Made in Russia: der Lada Vesta SW Cross im Test
Der Lada Vesta SW Cross hat eine große Stärke: seinen Preis. Und ein großes Problem: seinen Motor. Was überwiegt? Der Test.
Mit dem kleinen Geländewagen namens 4x4 hat sich Lada weltweit einen Kultstatus geschaffen. Das Fahrzeug gilt unter Freunden als unkaputtbar, und wenn doch etwas passiert, kann man(n) ihn noch selbst reparieren. Dass dies allerdings nicht die Art Auto ist, auf die Europa in der Masse wartet, liegt auf der Hand. Und so bemüht sich der hinter Lada stehende russische Hersteller Awtowas, der wiederum mehrheitlich der Renault-Nissan-Gruppe gehört, um Volumenmodelle, die hier Fuß fassen sollen.
Eines davon ist der Lada Vesta SW Cross, ein kompakter Kombi mit etwas mehr Bodenfreiheit und etwas mehr Plastikverkleidung, was ihn als verkappten Geländegänger qualifizieren soll – also durchaus die Art Auto, die derzeit massentauglich ist. Jedoch sind auch die Tage des Vesta in Europa schon wieder gezählt, jedenfalls vorerst. Die Russen liefern noch bis Ende 2019, danach beginnt eine schöpferische Pause, in der eine neue Motorengeneration Einzug halten soll. Die Aggregate werden dann aller Voraussicht nach nicht mehr von Lada, sondern aus dem Konzernregal von Renault Nissan kommen. Für 2022 ist das Comeback geplant.
Der Motor erfüllt Euro 6d temp, aber...
Hintergrund: Zwar erfüllen die Benziner die Euro 6d temp Norm. Die CO2-Werte sind mit 162 Gramm pro Kilometer für Europa aber mehr oder weniger inakzeptabel, ebenso ein Normverbrauch von 7,1 Litern. Im Test schluckte der Lada Vesta SW Cross 7,6 Liter; das brauchen andere auch, jedoch bieten sie in der Regel mehr Leistung als die mickrigen 102 PS des Lada und zumindest einen Hauch von Fahrdynamik. Davon kann bei Beschleunigungswerten von 12,6 Sekunden auf 100 km/h und einer Spitzengeschwindigkeit von 180 km/h, die nach einer gefühlten Ewigkeit erreicht wird, kaum die Rede sein. Wenigstens ist das Fahrwerk passabel abgestimmt und die Lenkung arbeitet nicht allzu indirekt.
Der Preis spricht für das Auto
Es spricht aber nicht alles gegen das Auto, am allerwenigsten der Preis. Der Einstieg liegt bei 16.590 Euro. Selbst die allen Ernstes „Luxus“ genannte Variante kostet nicht mehr als 17.990 Euro. Dafür bietet der Russe alles, was man an Ausstattung braucht, etwa 17-Zoll-Felgen, Radio mit Bluetooth und Smartphone-Integration, Navi, Rückfahrkamera (eine gute sogar!), und beheizbare Sitze vorne wie hinten.
Der angekündigte Lieferstopp dürfte die Preise nicht eben nach oben treiben. Wer jetzt noch ein Schnäppchen ergattern will, muss sich laut Lada keine Sorgen machen: Ersatzteile gibt es weiterhin, auch die Fortdauer von Service- und Reparaturarbeiten ist gewährleistet.
Der Lada Vesta SW Cross ist ein preiswertes, aber kein im Wortsinn billiges Auto: Das Design kann sich, die sinnbefreiten Pfeilungen im Seitenblech ausgenommen, durchaus sehen lassen. Auch das Interieur wirkt nicht unfreundlich; Materialauswahl, Verarbeitung und Bedienbarkeit sind angesichts des Tiefpreises in Ordnung. Und so richtig überzeugen kann der Wagen, der stolz mit dem Label „Made in Russia“ wirbt, mit seinem Platzangebot. Selbst auf der Rückbank sitzt es sich alles andere als beengt. Der Kofferraum fasst 480 Liter, dazu ist die Rückbank umklappbar. In diesem Punkt müssen Vesta-Fahrer nicht mit weniger zufrieden sein.
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