Was ein Haus nachhaltig macht
Natürliche Materialien schonen die Gesundheit und erneuerbare Energien den Geldbeutel. Aber auch der Wiederverkaufswert nachhaltiger Häuser ist höher.
Weiße Wände, Couch, Fernseher, Fenster, die den Blick in den Garten öffnen, und ein Ofen, in dem Feuer prasselt. Der Hausherr streicht über die Wände. „Holz“, sagt er. Dann deutet er auf die Fenster: „Dreifach verglast. Das isoliert und spart Heizkosten.“ Der nächste Blick geht zum Holzofen: „Viel besser als eine Ölheizung.“ Es ist das Wohnzimmer eines nachhaltigen Hauses. Und auch wenn es gewöhnlich aussieht, der Unterschied ist spürbar: Die Atmosphäre in diesem Raum ist stiller, entspannter, angenehmer irgendwie.
„Menschen leben in einem nachhaltigen Haus anders“, erklärt Felix Jansen, Sprecher der Deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen (DGNB). „Ich arbeite in einem nachhaltigen Gebäude und gehe abends nicht müde nach Hause. Bei früheren Arbeitgebern war das anders. Hier ist Licht, Akustik und Raumklima viel angenehmer.“ Gesundheit und Wohlbefinden der Bewohner ist laut einer Umfrage der United Technologies Corporation 2019 mit 77 Prozent der wichtigste soziale Grund für nachhaltiges Bauen.
Green Buildings hinterlassen einen geringen CO2-Abdruck
Doch ein gesünderer Lebensraum ist nur ein Ziel, erklärt Jansen. So zeigt die Studie auch, dass 66 Prozent der Befragten nachhaltig bauen, um den Energieverbrauch zu verringern. 40 Prozent nannten den Schutz natürlicher Ressourcen, 31 Prozent wollen Treibhausgasemissionen verringern. Tatsächlich, erklärt Jansen, ging es bei sogenannten Green Buildings auch darum, einen möglichst geringen CO2-Abdruck zu hinterlassen, einen einfachen Um- und Rückbau zu ermöglichen, regionale Ressourcen zu verwenden und Schadstoffe zu vermeiden.
„In den letzten zwei Jahren hat das nachhaltige Bauen merklich zugenommen“, sagt Peter Mösle, Nachhaltigkeitsexperte bei dem auf Bau und Immobilien spezialisierten Beratungsunternehmen Drees & Sommer. Waren 2013 nur 550 Gebäude als nachhaltig zertifiziert, meldet der DGNB Ende 2020 rund 7200 Projekte. Tendenz steigend. Der Anteil der Einfamilienhäuser aus Holz hat sich in den letzten 25 Jahren verdreifacht. Auch andere natürliche Baumaterialien sind auf dem Vormarsch: Hanfbausteine, Lehm oder Strohbauplatten.
Bauen mit Holz ist nachhaltig
Solche Exoten sind im oben beschriebenen Wohnzimmer noch nicht verbaut. Dafür machen andere Dinge das Haus nachhaltig: Der Ofen erwärmt auch Wasser. Photovoltaik am Dach produziert Strom. Eine Wärmepumpe betreibt die Bodenheizung. Außerdem tauscht die Frischluftanlage regelmäßig die Luft aus. Das Holzhaus hat alles, was es braucht, aber nicht mehr – auch das zeichnet Green Buildings aus: „Nachhaltiges Bauen muss nicht hochtechnologisiert sein, sondern nur intelligent“, sagt Mösle.
Bauen mit Holz ist nachhaltig, da Bäume nachwachsen und CO2 binden. Beton ist schwerer zu recyceln. Aber: „Wir können nicht ganz Deutschland aus Holz bauen“, meint Jansen. Mösle stimmt ihm zu. Vielmehr müssten kluge Kooperationen gefunden werden. Das bei der Betonherstellung anfallende Klimagas CO2 ließe sich zum Beispiel abscheiden und in industriellen Prozessen einsetzen.
Laufende Kosten senken, Wiederverkaufswert steigern
„Bauen ist teuer“ – darin sind sich Jansen und Mösle einig. Doch Bauherren würden zu kurz denken, wenn sie nur auf die Investitionskosten achten und nicht langfristig denken. „Ein Haus bauen wir in der Regel nur einmal im Leben. Das sollte uns eine langfristige Investition wert sein“, sagt Jansen.
Durch Grundriss, Dämmung und Energieerzeugung sei es möglich, den Ressourceneinsatz zu minimieren sowie laufende Kosten zu senken. Langfristig zahle sich ein nachhaltiges Haus aus. Und auch der Wiederverkaufswert dieser Gebäude ist laut einer Studie des DGNB bei Green Buildings um sieben Prozent höher.
Dieser Beitrag ist in Kooperation mit dem Masterstudiengang Fachjournalismus der Hochschule Würzburg-Schweinfurt entstanden.
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