Die Familie kommt zusammen
Mercedes komplettiert die C-Klasse mit Coupé, Cabriolet und neuen AMG-Versionen. Die weltweite Kundschaft hat klare Präferenzen
Große Familienzusammenführung in der Mercedes C-Klasse: Zum Start in den Frühling melden sich nicht nur das Cabrio und das Coupé aufgefrischt zurück, sondern auch einige AMG-Geschwister kommen dröhnend nach Hause. Preise wurden noch nicht genannt. Damit ist die Bande so gut wie komplett - und eine weitere Stufe des Mercedes-Neuheiten-Feuerwerks gezündet.
Es fällt auf, dass die Stuttgarter, die sich zuletzt als die SUV-Marke schlechthin positionierten, eine neue Leichtigkeit entdecken. Cabrio und Coupé wirken gegen die Strassengeländewagen erfreulich schlank, elegant und dynamisch. „Den Menschen gefallen Proportionen. Da kommt nichts an ein Coupe heran“, sagt Christian Früh, Chefingenieur der C-Klasse. Recht hat er. Zwar sind die Linien nicht so radikal reduziert wie bei der Mutter aller MB-Coupes, dem CLS, aber man sieht selbst in den kleinen Baureihen, dass weniger manchmal mehr ist. Und dass nachschärfen immer hilft.
C-Klasse wird endgültig zur Vierzylinder-Klasse
Ein Blick auf die Motoren zeigt: Die C-Klasse wird endgültig zur Vierzylinder-Klasse. Die Bauart macht die Triebwerke leichter und sparsamer, ohne dass Leistung verloren geht. Im Gegenteil. Auch in dieser Baureihe halten die teilelektrifizierten Antriebsstränge Einzug. Dank eines 48-Volt-Bordnetzes lassen sich starke Elektromotoren zuschalten, die für einen zusätzlichen Boost sorgen, gerade in tieferen Drehzahlbereichen etwa beim Anfahren, wo der Verbrenner naturgemäß seinen schlechtesten Wirkungsgrad hat. An die mickrigen 1,5 Liter Hubraum der Einstiegsversionen werden sich treue Mercedes-Anhänger erst gewöhnen müssen. „Entscheidend sind die Fahrleistungen. Und die überzeugen“, sagt Früh dazu.
Spannend ausserdem, dass Mercedes ausgerechnet einen Dieselmotor zum potentesten Vertreter der neuen kleinen Vierzylinder-Generation macht. Der Selbstzünder leistet 194 PS und damit zehn mehr als der Otto. Mit einem Normverbrauch von 4,6 Litern verwirklicht der Motor neue Tiefstwerte. Doch reicht das, um durch den Abgasskandal verlorenes Vertrauen zurück zu gewinnen? Chefingenieur Früh glaubt fest daran. „Für uns ist der Diesel Teil der Lösung, nicht des Problems“, meint er. Dass alle Motoren die Euro 6d temp Norm erfüllen, sollte man bei einem deutschen Premiumhersteller nicht mehr dazu sagen müssen.
In den USA dagegen, wo die neuesten C-Klasse-Modelle Weltpremiere feiern, spielt das Thema Ökologie nach wie vor keine große Rolle. Auf der New York Autoshow ziehen vielmehr die auf 390 PS aufgebohrten Mercedes AMG C-43 die Massen an. Den Vogel schießt der C 63 ab, dessen Achtzylinder (!) bis zu 510 PS entwickelt. Keine Frage: Der tanzt Samba mit dem Zeitgeist, aber in Trump-Land zählt derzeit wohl nur Power. Das spiegeln die Verkaufszahlen wider. Allein im vergangenen Jahr stieg der Absatz der Mercedes-Sportwagenschmiede in den USA um sagenhafte 50 Prozent, was AMG nicht nur jenseits des großen Teichs, sondern weltweit zur Luxusmarke Nummer Eins befördert.
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