
Wie die Bargeldstrukturen in Europa verschwinden

„Nur Bares ist Wahres!“ Schaut man sich in Europa um, wird dieser Spruch eher nicht mehr bestätigt. Dort wird immer öfter zur Karte und zum Smartphone gegriffen.
Auch wenn in Deutschland diese Entwicklung langsamer voranschreitet, nähern wir uns einem Kipppunkt an, ab dem es mit der Bargeldversorgung kritisch wird. So hat sich seit 2006 die Zahl der Bankfilialen halbiert, es gibt immer weniger Geldautomaten, und der Anteil von Bargeld bei Bezahlvorgängen sinkt. Fragwürdige Hygienekampagnen des Handels während der Pandemie haben ihren Teil dazu beigetragen, dass mehr Menschen auf bargeldloses Bezahlen an der Kasse umgestiegen sind. Mit der Folge, dass sich heute immer mehr Geschäfte erlauben können, gar kein Bargeld mehr anzunehmen.
In einer zunehmend digitalen Wirtschaft möchte man auch digital bezahlen, mag man argumentieren. Deshalb das Bargeld herauszudrängen, ist jedoch fatal. Denn ein Weg zurück ist kaum möglich. Sinkt die Nutzung von Bargeld, steigt der Kostendruck im privatwirtschaftlichen Bargeldkreislauf. Damit wird Bargeldinfrastruktur teurer und muss noch weiter zurückgebaut werden. In der Folge gibt es immer weniger Stellen, die Bargeld ausgeben und letztlich auch annehmen.
Bargeld im Safe als Notgeldreserve nutzt niemandem
Bevor wir also leichtfertig unser einziges gesetzliches Zahlungsmittel preisgeben, kann ein Blick auf dessen Funktionen hilfreich sein: Bargeld kann seine Eigenschaften nur entfalten, wenn es im Umlauf ist, man damit also in Geschäften bezahlen kann. Als reine Notfallreserve im Safe nutzt es niemandem, da es so nur an Wert verliert.
„Du bist, was du kaufst.“ Anhand digitaler Finanztransaktionen können sensible persönliche Informationen offengelegt werden. Neben dem Offensichtlichen wie dem Kauf von Antidepressiva oder Sexspielzeug ist auch der regelmäßige Einkauf alkoholischer Produkte für ein Käuferprofil aufschlussreich. Wer hingegen bar bezahlt, schützt seine Privatsphäre. Eine Welt ohne Bargeld ist auch eine Welt ohne Geheimnisse voreinander. Die Fähigkeit und der Wille, digitale Bezahlsysteme zu nutzen, um am Wirtschaftsleben teilzunehmen, ist Voraussetzung für das bargeldlose Bezahlen. Wer dies nicht will oder kann, wird faktisch ausgeschlossen, wenn es kein Bargeld mehr gibt.
Bargeld ist Resilienz und Versorgungssicherheit. Im Mai 2022 kam es tagelang zu flächendeckenden Ausfällen von Kartenterminals. In vielen Geschäften war keine Kartenzahlung möglich. Betroffene mussten sich erst mal Bargeld besorgen, um ihre Einkäufe nach Hause mitnehmen zu können. Der wirtschaftliche Schaden war enorm und die Wiederholung solcher und ähnlicher Vorfälle zu erwarten, da die Eintrittswahrscheinlichkeit dafür in Zeiten von Cyberattacken durch Kriminelle und fremde Mächte gestiegen ist.
Kleine Händler und Gastronomen haben Vorteile von Barzahlungen
Bargeld schafft Wettbewerb. Gerade kleine Händler und Gastronomen ziehen die Barzahlung der oft mit hohen Händlergebühren belegten elektronischen Bezahlverfahren vor. Ohne diese Auswahlmöglichkeit müssten Händler viel mehr an Zahlungsdienstleister abführen, was sie letztlich über die Endpreise an die Verbraucher weitergeben müssten.
Es liegt viel an unserem Verhalten an der Kasse heute, ob wir morgen noch bar bezahlen können.
Die Diskussion ist geschlossen.
Es ist doch jedem freigestellt, in der Kartenzahlung
nur Vorteile zu sehen und dies auch äußern und
entsprechend zu handeln.
