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Foto: Hendrik Schmidt, dpa
Foto: Hendrik Schmidt, dpa

Weil Autofahrer in vielen Städten ein Fahrverbot für Dieselfahrzeuge befürchten, wechseln sie zu einem Benziner.

Fahrverbote
07.02.2018

Welches Auto kann ich mir noch kaufen?

Von Norbert Staub

Fahrverbote drohen vor allem Dieselautos - doch auch andere Fahrzeuge bereiten der Umwelt Probleme. Welches Auto soll ich mir kaufen, um dem zu entgehen? Eine Übersicht.

Der Diesel ist in Verruf geraten - in vielen Städten drohen Fahrverbote wegen des hohen Stickoxid-Ausstoßes. Kein Wunder also, dass die Nachfrage nach Dieselautos spürbar nach unten gegangen ist. Immer mehr Menschen steigen auf Benziner um. Doch auch die geraten in die Kritik. Hier ist es der Feinstaubausstoß, der vor allem bei modernen Direkteinspritzern Probleme bereitet. Wir haben mit Experten vom ADAC darüber gesprochen, was Autokäufer beachten sollten, wenn sie ihr Auto nicht außerhalb der Umweltzone parken möchten und wie umweltfreundlich alternative Antriebe sind.

Diesel

Vor allem seit Bekanntwerden des Dieselskandals wird die Skepsis gegenüber den Selbstzündern immer größer. Auch der Anteil an Dieselfahrzeugen geht nach unten, berichtet der ADAC auf seiner Webseite. Und jetzt drohen auch noch in zahlreichen Städten Fahrverbote für Dieselfahrzeuge. "Ob und gegebenenfalls wo es zu Fahrverboten kommt, ist völlig offen. Ebenso, welche Standards Fahrzeuge erfüllen müssten, um nicht betroffen zu sein", sagt Reinhard Kolke, Leiter des ADAC Test- und Technikzentrums. Einigermaßen auf der sicheren Seite ist man nach Ansicht des ADAC mit einem Fahrzeug, das die neueste Abgasnorm Euro 6 D temp erfüllt. Deshalb empfiehlt der ADAC Autokäufern, die auch künftig in Umweltzonen fahren wollen, zu einem Diesel mit diesem Abgasstandard. Kolke: "Das Aussperren von Diesel-Pkw der derzeit neuesten Abgasnorm Euro 6 D temp ist kaum vorstellbar." Hier gibt es eine Liste, welche Autos den Standard schon erfüllen.

Der ADAC hat in seinem jüngsten Eco-Test auch Diesenfahrzeuge unter die Lupe genommen. Hier schnitten der Mercedes E 220 d T-Modell (Platz 13 von 105 getesteten Fahrzeugen) und der BMW 520d Steptronic (Platz 20) am besten ab.

Benziner

In die Kritik geraten sind auch Benziner - vor allem die modernen Direkteinspritzer, die Rußpartikel ausstoßen. Trotzdem hält der ADAC-Experte ein Fahrverbot für Benzinfahrzeuge für unwahrscheinlich: "Die Umweltzonen- und Fahrverbotsdiskussion läuft heute aufgrund Überschreitungen der Stickstoffdioxid-Grenzwerte. Die Feinstaubwerte werden mit Ausnahme von Stuttgart überall eingehalten", so Kolke. Außerdem hätten Partikelemissionen sehr viele unterschiedliche Quellen, von Hausbrand über Reifenabrieb bis zum Staubeintrag durch Baustellen. Das sauberste Benzinfahrzeug im Eco-Test des ADAC war der Suziki Ignis auf Platz acht.

Elektroautos

Ist man in Sachen Fahrverbote mit einem Elektroauto auf der sicheren Seite? "Bei den Abgasemissionen ja", sagt der Leiter des ADAC Test- und Technikzentrums: "Richtig ist aber auch, dass viele Emissionen verlagert werden, wenn Strom zum Beispiel aus einem Braunkohlekraftwerk stammt." Allerdings sind die Autofahrer in Deutschland trotz staatlicher Zuschüsse und immer mehr Lademöglichkeiten zurückhaltend in Sachen Elektroautos.

