Nach vielen Verzögerungen gehen elektronische Patientenakten (ePA) auf breiter Front an den Start. Von Mittwoch an bekommen alle gesetzlich Versicherten eine E-Akte von ihrer Kasse angelegt - es sei denn, man lehnt es für sich ab. Sie soll ein digitaler Speicher etwa für Befunde, Laborwerte und Angaben zu Medikamenten sein und Patienten ein Leben lang begleiten. Der operative Betrieb startet am Mittwoch zunächst nur in drei Modellregionen.
In Hamburg mit Umland und in Franken sollen mehr als 250 Praxen, Apotheken und Krankenhäuser die Alltagsverwendung testen. Eine dritte Modellregion ist in Nordrhein-Westfalen vorgesehen. Der bundesweite Einsatz soll dann starten, sobald das System in den Modellregionen stabil funktioniert. Angestrebt wird dies voraussichtlich nach vier Wochen, also frühestens ab Mitte Februar.
Als wählbares Angebot, um das sich Versicherte aktiv kümmern müssen, waren E-Akten bereits 2021 eingeführt worden. Sie wurden aber kaum verwendet. Daher wurde mit einem Gesetz der Ampel-Koalition das Prinzip umgekehrt: Jetzt sollen alle eine E-Akte bekommen, außer man widerspricht dem aktiv.
„Die ePA in ihrem aktuellen Zustand auszurollen, ist angesichts ihrer besorgniserregenden Sicherheitsprobleme eine falsche Entscheidung. Denn die Behauptung, dass die ePA sicher ist, trifft nicht zu. Dass Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach dies wahrheitswidrig und unverfroren behauptet, leugnet die belegten und beweisbaren Schwachstellen.“ Dieses öffentliche Zitat des Sprechers des Chaos Computer Clubs Calvin Baus bringt die momentane Situation auf den Punkt. Jeder ist jetzt seiner eigenen Gesundheitsdatensicherheit Schmied: Weil kaum jemand freiwillig die ePA wollte, hat der Gesetzgeber hier die Hürde einer Widerspruchserfordernis eingerichtet. Schon das zeigt, dass er selber nicht von den angeblichen Vorteilen überzeugt ist.
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