Aber die Anderen sind deswegen je nach gepflegter
Sichtweise weder "Gestrige" noch (unterlassen Sie es bitte, bereits editierte Inhalte zu wiederholen/NUB 7.3/edit/mod)
Muß aber ganz schön frustrierend : - ) sein, wenn
die Karte verloren / gestohlen wurde (die Ausstellung
und Übermittlung einer Ersatzkarte erfolgt nicht vor
Ort und dauert) und man keine Bargeldreserve (bei
sich) hat
mal das "System" durch örtlichen Ausfall in einem
Geschäft oder großflächig durch gezielte Attacken
ausfällt
Wer den Foprtschritt negiert, wer nicht mit der Zeit geht => wie bezeichnet man diese Personengruppe wohl? Ja- die sind eben von gestern. Man kann übrigens auch Geldbeutel verlieren. Also ich habe 6 verschiedene Giro- und Kreditkarten. Für jede Situation bis zum außereuropäischen Ausland immer die richtige. Und geringe Mengen Bargeld für den Notfall, vielleicht für ein Taxi?, selbstverständlich auch am Mann. Und damit komme ich mit 1* durch das Leben. :)
Was hier im Kommentarbereich doch so zur Übertrump-
fung Anderer / Andersmeinender herhalten soll.
Einer renommiert mit seinen 6 Giro- und Kreditkarten, eine
Andere mit ihrem sechsstelligen Aktiendepot, ein Weiterer
mit seinem - aus seiner Sicht - nicht zu übertreffenden
Fußballverstand - nun ja, jedem Tierchen sein Pläsierchen : - )
Sei´s drum - auch durch die "Präsentation" von 6 Karten
halte ich ein weiterhin bestehendes Bedürfnis nach Bar-
geld nicht widerlegt und hoffe darauf, das es dieses
weiterhin geben wird . . . .
Da Sie mich direkt angesprochen haben => Übertrumpfen, so ein Schmarrn => jeder kann das auch, entsprechende Bonität vorausgesetzt. Natürlich wird das Bargeld bleiben, die Bedeutung wird aber abnehmen. Bis jetzt gibt es m.w. kein bargelloses Land, also Kopf hoch, wird schon :))
Das Bargeld hat auch in der heutigen Welt durchaus seine Berechtigung. Mich stört der Absolutismus der Debatte - das Entweder/Oder. Viel besser wäre ein Sowohl/als Auch.
Mit Abschaffung des Bargeldes sind wir der Staatsmacht völlig ausgeliefert - wir sind völlig gläsern. Und wenn stellenweise völlig inkompetente Politiker auf die Idee kommen, Negativzinsen - in beliebiger Höhe!!!! - einzuführen - dann gute Nacht :-(((( Da macht man in Deutschland bei allem anderen immer so ein Gedöns über Datenschutz - bei jeder Website muss man mittlerweilen zustimmen. Nur für das Bezahlen soll der Datenschutz plötzlich keine Rolle mehr spielen, weil er dem Staat in die Karten spielt.
Ich sehe in einer ausnahmslos digitalen Bezahlwelt nur einen elementaren Vorteil: die Kriminalität würde zurückgehen. Bank- oder Tankstellenüberfälle würden verschwinden. Entführungen mit Lösegeldforderungen würden zurückgehen (bis auf Schlupfloch "Bitcoin" usw.). Auch Raub- und Diebstahlsdelikte würden stark abnehmen.
>>Ich sehe in einer ausnahmslos digitalen Bezahlwelt nur einen elementaren Vorteil: die Kriminalität würde zurückgehen.<<
Das glaube ich nicht, Johann K., sie würde nur auf einem anderen Level stattfinden.
@Johann K. - es sind doch schon knapp über 50%, die ihre Zahlungen digital, also per Karte, Smartphone, PC ... abwickeln. Kriminalität auf diesem Sektor ist ein Teil der Cyber-Kriminalität => und die lebt. Man kann aber selbst sehr viel dazu beitragen, daß man nicht in einen derartigen Strudel gerät. Und ob die Kriminalitätsrate durch digitale Zahlvorgänge groß gesenkt werden kann - ich glaube es kaum.