Erwartungsgemäß liegen beim ADAC-Eco-Test die Elektroautos vorne. Die Bestwertung von fünf Umweltsternen schafften diese vier Elektroautos: Den ersten Platz belegte der Hyundai IONIQ Elektro, gefolgt vom eGolf; Platz vier belegt der Opel Ampera-E, Rang fünf der Renault Zoe.

Hybrid

Die Plug-in-Hybride enttäuschten unterm Strich beim Eco-Test des ADAC. Woran liegt das? "Einige Hybridantriebe haben den kalten Verbrennungsmotor mit hoher Leistung spontan zugeschaltet, das führt zu erhöhten Schadstoffemissionen. Das hohe Gewicht durch zwei Antriebssysteme erhöht den Verbrauch zusätzlich. Die positive Ausnahme war hier der Toyota Prius Plug-in", so Reinhard Kolke. Er setzte sich beim Eco-Test zwischen die Elektroautos auf Rang drei.

Und wie schätzt der Experte die Chance ein, mit einem Hybrid Fahrverboten zu entgehen? "Sofern Fahrverbote kommen, entscheiden Abgasgrenzwerte. Ein Hybridantrieb mit Benzinmotor hat in der Regel niedrigste Stickoxid-Emissionen, ein Dieselhybrid hat Abgasschwächen im Verbrennungsmotorbetrieb, solange nicht die Grenzwertstufe Euro 6 D temp erfüllt wird."

Erdgas

Neben günstigen Spritpreisen können Autos mit Gasantrieb auch in Sachen Umwelt punkten. Das gilt vor allem für Erdgas (CNG). "Erdgas verbrennt sauberer, daher entstehen weniger Schadstoffe. Ein Fahrverbot für Erdgasfahrzeuge ist – wie für Benzinfahrzeuge - unwahrscheinlich. Das größte Plus von Erdgas ist – aufgrund des geringeren Kohlenstoffanteils – die Reduzierung des Treibhausgases CO2 um rund 20 Prozent im Vergleich zum Benzin", sagt ADAC-Experte Reinhard Kolke. Zahlreiche Hersteller bieten Erdgas-Autos an (hier eine Übersicht), doch es hapert nach wie vor am Tankstellennetz, das aber in den nächsten Jahren ausgebaut werden soll. Außerdem ist bei Erdagasautos immer ein Benzintank an Bord, so dass der Sprit nicht ausgehen dürfte. Der Erdgas-A4 von Audi (Avant g-tron S tronic) belegte beim ADAC-Eco-Test Platz sechs und landete damit vor zahlreichen E-Autos.

Autogas

Deutlich mehr Tankstellen als beim Erdgas gibt es für Autogas (LPG), und mit diesem Antrieb sind auch mehr (480.000) Fahrzeuge unterwegs als mit Erdgas (100.000). Auch hier gibt es Hersteller, die solche Fahrzeuge direkt ab Werk anbieten; viele aber haben ihr Auto mit einer Autogasanlage nachgerüstet (Kosten: zwischen 2000 und 3000 Euro). Für Vielfahrer rentiert sich das wegen des niedrigeren Kraftstoffpreises nach ein paar Jahren. Wer sein Auto jetzt umrüsten möchte, sollte aber beachten, dass die Steuervergünstigung bis 2022 abgebaut wird - Autogas wird also in den nächsten Jahren teurer. Erdgas hingegen bleibt bis 2026 steuerlich begünstigt. 

Und wie umweltfreundlich sind Autogas-Fahrzeuge? "Mit Autogas wird im Vergleich zum Benzin CO2 um bis zu zehn Prozent reduziert", so Kolke, der nicht mit einem Fahverbot für diese Autos rechnet.

Fazit: Probleme mit Fahrverboten könnten vor allem Diesel- und Hybrid-Diesel bekommen, die nicht die neueste Norm Euro 6 D temp erfüllen. Bei allen anderen Antrieben ist das eher unwahrscheinlich.

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