Finale furioso: So fährt sich der Maserati MC20
Mit dem MC20 stellt Maserati noch einmal einen echten Sportwagen aus der Verbrennerwelt auf die Straße.
Der Erste seit fast 20 Jahren - und vielleicht auch schon wieder der Letzte. Mit dem MC20 stellt Maserati noch einmal einen echten Sportwagen aus der Verbrennerwelt auf die Straße. Aber mit was für einer Macchina! Ein V6 Turbobenziner mit Formel-1-Technik, selbst entwickelt an der Viale Ciro Menotti hier in Modena. Vorbei die schmachvollen Jahre als hinter dem Kühlergrill mit dem markanten Dreizack ein Triebwerk vom Erz-Rivalen Ferrari eingebaut werden musste. Jetzt pocht im eleganten Sportcoupé wieder ein echtes Maserati-Herz.
Im Maserati MC20 steckt jede Menge Formel-1-Technik
MC kommt von M wie Maserati und C wie Corse. Das bedeutet Rennen und zeigt, wofür der MC 20 gebaut wurde. 2,9 Sekunden von 0 auf Tempo 100 - 8,8 auf 200. Und alles aus einem vergleichsweise kleinen Sechszylinder mit drei Litern Hubraum? Möglich macht das unter anderem eine Formel-1-Technik, die zum ersten Mal straßentauglich gemacht wurde. Maserati Twin Combustion (MTC) lautet der Fachausdruck.
Vereinfacht gesagt, wird hier mit zwei Brennkammern gearbeitet. Eine eigene Kerze zündet zunächst das unter hohem Druck stehende Gemisch in der Vorkammer. Die Feuerstrahlen schießen dann über mehrere Löcher in die eigentliche Brennkammer - und entflammen explosionsartig das Gemisch. Mächtig, effizient und sauber. Auf diesen Motor sind sie in Modena mächtig stolz. Deshalb hat er auch einen eigenen Namen bekommen. Nettuno, so wie der Gott des Meeres.
Der Maserati MC20 beschleunigt göttlich
Göttlich ist Beschleunigung mit 630 PS und einem Drehmoment von 730 Nm allemal, orchestriert vom charakteristischen Sound der beiden Turbolader. Sie stehlen der Sportauspuffanlage glatt die akustische Show. Was auch daran liegt, dass der Röhren-Klang nach den neuesten Regeln homologiert und gezähmt wurde. Der dezente Soundteppich passt aber gut zum Gesamteindruck des Sportwagens, der von einem gewissen Understatement geprägt ist.
Maserati MC20: technische Daten
- Hubraum: 2991 ccm
- Leistung: 463 kW, 630 PS
- Drehmoment: 730 Nm ab 3000/min
- Achtgang-Doppelkupplung
- Länge/B./H.: 4,67/1,97/1,22
- Leergewicht: 1475 kg
- Kofferraum: 150 l
- 0 – 100 km/h: 2,9 s
- 0 - 200 km/h: 8,8 s
- Spitze: 326 km/h
- Verbrauch WLTP: 12,4 l Super
- CO2-Ausstoß: 245 g/km
- Preis ab: 210.000 Euro
Hier gibt es keine Schweller oder Spoiler, die so ein Auto präpotent und pubertär erscheinen lassen. Die Aerodynamik wurde so geschickt im Chassis angelegt, dass die Formen des MC20 fließend und elegant bleiben durften. Die Strömungskanäle befinden sich überwiegend im Unterboden. Und die großen Lufteinlässe an den Hinterbacken sind so geschickt verborgen, dass sie erst beim Öffnen der Türen auffallen.
Extravagante Türen im Maserati MC20
Hier leistet sich Maserati einen Tick Extravaganz. Scherentüren sehen immer spektakulär aus - sind aber oft eher unpraktisch zum Einsteigen. So manch stolzer Sportwagenbesitzer plumpst mangels entsprechender Körper-Technik zum Vergnügen der neidvollen Zeitgenossen eher wie ein Mehlsack ins Auto.
Nicht so beim Maserati MC20. Hier hat man die Karosserie so geschickt geschnitten, dass jeder in Würde und Anstand Platz nehmen kann. Alltagstauglichkeit lautet das Stichwort und das meint man wirklich ernst. Auf den Testfahrten rund um die Maserati-Heimat Modena und hinauf in die Hügel des Appenins hat sich das in jeder Hinsicht bestätigt.
Fahrmodi von komfortabel bis extrem dynamisch
Eine Vorauswahl des Fahrstils trifft man schon bei den Fahrprogrammen, die man mit einem stilvollen Metall-Drehrad auf der Mittelkonsole einstellt. GT, Sport und Corse - vom komfortabel bis extrem dynamisch. Wer feiner abstimmen will, kann noch die Dämpfer innerhalb der Programme einstellen, von weich bis straff, je nach Gusto. So ist man auf Autobahnen bequem unterwegs wie in einer Limousine, auch dank der strammen, aber nicht allzu sportlichen Sitze. Unglaublich, aber wahr für einen Sportwagen: Sogar der Hifi-Sound (Sonus Faber) genügt höchsten Ansprüchen.
Schnellfahren geht im Maserati MC20 leicht von der Hand
Mittelmotor, tiefer Schwerpunkt, nur 1475 Kilo schwer - Kurven nimmt der MC20 so gelassen und locker, so zackig und stabil, dass man als passionierter Autofahrer schon fast beleidigt ist, weil alles so leicht und locker geht. Schon bei Sport schiebt Nettuno von hinten gewaltig an, ist ja auch kein Wunder: Auf jede Pferdestärke kommen hier nur 2,33 Kilogramm Gewicht. Bissig aber kultiviert - der V6-Turbobenziner ist ein Genuss und vielleicht ein letzter Gruß aus der Verbrenner-Welt.
Die Zukunft heißt Elektroantrieb
Denn schon bald wird der MC20 auf flüsterleisen Elektrosohlen unterwegs sein. Karosserie und Antrieb wurde schon so konzipiert, dass zwei E-Motoren eingebaut werden können. Und dann kann es ziemlich schnell heißen: Ciao Verbrenner, basta con la musica!
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