Bestseller reloaded: die neue BMW R 1250 GS im ersten Test
BMW hat seinen Bestseller GS überarbeitet. Das Resultat überzeugt. Nur an einem Punkt hat die Bayern der Mut verlassen. Eine erste Ausfahrt.
Stell’ dir vor, alles ist neu, und kaum einer merkt’s: Die große Reiseenduro BMW GS, bislang mit 1,2-Liter-Boxer-Motor unangefochtener Motorrad-Bestseller in Deutschland, steht ab Oktober mit mehr Hubraum und vielen Innovationen beim Händler – als neue R 1250 GS.
Doch am Design ist die Neue leider kaum zu erkennen. Wenigstens der Name verrät sofort: Hubraum ist dazugekommen, exakt 84 ccm. Daraus folgt ein Leistungssprung von 125 auf 136 PS. Doch für den immer härteren Kampf um die Klasse der großen Allrounder hat BMW sein erfolgreichstes Stück weitergehend optimiert. Das Resultat überzeugt auf ganzer Linie, die kaum veränderte Optik einmal ausgenommen. Hier hätte man sich mehr Mut gewünscht.
Seit 1980 ist BMWs GS ein Phänomen: Zuletzt deutlich über 15000 Euro teuer, dennoch nicht nur in Deutschland, sondern in vielen Ländern weltweit meistverkauftes Motorrad – darunter sogar in Italien, der Heimat von Ducati. Die Stärken der BMW: Vielseitigkeit und Zuverlässigkeit. Das wandlungsfähige Motorrad beherrscht den schnellen Kurvenritt ebenso wie bequeme, weite Reisen oder Offroad-Ausflüge. Diese BMW gilt als die Eierlegende Wollmilchsau unter den Motorrädern. Aber die Konkurrenz wird immer härter: Rivalen wie KTM 1290 Super Adventure S (160 PS) oder Ducati Multistrada 1260 (158 PS) übertreffen die „alte“ BMW R 1200 GS (125 PS) deutlich in der Leistung. Da musste also etwas passieren.
BMW GS R 1250 GS: Daten, Ausstattung, Preis
Mit der neuen R 1250 GS hat BMW ordentlich nachgelegt. Elf PS mehr Leistung sind das eine. Aber vor allem wuchtet der neue 1,25-Liter-Boxer deutlich mehr Schubkraft auf den Kardan: 143 statt bisher 125 Nm Drehmoment bedeuten Kraft in allen Lebenslagen. Die extra-PS gehen vor allem auf die Erhöhung des Hubraums von 1170 auf 1254 ccm zurück. Das erhebliche Plus an Schubkraft liegt vor allem an der neuen, variablen Ventilsteuerung. Dazu kommt eine sauberere Verbrennung und ein um vier Prozent auf 4,75 Liter gesunkener Verbrauch. Möglich macht’s die Weltneuheit „ShiftCam“: Je nach Fahrzustand öffnen und schließen sich die beiden Einlassventile unterschiedlich – mal im Teillastbereich für mehr Druck von unten heraus, mal unter Volllast für mehr Spitzenkraft. Die Idee kommt aus dem Auto, die Umsetzung ist zwar beim Motorrad anders, aber die Wirkung dieselbe: Effizientere Verbrennung. Deshalb steht „Shift Cam“ zurecht deutlich lesbar auf den Ventildeckeln des neuen Boxermotors – ist dies doch die wichtigste Neuerung, um den bei Reiseenduros so wichtigen Fahrkomfort zu optimieren.
Wie von den Entwicklern versprochen, legt sich der neue Motor tatsächlich noch mächtiger ins Zeug und gibt seine Kraft gleichzeitig geschmeidiger ab als bisher. Reißt man am Gasgriff, setzt sich die fünf Kilogramm schwerer gewordene 1250er extrem impulsiv in Gang. Geht man vom Gas, nickt das Bike nicht ein, sondern die Antriebskraft lässt ganz geschmeidig nach. Alles passiert ein Stück kräftiger und dennoch sanfter, als beim Vorgängermotor mit weniger Hubraum und althergebrachter Ventilsteuerung.
Lob verdient die neue R 1250 GS auch für mehr Serienausstattung - darunter LED-Scheinwerfer, die Berganfahrhilfe „Hill Start Control“, der 6,5 Zoll große TFT-Bildschirm und wichtige Connectivity-Funktionen. Damit ist die R 1250 GS den um 850 Euro gestiegenen Preis absolut wert.
GS-Fahrer, die sich das nicht leisten wollen oder können, trösten sich mit folgender Tatsache: Ihre „alte“ 1200er sieht kaum anders aus als die neue. Entscheidend sind eher deren innere Werte.
Daten BMW R 1250 GS Flüssigkeitsgekühlter Zweizylinder-Viertakt-Boxer-Motor mit variabler Ventilsteuerung „Shift Cam“, Leistung 100 kW/136 PS bei 7.750/min, Drehmoment 143 Nm bei 6.250/min; Leergewicht 249 kg, Tankinhalt 20 Liter, Sitzhöhe 850/870 mm, Radstand 1,53 m, Preis 16.150 Euro
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