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Foto: Arne Dedert, dpa
Foto: Arne Dedert, dpa

Für die Geldanlage an der Börse braucht es Zeit und gute Nerven.

Lesertelefon
17.04.2022

So bleibt Ihr Geld auch in unsicheren Zeiten in Sicherheit

Von Gabi Loke

Plus Der Krieg in der Ukraine und die immer höhere Inflation bereiten vielen Sparerinnen und Sparern Sorge. Wie lassen sich Werte bewahren? Experten haben auf Ihre Fragen Antworten gegeben.

Das Sparbuch ist bei den meisten Menschen in Deutschland nach wie vor beliebt. Auch Tages- und Festgeld sind weit verbreitet, wie eine aktuelle Umfrage im Auftrag des Bundesverbandes Deutscher Banken ergab. Doch die genannten Sparformen werfen in der Zinsflaute kaum oder gar nichts ab. Auf Tagesgeldkonten verlangen inzwischen immer mehr Institute ab bestimmten Summen sogar Negativzinsen. Immerhin: Ein Drittel befragten Anlegerinnen und Anleger besitzt inzwischen auch Aktien, Anteile an Fonds oder andere Wertpapiere – Tendenz steigend.

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Wie man dabei Risiken vermeidet und sein Geld sicher durch Krisenzeiten schleust, erläuterten während unserer stark genutzten Telefonaktion am Mittwoch Peter Klipp von der Stiftung Warentest/Finanztest, Frank Schöndorf vom deutschen Fondsverband BVI und Paul Petzelberger von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger SdK. Eine Zusammenfassung wichtiger Fragen und Antworten:

Was kann ich tun, um Negativzinsen zu umgehen?

Dazu gibt es mehrere Möglichkeiten. Zum einen können Konten bei verschiedenen Banken angelegt werden, um so unter den jeweiligen Schwellen für Niedrigzinsen zu liegen. Des weiteren kann das Geld in Festgeld geparkt werden, wo es zwar meist auch kaum mehr Zinsen gibt, dafür aber immerhin Negativ-Zinsen vermieden werden. Die dritte Möglichkeit ist das Investieren in Sachwerte. Dies ist zugleich die einzige Option, nicht nur die Negativ-Zinsen zu vermeiden, sondern auch annähernd oder sogar ganz die Inflation zu kompensieren.

Wie kann ich mein Geld anlegen, damit dieses durch die Inflation nicht entwertet wird?

Die gängigen Sachwerte sind Immobilien, Aktien und Gold. Wichtig ist es, sich mit den jeweiligen Anlagemöglichkeiten und natürlich auch mit der Vermögensverteilung zu beschäftigen. Das Direktinvestment in Immobilien ist sehr komplex, bindet viel Kapital und weist zudem hohe Einzelrisiken auf. Hier kann alternativ auf offene Immobilienfonds ausgewichen werden. Eine Alternative zur Anlage in Einzelaktien, wie beispielsweise große bekannte Konzerne, sind ETFs. Diese stellen einen Korb vieler Aktien dar, wodurch eine gute Risikostreuung erzielt werden kann. Im MSCI World sind beispielsweise knapp 1600 Unternehmen weltweit enthalten.

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Ich überlege, Gold zu kaufen. Wie hoch sollte der Anteil bezogen auf mein gesamtes Vermögen sein?

Das Investieren in Gold ist ebenso wie das Investieren in einzelne Aktien mit einem hohen Kursrisiko verbunden. In den letzten Jahren und Jahrzehnten kam es auch beim Goldpreis zu enormen Schwankungen. Im Gegensatz zu Aktien wird ferner nicht mit dem Geld gearbeitet, sprich, keine Wertschöpfung betrieben. Aus diesen Gründen sollte Gold lediglich als Depotbeimischung verstanden werden. Einen Anteil am liquiden Vermögen von um die fünf Prozent ist ein grober Orientierungswert.

Ich möchte etwa 40.000 Euro langfristig anlegen, ich habe etwa zehn Jahre Zeit, ehe ich das Geld benötige. Was schlagen Sie vor?

