Neue Chance durch Stillstand? Nach Corona werden wir anders reisen
Urlaubmachen hat in der Pandemie seine Selbstverständlichkeit verloren. Das birgt die Chance, dass es endlich wieder mehr Wertschätzung erfährt.
Da war doch mal diese Reisefreiheit: Ein Ziel aussuchen, die Koffer packen und – einfach losfahren. Gefühlt ist das eine Ewigkeit her, praktisch allerdings nur ein Jahr. Übrig geblieben ist nur das Fernweh. Das Reisen ist geradezu fiktiv geworden, reduziert auf schöne Träume, die Erfüllung derzeit so weit entfernt wie die Aleuten aber auch schon wie der Böhmerwald.
Auch 2021, das ist klar, wird kein normales Reisejahr werden. Wieder stehen Grenzschließungen zur Diskussion – dieses Mal, um die Mutationen des Virus eindämmen zu können. Normales Reisen ist wohl erst ab Pfingsten denkbar, kündigte Thomas Bareiß, der Tourismusbeauftragte der Bundesregierung an. Eine Einschätzung, die auch die Reiseveranstalter teilen. Die Unsicherheiten in dem kapriziösen Pandemiegeschehen sind einfach zu groß. Alles in allem kein gutes Reiseklima. Da können die Reiseveranstalter noch so viele Sorglos-Pakete mit Covid19-Versicherung auflegen: Wer will da schon planen? Zumal auch viele Urlaubsländer sich in einem Lockdown befinden.
Reisebuchungen liegen wegen Corona 80 Prozent unter den Vorjahreszahlen
Eigentlich sind die Monate bis März die buchungsstärksten. Wenn es draußen kalt ist und der Matsch in den Städten am größten, machen die Bundesbürger ihren Urlaub fürs Jahr klar. Derzeit liegen die Reisebuchungen 80 Prozent unter den Vorjahreszahlen. Der Impfstart sorgte für ein wenig Optimismus, die Nachrichten über die Virusmutation, die Streichung der Faschingsferien für die nächsten Tiefschläge.
Die erfolgsverwöhnte Branche, die zuletzt ein Rekordjahr nach dem anderen verbuchte, wurde von einem Tag auf den anderen in die Krise gestürzt – und hat kaum eine Chance, schnell wieder herauszufinden. Die mit Milliardenkrediten gestützte Tui berichtet von etwa hundert Buchungen pro Woche für die Malediven. Eine Größenordnung, über die der einst so stolze weltgrößte Reisekonzern früher nicht eine Silbe verloren hätte.
Aber was wird das für ein Reisejahr werden? Ein kurzes wohl. Und auch ein enges. Die Veranstalter haben ihr Angebot deutlich reduziert. Das Vertrauen ist durch Corona erschüttert. Eine Fernreise planen wohl die wenigsten. Die Bilder von der Rückholaktion vergangenes Jahr stecken noch in vielen Köpfen. Wie groß ist die Infektionsgefahr in Flugzeugen tatsächlich? Wie sind die Hygienemaßnahmen vor Ort? Schon jetzt zeichnet sich ab, dass viele auf Nähe setzen werden, auf Ziele, die sie einschätzen können.
In der Tourismusbranche kämpfen gerade sehr viele um ihr wirtschaftliches Überleben
Sind aber unerfüllte Reiseträume nicht Luxusprobleme? Ja doch, das ist so – vor allem, wenn gerade Tausende um ihr Leben kämpfen. Man muss aber auch sehen, dass in der Tourismusbranche gerade sehr viele um ihr wirtschaftliches Überleben kämpfen: die Wanderführerin, der Hotelier, der seit Monaten nicht öffnen darf, das Reisebüro, das nur noch Stornierungen oder Umbuchungen abwickelt – da gäbe es viele Beispiele mehr.
Vielleicht ist der erzwungene Stillstand gut für eine Denkpause. Das Reisen hatte zuletzt viel von seiner Faszination eingebüßt. Überlaufene Städte, zu viele Kreuzfahrtschiffe, Sehenswürdigkeiten dienten oft nur als Kulisse für die Selbstdarstellung. Mit dem eigentlichen Ideal des Reisens, in fremde Lebenswelten einzutauchen, hatte das alles nicht mehr viel zu tun. Aber brauchen wir wirklich, dieses Schneller, Weiter, Ferner? Reines Abhaken bringt keine Intensität.
