
Achtung Falle: Warum Dispokredite immer zu teuer sind

Wenn Banken ohne Nachfragen Geld verleihen, heißt es vorsichtig sein. Wer sein Konto regelmäßig überzieht, kann leicht den Überblick verlieren.
"Geld hat man zu haben!" – ein juristischer Grundsatz, der sich auf die Begleichung von Geldschulden bezieht. Nicht zahlen können, befreit nicht vom Zahlen-müssen. Anders als Alltagsgegenstände wie Kleidung, Möbel oder Autos kann eine Geldschuld nicht zerstört werden, sodass rechtlich eine Rückzahlung immer möglich bleibt. Dementsprechend ist die reibungslose Beschaffung und Verfügbarkeit von Geld grundlegend für unser Wirtschaftssystem.
Im Kleinen lässt sich das am Dispositionskredit verdeutlichen. Der harmlos anmutende Ausspruch "Ich bin im Dispo!" besagt, dass man bei einer Bank Schulden hat, und zwar zu miserablen Kreditkonditionen. Denn der Dispositionskredit ist die wohl einfachste und schnellste Möglichkeit, sich Geld zu beschaffen, das man im Moment gar nicht hat.
Jeder Siebte nutzt den Dispo
Das hat seinen Preis. Für diesen bequemen Abrufservice verlangt die Bank Dispozinsen, die aktuell bis zu 15 Prozent betragen können. Daneben gibt es noch die geduldeten Überziehungen, also wenn man über seinen eingeräumten Dispo-Rahmen hinaus geht. Dafür werden noch einmal höhere Überziehungszinsen fällig. Wer nicht aufpasst und den Überblick verliert, landet leicht in einer Schuldenspirale.
So befindet sich bereits jeder Siebte im Dispo. Das hat eine repräsentative Forsa-Befragung ergeben. Als Grund für die Kontoüberziehung geben 48 Prozent der Befragten höhere Kosten für Lebenserhaltung oder Energie an. 14 Prozent gehen davon aus, mit Dispokredit bzw. Kontoüberziehung ihr Konto erst nach mehr als sechs Monaten wieder ausgleichen zu können.
Dispokredit kann eine Finanzfalle sein
Hier liegt das Problem. Weil der Dispo teuer und riskant ist, eignet er sich ausschließlich als kurzzeitige Überbrückungshilfe. Er kann keinen klassischen Kredit ersetzen und sollte immer innerhalb weniger Monate zurückgeführt werden. Es ist eine schwierige Gemengelage: Einerseits ist der Dispokredit für viele Menschen eine unverzichtbare Finanzhilfe und kann nicht einfach abgeschafft werden. Andererseits birgt er große Überschuldungsgefahren, was ein gesamtgesellschaftliches Problem darstellt.
Bleibt also nur die negativen Auswirkungen des Dispokredits einzudämmen. Diskutiert wird hier schon länger der Dispo-Deckel. Eine Zinsgrenze einzuziehen ist naheliegen, wenn man bedenkt, dass Dispozinsen mindestens doppelt so hoch wie Zinsen bei den Ratenkrediten sind. Aber wie legt man dies fest?
Banken sehen keinen Regelungsbedarf
Für die Banken besteht da natürlich kein Bedarf. Sie halten ohnehin die hohen Zinsen aus Risikogründen für gerechtfertigt, weil sie für den Dispo keine Kreditsicherheit verlangen und es auch keine Rückzahlungspflicht gibt. Aber auch unabhängig davon ist es noch niemanden gelungen, einen angemessenen Zinspreis für den Dispokredit plausibel zu bestimmen.
Ein anderer Weg wäre, den Dispokredit für Banken weniger lukrativ zu machen. Indem man den Dispo-Rahmen (Kredithöhe) stärker begrenzt, um eine schnelle Rückzahlung möglich zu machen. Außerdem durch einen Rechtsanspruch auf Umschuldung von Dispo-Schulden in einen Ratenkredit zu Normalkonditionen. Drittens sollten Banken beim Dispo nicht auch noch am Zinseszins mitverdienen.
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