Volkswagens Größter: der VW Touareg im Test
Der Touareg ist das Luxus- und Technologie-Flaggschiff des VW-Konzerns – und zeigt, warum Riesen-SUVs trotz allem ihren Reiz haben. Der Test.
Nirgendwo prallen in der Autowelt Anspruch und Wirklichkeit so hart aufeinander wie im Segment der Riesen-SUVs. Eigentlich ökologisch geächtet, sind sie doch der heimliche Traum vieler Autofahrer. Während der Zeitgeist nachhaltige Antriebe fordert, arbeiten unter den mächtigen Motorhauben nicht selten voluminöse Dieseltriebwerke.
Auch Volkswagen lebt mit diesem Widerspruch. Einerseits sehen sich die Wolfsburger als Vorreiter in Sachen Elektromobilität, andererseits befinden sie sich in einer SUV-Offensive, die ihresgleichen sucht. Und einen ganz dicken Brummer haben sie auch im Programm: den Touareg, der nach gut einer Million (!) verkaufter Exemplare derzeit in Generation drei vorfährt. Dabei bleibt der Touareg das, was er immer war: das Luxus- und Technologie-Flaggschiff des Konzerns.
Das digitale „Innovision Cockpit“ kommt fast ohne Schalter aus
Offensichtlichstes Beispiel hierfür: das digitale „Innovison Cockpit“, das dem Fahrer tatsächlich ein neues Gefühl von der Bedienung eines Autos vermittelt. Das 12-Zoll-Display der Instrumente und der 15-Zoll-Touchscreen des Infotainmentsystems verschmelzen zu einer Einheit, die alle Aufgaben von der Steuerung über die Kommunikation bis zum Entertainment übernimmt. Dabei kommt das System nahezu ohne klassische Tasten, Schalter und Regler aus.
Das wirkt sehr schick, erfordert aber etwas Eingewöhnung, will man dem Touareg etwa mit Gesten oder per Sprachbefehl Anweisungen erteilen. Zumal es im Test an der Umsetzung natürlich gesprochener Eingaben, etwa Navigationszielen, noch haperte. Hier scheinen die Systeme von Mercedes und BMW schon weiter zu sein in der Entwicklung. Der Design-Punkt geht aber an Volkswagen. Das Cockpit mit Glasflächen, offenporigen Holzapplikationen, feinem Leder und edlen Metall-Finishes ist eine Augenweide.
Der VW Touareg hat alle wichtigen Assistenten an Bord
An Assistenten hat der Touareg alles an Bord, was ein Vertreter der Luxusliga haben muss: Bis zu einer Geschwindigkeit von 60 km/h übernimmt der „Stau- und Baustellenassistent“ das Lenken, Bremsen und Beschleunigen. Ein Parkassistent bugsiert das 4,88 Meter lange und 1,98 Meter breite Ungetüm auch in knappe Buchten. Der „Trailer Assist“ hilft beim Rangieren mit einem Anhänger; volle 3,5 Tonnen darf der Touareg an den Haken nehmen.
VW Touareg V6 TDI: technische Daten
- Hubraum: 2967 ccm
- Leistung: 286 PS
- Drehmoment: 600 Nm ab 2250/min
- Länge/B./H.: 4,88/1,98/1,72 m
- Leergewicht/Zuladung: 2070/855 kg
- Anhängelast: 3500 kg
- Kofferraum: 810 – 1800 l
- 0 – 100 km/h: 6,1 s
- Top-Tempo: 238 km/h
- Normverbrauch: 6,6 l Diesel
- CO2-Ausstoß: 173 g/km
- Effizienzklasse: B
- Preis ab: 62.305 Euro
Beim Thema Licht setzt das größte VW-SUV sogar Maßstäbe. Aus 128 LEDs besteht ein Scheinwerfer. Die LEDs lassen sich einzeln ansteuern und kombinieren, um für nahezu jede Situation das optimale Licht zu erhalten, etwa in der Stadt, auf der Landstraße, beim Überholen oder bei Schlechtwetter-Fahrten. Der Effekt ist verblüffend, aber mal ehrlich, wer fragt beim Kauf eines neuen Autos nach dem Licht?
Dann schon eher nach der Motorleistung. Der über jeden Zweifel erhabene V6-Diesel aus dem Konzernregal schiebt auch im Touareg einen souveränen Dienst. Mit der Achtgang-Automatik, die ebenso Serie ist wie der Allradantrieb, harmoniert der Selbstzünder prächtig. Einzig eine kleine Anfahrschwäche kann der Touareg nicht leugnen.
Der V6 Diesel im Touareg leistet 286 PS
Konstruktionsbedingte Nachteile eines Riesen-SUVs (hoher Schwerpunkt, hohes Gewicht) will der Touareg mit aktivem Wankausgleich, elektromechanischen Stabilisatoren und Allradlenkung ausgleichen. Das funktioniert prima. Der Touareg fühlt sich direkter und straffer an, als man es vermuten würde. Gleichzeitig bietet der Wagen von der Geräuschdämmung bis zur Federung ein herausragendes Maß an Komfort. Die 286 Diesel-PS machen den Koloss zum Dauergast auf der linken Spur. Vermeintlich Unverbesserliche wissen schon, warum sie diese Autos so lieben.
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