Für diese lange Laufzeit können Sie das Geld in einen global anlegenden Aktienfonds investieren. Um nicht zu einem eventuell ungünstigen Kurs einzusteigen, können Sie die Summe zeitversetzt über ein Jahr anlegen. Damit erreichen Sie einen akzeptablen Durchschnittskurs.

Sind Anlagen in Rohstofffonds ein guter Schutz vor der Inflation?

Die Preise für die meisten Rohstoffe sind in letzter Zeit tatsächlich stark gestiegen. Rohstofffonds sind Aktienfonds, die in Unternehmen aus dieser Branche investieren und die von der Entwicklung profitieren können. Allerdings gibt es in diesem Bereich häufig starke Wertschwankungen. Deshalb sollten Sie nicht mehr als zehn Prozent Ihres Vermögens in diesem Sektor anlegen. Auf der Internetseite des BVI www.bvi.de können Sie sich über derartige Fonds informieren.

Bieten Kryptowährungen einen Inflationsschutz?

Kryptowährungen sind extrem schwankungsintensiv und risikobehaftet. Selbst der Bitcoin als die am höchsten kapitalisierte Kryptowährung schwankt teilweise innerhalb weniger Tage um zwanzig Prozent oder mehr. Im Gegensatz zu Aktien gibt es keine Wertschöpfung und hinter den Kryptowährungen stehen auch keine realen Vermögenswerte. Mit einem Sachwert haben Kryptowährungen darum sehr wenig zu tun und sollten auch eher als Spekulations- statt als Investitionsobjekt angesehen werden.

Ich möchte Geld in Immobilien anlegen. Ist es besser, direkt eine vermietete Wohnung zu kaufen oder einen offenen Immobilienfonds?

Sie sollten Folgendes wissen: Beim Investment in eine einzelne Wohnung ist keine Risikostreuung möglich. Sollten Probleme mit der Mietzahlung oder dem baulichen Zustand auftreten, liegt das Risiko allein bei Ihnen. Offene Immobilienfonds investieren in viele verschiedene Immobilien. Anleger können dadurch mit einem geringen Einsatz eine breite Streuung erreichen. Hinzu kommt, dass Sie im Gegensatz zur vermieteten Immobilie praktisch keinen Verwaltungsaufwand haben.

Komme ich bei einem offenen Immobilienfonds jederzeit an mein Geld?

Für die tägliche Verfügbarkeit sind offene Immobilienfonds nicht geeignet. Es gilt eine Mindesthaltefrist von zwei Jahren. So lange kommen Sie nicht an Ihr Geld. Außerdem beträgt die Kündigungsfrist ein Jahr. Offene Immobilienfonds sind insofern nichts für die kurzfristige Geldanlage. Sie sollten einen Anlagehorizont von mindestens fünf bis zehn Jahren haben.

Ich habe von inflationsgeschützten Anleihen gehört. Wären diese für Zeiten der Inflation geeignet?

Inflationsgeschützte Anleihen können sich im Vergleich zu klassischen Anleihen lohnen, wenn die Inflation stärker steigt als erwartet. Allerdings heißt das nicht, dass man mit solchen Anleihen automatisch eine positive Realrendite erzielt. Real heißt, nach Abzug der Inflation. Momentan sind die Endfälligkeitsrenditen negativ. Wenn Sie also jetzt eine solche Anleihe kaufen und sie bis Fälligkeit halten, nehmen Sie eine negative Realrendite mit. Diese kann mit steigender Inflation zwar nicht weiter fallen – allerdings steigt sie auch nicht an, sollte die Inflation wieder sinken.

Ich hatte meinem Sohn als Einstieg in die Börse einen ETF auf den MSCI World empfohlen. Nun hatten wir angesichts der Kursrückgänge Diskussionen, ob das richtig war.