Das Reisen hat seine Selbstverständlichkeit verloren. Das birgt die Chance, dass es wieder mehr Wertschätzung erfährt. Wieder losziehen zu können, das ist auf ganz ungeahnte Art und Weise zum Luxusgut geworden. Das hätte so vor einem Jahr noch niemand gedacht.
Lesen Sie dazu auch:
- Da will ich hin: Die Reise-Wunschzettel unserer Redaktion
- Das sind die aktuellen Stornobedingungen bei Tui und Co.
- Auf Mallorca gilt jetzt: Klappe halten in Bus und Bahn
Wir wollen wissen, was Sie denken: Die Augsburger Allgemeine arbeitet daher mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey zusammen. Was es mit den repräsentativen Umfragen auf sich hat und warum Sie sich registrieren sollten, lesen Sie hier.
Die Diskussion ist geschlossen.
Wer glaubt, daß sich groß was ändern wird, irrt sich. Wetten?
Schon alleine wegen der Umwelt könnte man Reisen zukünftig verbieten, wenn kein triftiger Grund vorliegt.
Schon alleine wegen der Umwelt könnte man Privatfahrzeuge verbieten, wenn aufgrund des Wohnorts keine Notwendigkeit besteht.
Man könnte auch verbieten, so geistreiche Kommentare zu schreiben …
@ Gerold
Ja das ist korrekt. Man könnte auch die Heizungsperiode beschränken. Man muss nicht immer und überall warmes Wasser haben. Man kann auch mal zwei oder drei Pulli übereinander tragen. Und wenn das nicht reicht Kniebeugen machen und in die Hände klatschen.
Auch die Anreisen zu Demos gehören verboten. Bringt ja wohl mehr Schlechtes als Rechtes.
Coffee to go? Umweltverschmutzung durch Verpackungsmüll! Genau irre die Mini Portionen im Supermarkt. Überall Plastick. Muss nicht sein.
Man muss auch nicht das ganze Jahr jedes Obst und Gemüse parat haben.
Ebenso das eingeflogene Tofu für das gute Veggie Gewissen. Geht gar nicht.
Vor allem gehören in Mietwohnungen endlich Temperaturen über 20 Grad und Kippbeschläge verboten.
Es ist ja richtig, dass CO2 in vernünftigem Umfang bepreist wird; dass jedoch der Vermieter wie von den Grünen gefordert die CO2-Steuer für unsinniges Lüften und klare Übertemperaturen übernehmen soll, zeigt nur die wachsende Ungerechtigkeit in Deutschland.
https://www.rnd.de/politik/grune-zu-co2-preis-vermieter-sollen-kosten-ubernehmen-OIROEJP3ENI66XNVMN7EVR3KHU.html
>>Grüne: Vermieter sollen Kosten durch CO2-Preis übernehmen
Wegen der CO2-Bepreisung werden ab 2021 etwa Heizöl und Erdgas teurer.
Die Grünen fordern nun, dass Vermieter und Hauseigentümer die Kosten für ihre Mieter übernehmen. <<
Man sieht auch hier - es geht nicht nur um Umweltschutz sondern auch um Systemwandel!
PETER P.
"Man sieht auch hier - es geht nicht nur um Umweltschutz sondern auch um Systemwandel!"
Das Argument der Grünen "Wenn der CO2-Preis zum Einbau von klimafreundlicheren Heizungen animieren solle, dann muss er beim Vermieter anfallen" ist sehr schlüssig, nachvollziehbar und hat mit Systemwandel rein gar nichts zu tun.
Wie eine Wohnung beheizt wird entscheidet der Vermieter allein. Und wer bestellt bzw. entscheidet zahlt auch. Dieses bewährte Prinzip auf den Kopf stellen zu wollen, hat schon eher etwas mit Systemveränderung zu tun.
@Peter P
Vornehmlich erzeugt die Co2 Steuer ein schönes zusätzliches Sümmchen an Steuereinnahmen.
>> Wie eine Wohnung beheizt wird entscheidet der Vermieter allein. <<
Ob 19 oder 23 Grad entscheidet schon der Mieter - ebenso Art und Umfang der Lüftung.
Das Problem lässt sich mit einer Wärmepumpe elegant umgehen; ist zwar teurer wie Erdgas, aber die Kosten für den in Deutschland so teuren Strom trägt der Mieter alleine, da der Strom ohne CO2 Steuer kommt.