Ab wann man Igeln helfen sollte
Viele Menschen sind verunsichert, wenn sie im Herbst einem Igel begegnen. In welchem Zustand man die Tiere wirklich unterstützen muss und wie man es macht.
Der Herbst ist die Jahreszeit der Igel: Sie sind nun intensiv auf Futtersuche, um sich für den bevorstehenden Winter eine ordentliche Speckschicht anzufressen. Das ist notwendig, denn während des Winterschlafs verliert ein Igel 20 Prozent, manchmal sogar bis zu 40 Prozent seines Gewichts. Monatelang ohne Futter kommt er nur aus, weil während des Winterschlafs seine Vitalfunktionen stark heruntergefahren werden: Die Herzfrequenz von 180 Schlägen pro Minute auf acht Schläge, die Atemfrequenz sinkt von 40 auf drei bis vier, die Körpertemperatur beträgt während des Winterschlafs nur noch fünf statt 36 Grad.
Es gibt einen weiteren Grund, warum man Igel im Herbst häufiger sieht als beispielsweise im Sommer: Jetzt ist die Zeit, in der die Jungtiere die Nester verlassen. Ab dem zarten Alter von nur sechs Wochen und einem Gewicht von 120 Gramm sind sie bereits eigenständig und erkunden die Welt. Bis zum ersten Winterschlaf muss es der Jungigel jetzt noch auf ein Gewicht von 600 Gramm schaffen.
Sind Igel tagsüber unterwegs, ist das ein Warnzeichen
Wenn man einen ganzen Wurf entdeckt: Ist ein Wurf junger Igel tagsüber unterwegs, kann man davon ausgehen, dass sie ihre Mutter verloren haben. Normalerweise würden sie nur nachts nach Futter suchen und Milch bekommen, falls sie nicht satt geworden wären. Ein Wurf junger Igel ist hungrig. Darum sollte man den Kleinen sofort Futter anbieten – aber vorerst nur eine kleine Portion. Zu viel auf einmal kann nach einer Hungerphase den Kreislauf überfordern. Danach füttert man nur abends.
Was ist zu tun, wenn tagsüber ein Igelkind allein unterwegs ist? Auch dann reicht oft die Fütterung, ohne dass man den jungen Igel mit ins Haus nimmt. Es ist immer am besten, die Tiere nach Möglichkeit in ihrem natürlichen Lebensraum zu belassen. So lernen die jungen Igel nicht nur den Napf kennen, sondern üben zusätzlich, selber lebendiges Futter zu ergattern. Eine wichtige Schule für die Zukunft.
Dosenfutter für Katzen plus Ergänzung anbieten
Was soll man füttern? Am besten eine Mischung aus einem Basisfutter und einer Ergänzung im Verhältnis 50:50. Als Basisfutter eignet sich Dosenfutter für Katzen, als Ergänzung kann man angebratenes faschiertes Rindfleisch, gekochtes Huhn, Rührei oder gekochten Fisch anbieten. Diese Mischungen sind kalorienreicher als Katzenfutter allein. Immerhin muss ein Jungigel pro Tag etwa zehn Gramm zunehmen. Wenn die Igel keinen Appetit haben, ist eine Gewichtskontrolle hilfreich. Man benötigt Handschuhe und eine Küchenwaage. Hat ein Igel zwei Tage lang nicht zugenommen, könnte er unter Parasiten leiden. Dann hilft der Tierarzt.
Und was soll man keinesfalls füttern? Keine Milch, kein Obst, kein Gemüse, keine Nüsse oder Körner und auch kein Fertigfutter für Igel. Das enthält für einen wachsenden Igel zu viel Kohlenhydrate, der Kleine braucht aber vor allem Eiweiß.
Verletzte oder kranke Tiere brauchen Pflege
Welche Igel benötigen häusliche Pflege? Verletzte Tiere oder kranke Igel, die tagsüber torkeln und schwach wirken. Da aber jeder Fall anders und Igelpflege kompliziert ist, gibt es sehr gute Tipps für alle auftauchenden Fragen unter www.pro-igel.de.
Zur Autorin: Tanja Warter ist Tierärztin und verknüpft seit Jahren die Leidenschaft für die Tiermedizin mit dem Spaß am Schreiben.
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