Schnell, schneller, Alpina: eine Fahrt mit dem BMW Alpina B7
Was die Höchstgeschwindigkeit betrifft, schlägt der Allgäuer Sportwagenhersteller mal wieder alles. Gleichzeitig steht der neue BMW Alpina B7 für Understatement und gediegenen Luxus. Eine Ausfahrt.
B7, XD3, D5S – hört sich irgendwie nach Geheimdienst Ihrer Majestät an. Mindestens genauso fein ist das, was hinter diesen Kürzeln steckt. Edle Autos aus dem Allgäu von Alpina. Wir fuhren den neuesten und schärfsten Luxus-Liner, den es derzeit auf dem Markt gibt, den B7 mit 608 PS.
Aber von vorne. Gute Tropfen und feine Autos: In Buchloe lebt man ganz ordentlich vom Verkauf dieser beiden recht unterschiedlichen Genussmittel. Rund 100 Millionen Euro Umsatz sind es jährlich. Zehn Prozent steuert der Weinhandel bei, der mit Edelmarken wie Tignanello oder Sassicaia bekannt wurde. Ende der Siebziger, als Firmengründer Burkard Bovensiepen sie entdeckte, rangierten sie noch unter Tafelweinen. Heutzutage kostet ein Fläschchen 90 Euro aufwärts.
Alpina bringt rund 1500 Autos pro Jahr auf die Straße
Bei den Autos verhält es sich ähnlich: Ist der normale BMW schon ein recht ordentlicher Tropfen, der Tignanello kommt von Alpina. Die Allgäuer, einst reine BMW-Tuner und Rennfahrer, haben sich zum veritablen Fahrzeughersteller entwickelt. Rund 1500 Autos bringt man jährlich auf die Straße, Kernmarkt ist Deutschland, gefolgt von den USA und Japan.
Der höchste Trumpf von Alpina ist das Understatement. Warum groß auf die Pauke hauen, wenn man die größte Pauke unter der Motorhaube hat? Und wenn man schneller unterwegs ist als die gesamte Konkurrenz: „Vmax“ heißt einer der Alpina-Grundsätze, erklärt Entwicklungschef Andreas Bovensiepen. Immer Höchstgeschwindigkeit. Beim B7 sind es 330 Stundenkilometer, nicht abgeregelt.
Auf dem Salzburgring schrieb Alpina Geschichte
Testfahrt an historischer Stätte. Auf dem Salzburgring trat Alpina anno 1970 bei der europäischen Tourenwagen-EM mit großem Respekt an: „BMW hält sich dieses Jahr diskret zurück. So kam es, dass BMW Alpina die schwere und ehrenvolle Aufgabe zuteilwurde, gegen die furchterregende Streitmacht aus fremden Häusern anzutreten“, hieß es damals im Rennblatt. Am Ende vom Lied lehrten allerdings die Allgäuer der Konkurrenz das Fürchten: Der Spanier Soler-Roig siegte mit einem 2800 CS (Sechszylinder-Sauger mit 300 PS). Und auch am Saisonschluss stand Alpina ganz oben auf dem Treppchen.
BMW Alpina B7: 5,27 Meter Luxus pur
Aber zurück ins Heute. Da steht er also – der neue B7 – in der Boxengasse. 5,27 Meter Luxus pur, Langversion, mit 608 PS. Kostenpunkt: ab 154.800 Euro. Mit dem 7er der Bayerischen Motoren Werke teilt er sich die große Schnauze, hinten erkennt man den B7 an dem kleinen, dezenten Heck-Diffusor.
Das Herzstück aber ist der Motor. 4,4 Liter, V8, Biturbo – technisch verfeinert und mit größeren Turbo-Ladern ausgestattet. Das wirklich Beeindruckende ist neben der schieren Power von 608 PS das gewaltige Drehmoment von 800 Newtonmetern. Ab 2000 Touren liegt es an und damit um satte 1000 Umdrehungen pro Minute früher als beim Vorgänger. Der B7 geht damit sofort ab wie Schmidts Katze, die vor Nachbars Lumpi flüchtet. Um so viel Power auf die Straße zu bringen, nutzt der B7 Allrad-Traktion.
BMW Alpina B7 lang: technische Daten
- Motor/Hubraum: V8/4399 ccm
- Leistung: 608 PS bei 5500/min
- Drehmoment: 800 Nm ab 2000/min
- Länge/Breite/Höhe: 5,27/1,90/1,49 m
- Leergewicht/Zuladung: 2175/675 kg
- Kofferraum: 515 l
- 0 – 100 km/h: 3,6 s
- 0 – 200 km/h: 11,9 s
- Top-Tempo: 330 km/h
- Normverbrauch: 11,6 l Super
- CO2-Ausstoß: 265 g/km
- Abgasnorm: Euro 6d
- Preis ab: 154.800 Euro
Einen Heckantrieb gibt es nicht mehr. Macht aber nichts, weil die Elektronik die Kraft flexibel zwischen den Achsen hin- und herschiebt; bis zu 85 Prozent nach hinten. Und damit zu den Werten: Von 0 auf Tempo 100 geht es in 3,6 Sekunden – ein Zehntel schneller als beim Vorgänger. Von Tempo 100 zum Stillstand dauert es weniger als 36 Meter. Giftig wie Nattern packen die Bremsen zu, um den 2,2-Tonner in jeder Lage im Griff zu haben. Dabei – und das ist auch eine Alpina-Eigenheit – setzt man nicht auf Carbon oder Keramik. Die Bremsscheiben sind nach wie vor aus Stahl. Stolz zeigt Bovensiepen Vergleichstests, bei denen man die Hightech-Konkurrenz meterweit schlägt.
Beim Asphalt-Slalom macht der BMW Alpina B7 eine gute Figur
Bei der wilden Jagd über den Salzburgring, der mit seinen beiden langen Geraden zu den schnellsten seiner Art zählt, ist man froh über diese brachiale Bremskraft. Denn die beiden äußerst engen Schikanen jeweils am Anfang und am Ende des Tracks fordern Mann und Maschine im Grenzbereich. Gas geben, bremsen, Vollgas, rein in die Eisen! Beim Asphalt-Slalom macht der B7 so eine prächtige Figur wie weiland Hansi Hinterseer.
Gleiches gilt für Nockstein- und Fahrerlagerkurve. Hier sind es die Grenzen der Fliehkraft, die wir antesten. Aber keine Angst, der 2,2-Tonner pappt wie Kaugummi auf der Straße. Auch dank des luftgefederten Fahrwerks, das sich bei Sport plus noch um 15 Millimeter absenkt und unter Mithilfe von Wankstabilisierung und Hinterradlenkung scharf wie ein Rasiermesser arbeitet.
Außen James Bond, innen Terminator
Noch ein Wort zur „furchterregenden Streitmacht“, die dem B7 von Alpina heutzutage Konkurrenz machen könnte. Da ist aus dem Hause BMW der 760i mit zwölf Zylindern, der es in 3,8 Sekunden von 0 auf 100 schafft, der aber viel bequemer ausgelegt ist. Oder der Porsche Panamera Turbo, AMG S63 & Co. Alles prächtige Power-Limousinen. Am Ende dürfe es aber auch hier ausgehen wie anno 1970. Der B7 räumt alles ab. Ein Gentleman mit vornehmer Gelassenheit – aber gewaltigen Muckis: außen Sir James Bond, innen Terminator.
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