Mit dem neuen XE will Jaguar in der Mittelklasse Beute machen
Bislang fahren die Briten im Revier von 3er BMW und Co. klar hinterher. Der deutlich aufgewertete XE soll das ändern. Wie stehen die Chancen?
Jaguar tut sich schwer in der Mittelklasse. Der X-Type war kein Erfolg und auch der seit 2015 erhältliche XE kommt nicht gegen Audi A4, Mercedes C-Klasse und 3er BMW an. Verkaufszahlen jenseits der 50.000 Einheiten beim deutschen Premium-Trio stehen gerade mal gut 1100 XE gegenüber, die im vergangenen Jahr über den Ladentisch gegangen sind.
Bei vielen Kunden kommen die Briten gar nicht auf die Einkaufsliste, weil sie keinen Kombi anbieten. Aber auch, dass der XE bislang dem Jaguar-eigene Premium-Anspruch nicht gerecht wurde, dürfte dazu geführt haben, dass der Absatz hinter seinen Möglichkeiten zurück geblieben ist. Ein umfangreiches Facelift soll genau das jetzt ändern.
Der Jaguar XE steht ein bisschen sportlicher da
Äußerlich gab’s nicht viel zu tun, dank serienmäßiger LED-Technik konnten die Scheinwerfer schmaler gestaltet werden und auch die Rücklichter haben die Designer gleich mit angepasst; so steht der Jag etwas sportlicher da. Vor allem aber das angestaubte Interieur wurde umfassend überarbeitet: Die Stoffsitze hat Jaguar ersatzlos gestrichen. Ab sofort sitzt man immer auf feinen, zigfach elektrisch verstellbaren Ledersesseln. Auch bei der Materialqualität haben die Briten nachgebessert und sämtliches Hartplastik verbannt. Dazu kommen neugestaltete Türtafeln mit Fächern, die eine Wasserflasche problemlos aufnehmen können. Dass bei all der Aufräumarbeit auch der futuristisch aus dem Mitteltunnel ausfahrende Automatik-Drehregler verschwunden ist und durch einen herkömmlichen Wahlhebel ersetzt wurde, dürfte der ein oder andere dagegen bedauern.
Den größten Sprung macht der Jaguar XE beim Infotainment
Den größten Sprung macht der XE beim Infotainment: Standardmäßig macht sich ein 10-Zoll-Touchscreen in der Mittelkonsole breit, optional gibt’s darunter noch ein halb so großes Display, das die Klimasteuerung übernimmt. Auch volldigitale Instrumente und ein Head-up-Display sind erhältlich – und vom Range Rover Evoque übernimmt der Jag den Clear-Sight-Rückspiegel. Für 600 Euro verwandelt sich das Spiegelglas in ein Display, das einen Kamerablick nach hinten anzeigt. Der Vorteil: Freie Sicht, auch wenn im reichlich engen Fond Gäste mitreisen. Außerdem ist das Blickfeld deutlich größer als durch die Heckscheibe.
In der Preisliste gibt es mehr Übersicht
Mehr Übersicht gibt’s auch in der Preisliste: Die Motorenpalette schrumpft auf drei Aggregate, die gibt es in drei Ausstattungsversionen und optional können alle als sportlich angehauchtes R-Dynamic-Modell geordert werden. Der handgeschaltete Einstiegsdiesel musste seinen Hut nehmen, los geht’s jetzt mit dem 180 PS starken Zweiliter-Vierzylinder-Diesel (43.690 Euro), der wie die beiden Ottos immer mit Achtgang-Automatik vorfährt. Seine 430 Newtonmeter sorgen für flottes Vorankommen, allerdings muss man kräftig aufs Gas treten um dem Selbstzünder Beine zu machen.
Der seidenweich schnurrende Vierzylinder-Benziner mit 250 oder 300 PS geht deutlich spritziger ans Werk, vor allem der P250 stemmt seine gesamte Kraft schon bei 1300 Touren auf die Kurbelwelle.
Beim Diesel muss man sich zwischen Heck- und Allradantrieb entscheiden, der kleine Otto schickt die Kraft immer nach hinten, der große an alle vier Räder. Das klingt nicht nur nach BMW-Politik, sondern fährt sich auch so: Im kurvigen Geläuf legt der Jag jede Menge Spaßpotential an den Tag und kann mit der Agilität eines 3ers nahezu mithalten. Und das, ohne übertrieben hart zu sein: Das verbindlich abgestimmte Standardfahrwerk, aber auch die im Sportmodus strafferen Adaptiv-Dämpfer federn Unebenheiten sauber weg und sorgen für hohen Reisekomfort.
Die Diskussion ist geschlossen.