Das Bulliversum dehnt sich aus: VW Multivan T7 im Test
Den VW-Bus gibt es jetzt gleich dreimal - und als T7 ist er eigentlich gar kein Bus mehr. Der Test.
Die Sache mit dem neuen Bulli ist nicht ganz einfach. Früher war ein VW-Bus ein VW Bus. Eigentlich ein Nutzfahrzeug von der Pritsche bis hin zum Transporter, wahlweise auch ein Familienvan mit viel Platz - oder ein Kult-Camper für Hippies und Lifestyler. Aber es war immer ein VW-Bus von der Technik her.
Jetzt gibt es gleich deren drei. Neu im Bulliversum ist der brandneue Multivan T7, der kein reines Nutzfahrzeug mehr ist. Er wird zum ersten Mal auf einer Pkw-Plattform gebaut. Das bringt erhebliche Vor- aber auch nicht zu unterschätzende Nachteile. Aber dazu später.
Parallel zum Multivan wird es den T6 und T6.1 noch geben
Parallel zum Multivan wird es den T 6 und T6.1 noch geben. Und zwar bis mindestens 2024. Das heißt der Transporter Caravelle und der Camper California basieren weiterhin auf der Nutzfahrzeug-Plattform, genauso wie der Allrad-Bulli, weil dieser Antrieb zunächst nicht mit der neuen Fahrzeug-Architektur vereinbar ist. Und ab Mitte des nächsten Jahres stößt auch noch der Elektro-Bulli ID-Buzz zur Truppe. Der wiederum schöpft seine Technik aus dem VW-Elektro-Baukasten der ID-Familie.
Klingt kompliziert, ist es auch. Am einfachsten merkt man es sich so: Wer einen Familien-Bulli sucht für Freizeit, Spaß und Spiel und nicht mehr auf den E-Bus warten will, der ist beim neuen Multivan genau richtig. Den gibt es mit Verbrenner genauso wie als Hybrid. Letzterer ist ein alter Bekannter: Die Kombination aus einem 1,4 Liter großen Verbrenner mit 150 PS und einem bis zu 116 PS starken E-Aggregat kennt man schon von Golf und Passat GTE. Sie sorgt nicht nur für eine rein elektrische Reichweite von bis zu 50 Kilometern, sondern fällt nach den derzeitigen Kriterien auch noch unter Umweltförderung der Bundesregierung.
Neuer VW Bulli: Motoren und Verbrauch
Wie alle Hybridmodelle von VW startet auch der Multivan im Elektromodus. Leise surrt der E-Motor, der im Getriebe untergebracht ist. Mühelos bewegt er den 2,1-Tonner, erst bei höheren Anforderungen springt der Verbrenner an. Nur im Sportmodus arbeiten Benziner und E-Maschine sofort Hand in Hand. So richtig Spaß macht das Beschleunigen mit den insgesamt 218 PS aber nicht. Der Vierzylinder braucht viel zu hohe Touren, um seine volle Kraft entfalten zu können. Das Ergebnis: Ein hohes Jaulen, das so gar nicht zum sanften Gleiten im E-Modus passen will. Dafür soll der Verbrauch nur bei 1,7 Litern auf 100 Kilometer liegen - bei voll aufgeladenem Akku. Lange hält die Batterie nicht durch. Netto stehen gerade mal 10,4 kW zur Verfügung, spätestens 50 Kilometern (eher früher) ist die Batterie leer. Und dann läuft nur noch der Verbrenner. In der Realität stehen dann exakt 5,3 Liter auf der Anzeige nach genau 100 Kilometern Testfahrt. Und das wird immer mehr, je länger der Akku nicht nachgeladen werden kann.
Ziemlich genau das doppelte an Sprit genehmigt sich der große Benziner (2,0 TSI), der als Alternative zur Verfügung steht. Der macht zwar unheimlich viel Spaß beim Abzug, aber mit real elf Litern ist er ein ziemlicher Schluckspecht. In 9,4 Sekunden beschleunigt er den Bulli von 0 auf 100, ein fliegender Familientransporter! Wer will kann auch den kleinen Beziner mit 136 PS ordern, den Zweiliter-Diesel schiebt VW erst im nächsten Jahr nach.
