In Golfs Revier: Der neue Skoda Fabia im Test
Fast so groß, aber halb so teuer: Der kleine Skoda Fabia hat es auf den großen VW-Bruder abgesehen. Eine Schwäche bringt er aber mit. Der Test.
Ein Bengel wird erwachsen. Der Fabia, einst der freche Kleine im Laufstall der Skoda-Familie, mausert sich zum Golf-Jäger. Die Pubertät hat zwei Jahrzehnte, drei Generationen oder knapp fünf Millionen verkaufter Exemplare gedauert.
Aber jetzt erst, da der kleine Tscheche den Modularen Querbaukasten des VW-Konzerns nutzen kann, durfte er so richtig wachsen. In der Breite und in der Länge. Der Fabia streckt sich bis auf 4,11 Meter, das ist länger als ein Polo, zum Golf fehlen nur 17 Zentimeter. Beim Radstand, der ja letztendlich die Platzverhältnisse im Passagierraum definiert, hat der Golf nur noch einen Vorsprung von sieben Zentimetern, und was den Kofferraum angeht: Da hat der Skoda mit einem Plus von 50 Litern auf 380 Liter zugelegt und damit zum Golf aufgeschlossen. Nur dass der Wolfsburger mit einem Grundpreis von rund 27.000 Euro fast das Doppelte des Basis-Fabia (13.990 Euro) kostet.
Aufregende Farbwelten im neuen Skoda Fabia
Der Testwagen kam etwas auffällig daher. In Phönix Orange – da sieht man förmlich den Sonnenuntergang über der Wüste von Arizona. Das Farbthema haben die Designer konsequent im Innenraum weitergespielt. Kupfergold ist zum Beispiel die Spange, die sich quer über das Cockpit zieht und sogar in den Luftdüsen zu sehen ist. Die Farbe findet sich immer wieder in den Kanten oder in den Innentüren, sogar die Türgriffe schimmern gülden. Die sind beim Fabia eine Schau. Aber von wegen Griff, das ist schon mehr ein Bierhenkel nur filigraner. Damit lassen sich die Türen leicht öffnen und ihr Look ist auch noch gut. Vergleichbares haben wir nur selten gesehen – etwa im 718er-Porsche.
Wieder viele Simply-Clever-Lösungen im Skoda Fabia
Wie immer gibt es bei Skoda die Simply-Clever-Lösungen für alle möglichen Aufgabenstellungen. Hinreichend bekannt ist der Eiskratzer in der Tankklappe oder der Regenschirm im Türrahmen. So etwas bekommt man sonst nur im Rolls Royce oder im Bentley. Neu dazugekommen sind Befestigungsclip in der Mittelkonsole für Kredit- und EC-Karte oder für den Parkschein. Und ein flexibles Band hält jeden Stift sicher fest, damit der nicht beim nächsten Bremsvorgang zum unbekannten Flugobjekt im Fond wird. Insgesamt 46 dieser feinen kleinen Lösungen haben die Skoda-Techniker im neuen Fabia gezählt. In keinem anderen Fahrzeug der Tschechen gibt es mehr.
Technische Daten: Skoda Fabia
- Spezifikation: Skoda Fabia Ambition 1.0 TSI
- Hubraum: 999 ccm
- Leistung 85 kW, 110 PS
- Drehmoment: 200 Nm ab 2000/min
- Länge/B./H.: 4,11/1,78/1,46
- Leergewicht/Zuladung: 1187/405 kg
- Anhängelast gebremst: 1100 kg
- Kofferraum: 380 - 1190 l
- 0 – 100 km/h: 9,6 s
- Spitze: 205 km/h
- Normverbrauch: 4,6 l Super
- CO2-Ausstoß: 105 g/km
- Energieeffizienzklasse: C
- Basispreis: ab 13.990 Euro
Neues Design, mehr Platz, mehr Assistenten (darunter auch teilautonomes Fahren) – nur bei den Motoren hat sich wenig geändert. Entweder man nimmt den behäbigen 1-Liter-Sauger mit wahlweise 65 oder 80 PS, oder steigt gleich auf die neuen Turbo-Triebwerke mit wahlweise 95 oder 110 PS um. Alle vier Aggregate sind Dreizylinder – und klingen auch so. Was heißt klingen, das ist mehr ein hektisches Rasseln.
Bei Motor und Getriebe besteht Nachbesserungsbedarf
Mit 110 Pferdstärken müsste eigentlich ein ordentlicher Abzug hinzukriegen sein. Leider Fehlanzeige. Wer beim 1,0 TSI mit Automatik-Getriebe auf das Gaspedal drückt, der muss sich für eine viel zu langen Moment in Geduld üben, bis Motor und Getriebe Luft geholt haben und die Pferdchen endlich losgaloppieren.
Hier hat Skoda noch erheblichen Nachbesserungsbedarf, denn es geht ja nicht nur um mangelndes Temperament beim Fahren. Eine schnell ansprechende Beschleunigung hat auch etwas mit Sicherheit zu tun. Beim Überholen zum Beispiel. Auch wenn die halbe Autowelt vom Downsizing spricht, so richtig überzeugend ist der Dreizylinder nicht. Zumal sich auch die Verbräuche nicht überzeugend nach unten entwickeln. Bei unseren Testfahrten lagen wir im Schnitt bei über sieben Litern.
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