Lieb und teuer: Der elektrische Fiat 500 im Test
Wer es sich leisten will, bekommt mit dem neuen rein elektrischen Fiat 500 einen echten Herzensbrecher. Der Test.
„Voll süß“ – ein Kompliment, auf das wohl viele Autos beziehungsweise deren Besitzer verzichten können. Beim Fiat 500 dagegen ist das liebreizende Äußere Programm. Im neuen Modell mehr denn je: Die nun zweigeteilten Frontscheinwerfer beherrschen den kessen Augenaufschlag perfekt, die „500“ im Grill trägt der Kleine wie ein Schmuckstück und unter den Farbtönen findet sich ein Himmelblau, das bei Sonneneinstrahlung ins Roségold changiert. Che bello!
Fiat 500 e: Reichweite, Leistung, Preis
Doch wie das so ist im Leben: Schönheit hat ihren Preis. Wobei der im neuen Cinquecento weniger dem Design geschuldet ist, sondern viel mehr der Tatsache, dass die pöttelnden Benzinmotörchen von einst durch einen Elektromotor ersetzt wurden. In der günstigsten Konfiguration kostet das Paket mindestens 23.560 Euro, dann aber mit nur 95 PS und einem sehr dürftigen 23,7-kWh-Akku.
Nach Abzug der üppigen Elektroprämie bewegt sich der elektrische Fiat 500 preislich damit ziemlich genau auf dem Niveau eines früheren Verbrenners, nur eben mit erheblich geringerer Reichweite. Das bedeutet: Unsubventioniert hätte auch dieser Stromer gegen seine Otto-Brüder wirtschaftlich überhaupt keine Chance.
Noch tiefer in die Tasche müssen Käufer für die höheren Versionen greifen – und bei denen fängt der neue Fiat 500 eigentlich erst an. Ab der Line „Icon“ und ab 29.560 Euro besitzt der Cityflitzer dann einen „richtigen“ Akku mit 42 kWh, der für Reichweiten von bis zu 320 Kilometern gut ist; innerorts sollen sogar bis zu 460 Kilometer drin sein. Und: Der Motor leistet dann 118 PS, die einem solchen Winzling tüchtig Beine machen.
Das höchste der Gefühle: Fiat 500 Cabrio „La Prima“
Bleiben wir noch kurz bei der Preisgestaltung, der man mit der Wahl des nahezu unwiderstehlichen Cabrios die Krone beziehungsweise Stoffmütze aufsetzen kann. Am oberen Ende der Modellpalette schlägt der offene Cinquecento mit mindestens 37.900 Euro zu Buche, dann in der „La Prima“ Ausstattung, die sich hinter weitaus höheren Fahrzeugkategorien nicht verstecken muss.
Beispiel: Als erster im Segment beherrscht der Fiat 500 damit sogar autonomes Fahren auf der Stufe Zwei. Das heißt, er hält Geschwindigkeit, Spur und Abstand zum Vordermann; lediglich die Hände muss der Pilot noch am Lenkrad lassen.
Fiat 500 e Cabrio La Prima: technische Daten
- Leistung: 87 kW/ 118 PS
- Drehmoment: 220 Nm
- Länge/B./H.: 3,63/1,68/1,53
- Leergewicht/Zul.: 1405/400 kg
- Kofferraum: 185 – 550 l
- 0 – 100 km/h: 9,0 s
- Spitze: 150 km/h
- Verbrauch WLTP: 14,9 kWh
- Reichweite WLTP: 298 km
- Batteriekapazität: 42 kWh
- Schnellladung: 35 min
- Preis: ab 37.900 Euro (abzügl. Förderprämie)
Lassen wir die Geldsorgen einmal hinter uns, ist alles andere: Sex in the City. Der Fiat flirtet an jeder Ampel, um seine Verehrer:innen dann mit einem Druck aufs Strompedal stehen zu lassen wie Statisten. Dieses elektrische Fahrgefühl ist unbezahlbar. Dank eines Wendekreises von deutlich unter zehn Metern wuselt er nicht nur durch jede Gasse, sondern erobert auch jede Parklücke, und zwar vorwärts.
So schlägt sich der Fiat 500 e in der Stadt - und auf dem Land
Andererseits wäre es überraschend, schlüge sich ein 3,63 Meter „langes“ und 1,68 Meter „breites“ Auto im Stadtdschungel nicht glänzend. Umso spannender wird´s auf Überlandfahrt: allein auf Autobahnen und Landstraßen unterwegs, reduzierte sich die Reichweite unseres Testwagens flugs auf 260 Kilometer. Damit kann man leben, zumal der Kurze auch jenseits der 100 km/h souverän auf der Straße liegt.
Fiat 500 e: Schnellladen ist kein billiger Spaß
Auf großer Reise bietet sich eine Schnellladung an der Autobahn an, die der Fiat 500 mit einer Dosis von bis zu 85 kW verkraftet. So ist die Batterie bereits nach einer halben Stunde wieder voll. Auch das übrigens mit Kosten von 23,82 Euro in unserem Fall kein billiger Spaß.
Im Alltag wird man ihn erstens selten ganz leer fahren und zweitens an der heimischen Steckdose laden. Es dürfte jeweils genügen, den Fiat 500 über Nacht an die Strippe zu hängen. Nur ganz schwer Verliebte spendieren ihm eine Wallbox.
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