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E-Motorrad oder Verbrenner: Praxistest zeigt Reichweite und Kosten im Vergleich

Energiekolumne

E-Motorrad vs. Verbrennermotor: Reichweite, Kosten und Fahrspaß im alpinen Praxistest

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    Ob Verbrenner oder elektrischer Motor: Im Mai starten traditionell viele Deutsche mit ihren Zweirädern zur ersten Ausfahrt der Saison. Hier in Wettenhausen geht es zur Motorradweihe.
    Ob Verbrenner oder elektrischer Motor: Im Mai starten traditionell viele Deutsche mit ihren Zweirädern zur ersten Ausfahrt der Saison. Hier in Wettenhausen geht es zur Motorradweihe. Foto: Christoph Sauter

    Zugegeben, für jemanden, der noch nie auf einem Motorrad gesessen ist und seine Zweirad-Begeisterung auf dem Rennrad oder Mountainbike auslebt, ist die Faszination Motorrad nicht so leicht nachvollziehbar. Auslöser, sich dennoch an dieser Stelle dem Thema anzunehmen, war die E-Mail eines treuen Lesers dieser Kolumne mit der Bitte, endlich mit Vorurteilen rund ums Elektro-Motorrad aufzuräumen. Ralf Kretz heißt der gute Mann, der seit vielen Jahren Motorrad fährt und 2018 auf eine Maschine mit E-Motor umgestiegen ist. Der 50-jährige Westallgäuer versichert, seitdem noch keine Sekunde lang sein altes Verbrennermotorrad vermisst zu haben.

    Nach der ersten Probefahrt auf einem E-Motorrad sei ihm klar gewesen: „Das muss ich haben.“ Wegen der ansatzlosen Beschleunigung, die sehr beeindruckend sei. Und weil er „mit dem Krach und Gestank einfach nicht mehr mitmachen wollte“. Daher der Wechsel zur nahezu lautlausen Elektrovariante. Keine Kinder mehr, die sich die Ohren zu halten, wenn er sich mit seinem Motorrad nähere. Keine aufgeschreckten Nachbarn, wenn er am Wochenende in aller Früh zu einer Ausfahrt starte. Mit gutem Gewissen könne er jetzt auch auf Bergstraßen düsen, ohne die Anwohner zu nerven, was für ihn persönlich den Spaßfaktor deutlich erhöhe, so Kretz.

    Diese Reichweite hat ein E-Motorrad

    Und wie sieht es mit der Reichweite aus? Vollkommen ausreichend, kann er mit der Erfahrung von 55.000 elektrisch gefahrenen Kilometern versichern. Selbst bei Touren über mehrere Alpenpässe komme er mit einer Akkuladung locker 200 Kilometer weit. Aber in der Regel werde sowieso nach 150 Kilometern eine Pause eingelegt – und die könne man wunderbar zum Laden nutzen. Ladesäulen gebe es inzwischen mehr als genügend, häufig sogar an schönen Plätzen. 100 Kilometer pro Stunde, diese Ladegeschwindigkeit gibt Ralf Kretz für seine Maschine an. Dank Nachrüstung ließe sich der Wert auf 200 Kilometer pro Stunde erhöhen. Brauche es aber nicht, hat Kretz festgestellt.

    E-Motorrad und Verbrenner im Vergleich

    Erst kürzlich hat er mit einem Freund im Rätischen Dreieck, Vinschgau, Oberes Gericht und Unterengadin, eine ausgedehnte Testfahrt unternommen. Er selbst auf seinem E-Motorrad, der Begleiter auf einer Verbrennermaschine. Beide haben dabei jede Menge Daten gesammelt und später ausgewertet. Auf der 190 Kilometer langen Rundstrecke mit 4100 Höhenmetern lag demnach der Verbrauch des Verbrennermotorrads bei 10,6 Liter. Das E-Modell zog 13,6 Kilowattstunden Strom aus dem Akku. Letzteres entspricht in etwa 1,5 Litern Benzin. Mit den restlichen zwei Kilowattstunden im Akku wären noch 30 Kilometer und 700 Höhenmeter möglich gewesen – ginge es nur bergab, läge die Restreichweite deutlich höher. Dann lädt sich nämlich der Akku dank der Rekuperation wieder etwas auf.

    Was eine Ausfahrt kostet

    Das Verbrennermodell benötigte also sage und schreibe siebenmal mehr Energie – was sich auch in den Kosten niederschlägt. Die Spritausgaben für das klassische Motorrad betrugen bei der Tour 19 Euro. Die 13,6 Kilowattstunden Strom für das E-Modell schlugen an der öffentlichen Ladesäule mit 8,20 Euro zu Buche. Beim Laden mit Haushaltsstrom wären es sogar nur vier Euro gewesen. Anders sähe der Verbrauch aus, wenn man mit einem E-Motorrad zügig auf der Autobahn fährt, so Kretz. Dann sei bereits nach 150 Kilometern der Akku leer. Aber die Autobahnraserei mache ja auch nicht wirklich Spaß.

    Was für einen möglichen Umstieg wichtig ist: E-Motorräder sind deutlich günstiger geworden, erklärt Kretz, der übrigens kein Motorradhändler, sondern Physiotherapeut ist. Der Preisunterschied zu vergleichbaren Verbrennermodellen sei nicht mehr groß, vor allem bei kleineren Maschinen.

    Den ausführlichen Bericht mit Daten von der Testfahrt gibt es hier.

    Zur Person: Martin Sambale ist Geschäftsführer des Energie- und Umweltzentrums Allgäu, kurz eza!.

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    2 Kommentare
    Peter Zimmermann

    Ich kann dem meisten absolut zustimmen und fahre selbst seit 3 Jahren eine Zero SR/F. Vor allem die Beschleunigung ist schon im Eco-Betrieb so irre, dass es den Sport-Betrieb eigentlich nicht bräuchte wenn denn im Eco nicht auf 120 begrenzt wäre und die 200 nur im Sport erreicht werden können. Ein wenig kam ich mir zwar vor als Beta-Tester wobei aber auch nur die kleinsten Dinge von Zero anstandslos erledigt wurden bis hin zu einem kompletten Austausch der Antriebsbatterie. Sie kann von Ladeleistung 3kW auf 12kW aufgerüstet werden, wer aber mehr Reichweite will nimmt stattdessen einen Zusatzakku dorthin wo beim Verbrenner der Tank ist. Bisher bin ich hochzufrieden und vermisse den Lärm auch nicht da biete die satte Beschleunigung doch mehr Sicherheit beim Überholen.

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    Peter Zimmermann

    Nachtrag: Die 2,6 Sek. auf 100 im Sportmodus wären noch schneller wenn die Software nicht bis 30km/h die volle Leistung verhindern würde. Womit auch Donuts und Weelies technisch ausgeschlossen sind, was ich sehr vernünftig finde.

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