Technische Daten: Volkswagen Multivan 1,4 l eHybrid (kurz)
- Hubraum: 1395 ccm
- Leistung: 110 kW (150 PS)
- Drehmoment: 250 Nm
- E-Motor : 85 kW, 330 Nm
- Elektrische Reichweite: 46 - 50 km
- Systemleistung: 160 kW (218 PS)
- System-Drehmoment: 350 Nm
- Batterie (netto): 10,4 kW
- Ladezeit: 5 Stunden (AC, 2,3 kW), 3 Stunden 40 Minuten (AC, 3,5 kW)
- Antrieb: Sechs-Gang-Doppelkupplungsgetriebe, Front
- 0 - 100 km/h: 11,4 s
- Höchstgeschwindigkeit: 190 km/h
- Kraftstoffverbrauch: 1,7 l / 100 km
- Stromverbrauch: 14,6 kWh/100 km
- C02-Emission kombiniert: 34 g/km
- L/B/H: 4,97/1,94/1,90 m
- Leergewicht/Zul.: 2 120 / 630 kg
- Anhängelast: 1.600 kg
Insgesamt ist der neue Multivan gewachsen und misst jetzt 4,97 Meter in der Kurzversion und 5,17 Meter in der längeren Variante. Auch in der Breite hat er ein wenig zugelegt, dafür ist der T7 in der Höhe geschrumpft. Sieben Zentimeter niedriger - damit muss man keine Angst mehr vor kleinen Parkhäusern haben. Paradoxerweise verliert der Bulli trotz der größeren Außenmasse im Inneren Platz. Das merkt man vor allem beim Kofferraum, wo jetzt hinter der dritten Sitzreihe nicht mehr 720 Liter zur Verfügung stehen, sondern nur noch knapp 470. Schuld daran ist die Crash-Sicherheit, wie ein Experte erläutert.
Für Komfort sorgen die jetzt erstmalig eingesetzten Einzelsitze (bis zu sieben) im Fond. Die können auch mit einer Heizung ausgestattet werden. Über Schienen werden die Sessel verschoben, auf Wunsch kann man sie auch gegenüber anordnen. Das ging schon beim Vorgänger, wo man sie einfach drehen musste. Jetzt muss man den Sitz richtig umbauen. Das geht zwar mit zwei Handgriffen relativ flott. Man braucht allerdings ausreichend Schmalz, denn der Sitz wiegt mehr als 20 Kilogramm.
Fahrbares Tischlein-Deck-Dich
Praktisch hingegen ist das fahrbare Tischlein-Deck-Dich. Die Konsole kann man zwischen den Sitzen verschieben, je nachdem, wo sie gebraucht wird. Ein sanfter Druck wie im Flugzeug: zwei Tische kommen aus der Versenkung. Umlegen, Kaffeetasse in die Cupholder - und schon kann man am Computer arbeiten oder Brotzeit machen. Vier USB-Ports gibt es im Fond, damit die Digital-Geräte der Sprösslinge auch immer ausreichend mit Strom versorgt sind.
Dank Pkw-Architektur ist jetzt auch das Cockpit praktischer. Zwei Bildschirme, kaum Knöpfe - Golf 8 & Co lassen grüßen. Die Bedienung ist logisch und ohne einen tiefen Blick in die Bedienungsanleitung zu bewältigen. Und auch bei den Fahrzeugassistenten wurde der Bulli aufgerüstet. Bis zu 25 davon kann man haben - vom teilautonomen Fahren bis hin zu Ausstiegswarner und Abbiege-Assistenten.
Über Car2X kommuniziert der T7 darüber hinaus mit anderen Autos und erkennt frühzeitig Staus und mögliche Gefahrenquellen. Ziemlich viel Hightech für ein Nutzfahrzeug. Dieser VW-Bus ist eben kein Bus mehr, sondern ein echtes Auto.
Vierzylinder Turbo-Benziner
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