genügsamen Otto bestellen

Skeptiker haben zumindest die Option auf einen neuen genügsamen Ottomotor. Er besitzt zwar, der humorlosen Gesetzgebung im Hauptmarkt China geschuldet, nur Mercedes-unwürdige 1,5 Liter Hubraum. Dafür steht dem Otto aber eine E-Maschine zur Seite, die mit zusätzlichen 160 Newtonmetern Drehmoment anschiebt. Gerade beim Anfahren oder beim Überholen zeigt die C-Klasse damit mehr Spritzigkeit, als sie eigentlich hat. Denn mit nominell 184 PS ist dieses stattliche Auto sicher nicht übermotorisiert.

Der Elektromotor, hier „Startergenerator“ genannt, ist über einen Riemen direkt mit dem Verbrenner verbunden. Er dient zugleich als Anlasser und Lichtmaschine. Der Benziner legt sich, etwa im „Segelmodus“ relativ häufig schlafen - kann er auch, schließlich braucht der Startergenerator nur 400 Millisekunden, um ihn wieder zu wecken und sofort auf Touren zu bringen. Die E-Maschine bremst zudem ziemlich stark. Sie kann beim Verzögern bis zu 12 kW an Energie an die Batterie schicken. Insgesamt baut der Antrieb auf ein 48-Volt-Bordnetz.

Als sei die Teilelektrifizierung nicht schon komplex genug, haben die Mercedes-Motorenentwickler auch an der bestehenden Hardware bis ins letzte Detail gefeilt. Um beispielsweise die Reibung der Kolben zu reduzieren, wurden die Zylinderwände konisch um wenige Tausendstel Millimeter abgeschliffen. Ob sich all die Mühe gelohnt hat, wird die Praxis zeigen. Auf dem Papier jedenfalls erreicht der C200 einen kombinierten Kraftstoffverbrauch von glatten sechs Litern.

Was gibt es sonst Neues in der C-Klasse?

Was gibt es sonst Neues in der C-Klasse? Einerseits viel, andererseits wenig. Zwar haben die Ingenieure mehr als 6500 Teile ausgetauscht, sprich jedes zweite. Das entspricht der größten C-Klasse-Modellpflege aller Zeiten. „Ins Blech gegangen“ sind sie aber nicht. Erstens kann sich das Design der aktuellen Generation auch am Ende ihres Lebenszyklus noch sehen lassen. Zweitens hätte ein beherzterer chirurgischer Eingriff für alle, die noch die „alte“ Version fahren, wohl einen schmerzlichen Wertverlust bedeutet. Schließlich ist jeder fünfte verkaufte Mercedes eine C-Klasse.

So fallen die sichtbaren Änderungen dezent aus. Es gibt beispielsweise einen neuen Frontstoßfänger und schärfer gezeichnete Scheinwerfer sowie 20 neue Felgen, drei neue Außenfarben und ein neues Lenkrad. Letzteres stammt aus der S-Klasse, die der kleinen Schwester ohnehin eine stattliche Mitgift hat zukommen lassen. Auch die Kamera- beziehungsweise Radarbasierten Assistenzsysteme und somit der Autopilot sind S-Klasse-Importe. Das macht die C-Klasse zum gefühlt am besten autonom fahrenden Auto dieses Segments. Die ebenfalls Mercedes-exklusive Luftfederung (optional) stellt ein weiteres Alleinstellungsmerkmal dar. Das in der A-Klasse vorgestellte Infotainmentsystem MBUX, das eine bahnbrechend neue Nutzererfahrung bietet, hat es leider nicht in die modifizierte C-Klasse geschafft.

Die neue C-Klasse steht ab 7. Juli zu Preisen ab 35033 Euro im Handel. Sie kommt in Dutzenden Varianten, wobei Enthusiasten insbesondere die AMG-Derivate mit dem neuen 43er Motor spannend finden dürften. Sie sind auf 390 PS erstarkt und katapultieren das Auto in unter fünf Sekunden auf hundert Stundenkilometer. Hier tritt ein drei Liter mächtiger Sechszylinder an die Stelle eines sparsamen Schrumpfmotors. Der Preis ist auch nicht von Pappe: Ab 61850 Euro geht es los.

Bei einem Parkrempler kommt eine WhatsApp

Um so ein teures Auto tut es einem natürlich doppelt leid, wenn es beispielsweise auf einem Parkplatz angerempelt wird. Durch eine neue Funktion spürt das Fahrzeug derartigen Feindkontakt und schickt sofort eine Warnmeldung auf das Smartphone seines Gebieters. Selbiges passiert bei einem versuchten Einbruch, Diebstahl oder Abschleppvorgang. Ob und wie der Benz-Besitzer dann noch reagieren kann, ist allerdings sein Problem. Der jeweilige Übeltäter wird nämlich nicht gefilmt; der Datenschutz lässt grüßen.

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