Einfach schnell: So fährt sich der neue Porsche 911
Die Neuauflage der Ikone Porsche 911 beweist, dass ein Sportwagen nicht schwer zu beherrschen sein muss. Warum Puristen beim 992 vom „letzten echten Elfer“ sprechen.
Wenn ein Auto die Bezeichnung „Ikone“ verdient, dann ist es der Porsche 911. Seit 55 Jahren versetzt er Fans in aller Welt in Verzückung. Mehr als eine Million mal hat Porsche die „Mutter aller Sportwagen“ an den Mann und zunehmend an die Frau gebracht. Nun kommt Generation 8 - und es stellt sich die Frage, wie viel der Glanz der Vergangenheit in Zukunft wert ist. Zwar wird die Debatte um Tempolimits und Abgasgrenzwerte nur in Deutschland wirklich leidenschaftlich geführt. Aber wer weiß. Ein bisschen Öko-Zeitgeist hat Porsche zumindest vorgesehen. Im neuen Achtgang-Doppelkupplungsgetriebe wäre Platz für einen zusätzlichen Elektromotor. Hybridisierung kennt keine Gnade.
Was die Performance betrifft, hätte Porsche derlei Experimente sicher nicht nötig. Die Fahreigenschaften des intern als 992 bezifferten Porsche sind einfach nur perfekt. Das liegt nicht allein an dem um 30 auf 450 PS erstarkten Dreiliter-Boxermotor, der zudem über eine neue doppelte Aufladung verfügt. Es liegt auch nicht allein am Fahrwerk, dessen Dämpfer sich mehrere hundert mal pro Sekunde jedem noch so wilden Ritt anpassen. Sondern es liegt am Gesamtpaket, an dem Vertrauen, das dieses Fahrzeug seinem Eigner schenkt. Wo andere Sportler einen Riesenkrawall veranstalten, zieht der Porsche 911 unspektakulär und stoisch seine Runden. Wie pfeilschnell er dabei wirklich wird, offenbart nur ein Blick auf den Tacho.
Porsche 911 Carrera S mit Sport Chrono Paket: technische Daten
- Hubraum: 2981 ccm
- Leistung: 450 PS bei 6500/min
- Drehoment: 530 Nm ab 2300/min
- Länge/B/H: 4,52/1,85/1,30 m
- Leergewicht/Zuladung: 1515/470 kg
- Kofferraum: 132 l
- 0-100 km/h: 3,5 s
- Vmax: 308 km/h
- NEFZ-Verbrauch: 8,9 Liter Super Plus
- CO2-Ausstoß: 205 g/km
- Abgasnorm: Euro 6d temp
- Preis ab: 122.450 Euro
308 km/h beträgt die Höchstgeschwindigkeit des 911 Carrera S. In 3,5 Sekunden ist der Sprint von null auf hundert erledigt, in 12,1 Sekunden fallen die 200 km/h (jeweils mit Sport Chrono Paket). Die Gänge flutschen nur so durch die Kulisse. Abermals verbessert wurde die Lenkung. Es geht tatsächlich noch direkter, noch präziser. Dabei muss es nicht immer letzte Rille sein. Denn die größten Fortschritte macht der Elfer ausgerechnet in der Disziplin Alltagstauglichkeit. Er bietet mehr Komfort denn je, kann gerne auch langsam und lässt sich so selbstverständlich handeln, als wäre er ein ganz normales Auto. Der 992 passt auf die Rennstrecke ebenso wie auf den Kita-Parkplatz.
Neuer Porsche 911: Aufreizend ausladendes Heck
Das Design spiegelt die heimliche Sanftheit des jüngsten Elfers nicht gerade wider. Generation 8 ist in der Breite um satte 44 Millimeter gewachsen. Das Heck hat dramatisch an Wucht gewonnen und wirkt aufreizend ausladend. In den hinteren, weit ausgestellten Radhäusern drehen sich 21-Zöller; vorne sind „nur“ 20-Zöller montiert. Dadurch kippt das Auto optisch ein wenig nach vorne. Die Seitenansicht bietet mehr Klarheit. Erstmals sind die Türgriffe versenkbar.
Obwohl deutlich mehr Aluminium verbaut wurde als im Vorgänger, hat der Wagen rund 50 Kilogramm zugelegt. Das ist vor allem dem neuen Getriebe und strengeren Crash-Vorschriften geschuldet. Brächte eine Teilelektrifizierung weitere Kilos ins Auto - wovon man ausgehen muss - dürften sich einige Puristen verabschieden. Sie sprechen wehmütig bereits vom „letzten echten Elfer“.
Im Interieur ist ohnehin fast nichts mehr, wie es war. Das Cockpit wurde ordentlich aufgeräumt. Wie bei den Mitbewerbern gibt es statt vieler Schalter nur noch die nötigsten. Die meiste Infotainment- und Bedienarbeit wird über einen großen Berührbildschirm verrichtet. Wenigstens den Drehzahlmesser führt Porsche noch ausschließlich als Analoginstrument aus. Und, keine Sorge, das Zündschloss links vom Lenkrad ist ebenfalls geblieben. Einen Elfer startet man nach wie vor nicht per Knopfdruck. Sondern so wie früher. Trotz solcher Reliquien sind natürlich alle gängigen digitalen Helferlein an Bord. Und sogar ein neues Fahrprogramm: der „Wet“-Modus. Er hält den 450-PS-Boliden auch bei Regen oder Schnee sicher in der Spur, indem er zum Beispiel die Gasannahme reduziert. Damit wird Elfer-Fahren selbst bei kritischen Verhältnissen zum Kinderspiel.
Der Preis des neuen Porsche 911 Carrera S Typ 992
Allerdings sollte das Taschengeld üppig bemessen sein. 120.125 Euro muss der Elfer-Käufer mindestens investieren (ohne Sport Chrono Paket). Dafür dürften ihm je nach Geisteshaltung bewundernde oder skeptische Blicke gewiss sein. Andere Verkehrsteilnehmer werden den Porsche wie üblich hauptsächlich von hinten sehen. Besonders cool kommt das bei Nacht. Generation 8 verfügt über ein durchgängiges, ellenlanges Leuchtband am Heck, darüber glüht dann und wann die Ziffer „11“ als drittes Bremslicht. Wie das Raumschiff mit der Nummer Elf. Wie nicht (mehr) von dieser Welt.
Die Diskussion ist geschlossen.