Ich erinnere mich noch gut an den 1. Januar 2010. Bei 30 Millionen ec-Karten funktionierte der Chip wegen eines Software-Fehlers nicht mehr. Nur dadurch, dass wir die Geldautomaten auf die unsichere Magnetstreifen-Autorisierung umschalten konnten, war eine Auszahlung wieder möglich. Viele Karteninhaber haben den Fehler nicht wahrgenommen. Es dauerte sechs Wochen, bis es eine Lösung zur Beseitigung des Software-Fehlers gab. Man stelle sich dies heute vor, wo bei vielen Terminals eine Bezahlung über Magnetstreifen nicht mehr möglich ist und viele Wochen lang nicht mehr bezahlt werden kann, wenn es kein Bargeld mehr gibt. Solange es Bargeld gibt, gibt es ein zweites System für die Bezahlung. Hat die Energiekrise nicht gezeigt, wohin es führen kann, wenn man von einem einzigen System abhängig ist?
Ob solche Black Weeks heute noch möglich sind - mehrere Wochen kein Geldautomat verfügbar? Glaube ich eigentlich weniger. Natürlich wird das Bargeld nicht komplett verschwinden. In Schweden/Norwegen, den europäischen Vorreitern für bargeldloses Zahlen, werden immer noch 3%-5% aller Zahlvorgänge in bar abgewickelt.
Naja, übertreiben's mal ned so maßlos. Erstens war der 2010-Bug bereits nach ein paar Tagen behoben, nein, es dauerte keine 6 Wochen, und zweitens klingt "30 Mio. Karten" erst mal viel, das war aber nur ein Viertel der damals im Umlauf befindlichen Karten. Das heißt, drei Viertel der Karteninhaber haben von dem Bug erst gar nix bemerkt.
@ Robert M.: Ich habe selbst mitgeholfen und eine entsprechende Software zur Behebung des Fehlers auf dem Chip programmiert. Die Firma, die die Chips hergestellt hat, musste erst eine Lösungsmöglichkeit anbieten. Die Software in den Geldautomaten musste von den Rechenzentren abgenommen werden, nachdem sie von den Geldautomaten-Herstellern freigegeben wurde. Und das hat 6 Wochen im Sparkassenumfeld gedauert. Bis die letzten Chips korrigiert waren hat es Monate gedauert. Nur dadurch, dass die Autorisierung auf Magnetstreifen umgestellt werden konnte, war innerhalb weniger Stunden nach Auftauchen des Fehlers eine vorübergehende Lösung gegeben. Diese Möglichkeit besteht heute nicht mehr in der damaligen Dimension zur Verfügung. Ich wollte mit dem Beispiel nur darauf hinweisen, welche Folgen es haben kann, wenn man kein anderes Zahlungssystem hat. Nicht alle Menschen haben Kreditkarten oder andere bargeldlose Bezahlmöglichkeiten, sondern nur ein einziges System. Auch wenn von einem Fehler nicht alle Menschen, sondern nur einige Millionen betroffen wären, wäre es für diese Menschen eine Katastrophe.
Glückwunsch zur Reisetätigkeit - Sie sind ein Mann von Welt
Ja Herr B. Menschen wie Sie meinte ich
Barzahlung ist eine Zahlungsart von "gestern" für "Gestrige". Es soll sogar einige geben, die glauben "digital" zu denken (oder auch zu handeln) - aber am liebsten würden sie wohl bei Amazon usw. in die Hauptzentrale fahren und das Buch um 9,99€ bar bezahlen. :)))
Irgendwann wird vielleicht noch der Bettler am Straßenrand Münzen nehmen - Geschäfte bestimmt nicht mehr.
Ein guter Beitrag, der alle Nachteile des bargeldlosen Zahlungsverkehrs auflistet. Alle profitieren davon:Banken , Händler, die Werbebranche, der Staat. der einzige, der nicht profitiert, ist der (edit/mod/NUB 7.3) Verbraucher, der das mit dem Händy und der Karte ja so praktisch und unkompliziert findet. Aber ich glaube, der merkt nicht mal dann, wenn er für jeden Zahlvorgang einzeln löhnt, dass er übern Tisch gezogen wurde.
(edit/mod/NUB 7.2 mit Folgeedit weiterer unsachlicher Antworten auf diesen Kommentar)
Ich verrate Ihnen mal was: Ich zahle an der Kasse keinen Cent mehr als Sie mit Ihrem Klimpergeld. Wenn ich im Ausland mit Karte bezahle, bekomme ich den bessere Devisenkurs wie Sie mit Ihrem Bargeldumtausch bei der Bank. Wenn die Karte gestohlen wird oder ich sie verlieren, verliere ich keinen Cent. Sie mit Ihrem Klimpergeld dagegen alles.
Muss ganz schön frustrierend sein, Gerhard...