Unter der Maßgabe, dass es für Ihren Sohn eine langfristige Geldanlage sein soll, können wir Sie in Ihrer Entscheidung nur bekräftigen. Historisch betrachtet, ist der jüngste Kurseinbruch nichts Ungewöhnliches. So verlor der Aktienindex MSCI World im Corona-Frühjahr 2020 innerhalb weniger Wochen mehr als 30 Prozent. Während der Dotcom-Krise ab 2000 waren es sogar fast 60 Prozent. Dotcom- und Finanzkrise machten den Kursen mehrere Jahre zu schaffen, der Corona-Crash war nach ein paar Monaten bereits wieder ausgeglichen. Daher unsere Empfehlung: Langfristigkeit in der Geldanlage am Aktienmarkt, keine Panikverkäufe, Kurs-Rückschläge aussitzen.

Ich habe festgestellt, dass es mich doch nervös macht, wenn es an den Börsen hoch und runter geht. Wie kann ich mein Depot so umstellen, dass es zwar Rendite bringt, ich aber ruhiger schlafen kann?

Finanztest hat dafür das Modell des Pantoffelportfolios entwickelt. Das bestücken Sie ganz nach Ihrer persönlichen Risikoneigung mit einem Sicherheits- und einem Risikobaustein zwischen offensiv und defensiv. Defensiv wäre beispielsweise eine Mischung von 75 Prozent Sicherheit durch Tagesgeld oder Mischfonds und 25 Prozent Risiko durch Aktienfonds. Ein ausgewogenes Depot enthält das Verhältnis 50:50. Solche Depots haben laut Finanztest über die vergangenen fünf Jahre durchschnittlich 6,3 Prozent im Jahr gebracht und den aktuellen Kursrutsch bisher relativ glimpflich überstanden.

Ich brauche eine größere Summe verfügbar, möchte aber auch die Verluste durch die derzeitige Zinssituation plus Inflation gering halten. Haben Sie einen Tipp?

Die so genannte Treppenstrategie wäre eine Option. Das bedeutet, Sie teilen die Summe in mehrere Teilbeträge auf und legen diese unterschiedlich lange an. Das kann ein halbes Jahr sein, ein Jahr, zwei Jahre – je nachdem, wann Sie das Geld benötigen. Den Betrag, der nach dem Anlagezeitraum wieder frei wird, legen Sie zu den dann geltenden Konditionen neu an.

Ich erhalte etwa 200.000 Euro aus einer Lebensversicherung und brauche das Geld nicht zum Lebensunterhalt. Wie kann ich es am besten anlegen?

Ein Vorschlag ist, das Geld entsprechend Ihrer Risikoneigung auf verschiedene Fonds aufzuteilen. Suchen Sie sich einen globalen Aktienfonds, einen Aktienfonds mit Schwerpunkt Europa, einen gemischten Fonds und einen offenen Immobilienfonds. So haben Sie eine gute Mischung aus Renditeerwartung und Sicherheit. Bei solch einer hohen Summe empfiehlt es sich, mehrere Teilsummen über ein Jahr zeitversetzt anzulegen. So umgehen Sie einen einzigen möglicherweise ungünstigen Einstiegskurs. Sprechen Sie am besten mit Ihrem Berater darüber.

Ich habe mein Geld auf dem Sparbuch und meine Bank drängt nun auf eine alternative Anlage wie Fonds. Ich benötige das Geld aber für meinen Lebensunterhalt. Was kann ich machen?

In Ihrer Situation empfiehlt sich eine Fondsanlage aufgrund erwartbarer Schwankungen weniger. Schauen Sie besser auf Tagesgeld oder Festgeld, das nicht so lange läuft. Finanztest veröffentlicht monatlich eine aktuelle Liste.

Ich überlege, in einen IT-Fonds zu investieren, da diese Papiere zuletzt gut gelaufen sind. Was sagen Sie?

Bei einem IT-Fonds handelt es sich um einen Branchenfonds. Von diesen sollten Sie nicht mehr als zehn Prozent in Ihrem Gesamtportfolio haben, da sie sich nur in einer Branche bewegen. Um Wertschwankungen und damit Ihr Risiko zu reduzieren, sind breit streuende Aktienfonds günstiger.

Die Experten: Ihre Fragen beantworten Peter Klipp von der Stiftung Warentest/Finanztest, Frank Schöndorf vom deutschen Fondsverband BVI und Paul Petzelberger von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger SdK.

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