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Reisereportage
26.10.2017

Als in St. Petersburg Geschichte geschrieben wurde

Sergej „Afrika“ Bugajew sammelt Monumentalbilder. (Die Fotos entstammen dem Bildband von Daniel Biskup "St. Petersburg - Kontraste", erschienen im Verlag Salz und Silber.)
7 Bilder
Sergej „Afrika“ Bugajew sammelt Monumentalbilder. (Die Fotos entstammen dem Bildband von Daniel Biskup "St. Petersburg - Kontraste", erschienen im Verlag Salz und Silber.)
Foto: Daniel Biskup

Vor 100 Jahren beendete die Oktober-Revolution die Ära der Zaren. Am 25. Oktober stürmten die Bolschewisten die Eremitage. Eine Spurensuche an historischen Orten von St. Petersburg

Über den Nevsky Prospekt zieht ein Meer aus roten Fahnen. „Brot, gebt uns Brot“, schreien hunderttausende verzweifelte Menschen in die Kälte hinaus, hungrig und kriegsmüde, unbedeutend klein zwischen den hoch aufragenden Palästen des Sankt Petersburger Prachtboulevards. Es ist der Anfang vom Ende der Romanow-Dynastie: Zar Nikolaus II. wird zum Abdanken gezwungen, eine provisorische Übergangsregierung übernimmt die Macht. Die hält sich nicht lange - schon im Oktober stürmen die Bolschewiken auf Lenins Befehl den Palast und setzen die neuen Herrscher fest.

Am 7. November (damals 25. Oktober) jährt sich die Revolution zum 100. Mal. Doch für die politische Führung ist das Jubiläumsjahr eine Gratwanderung. Denn: „Die russische Revolution steht für einen radikalen Umsturz – nicht gerade das, was Putin begeistern dürfte“, weiß Stadtführer Vlad.

Die Oktoberrevolution, die eigentlich eine Novemberrevolution war, weil der damals in Russland gültige julianische Kalender dem heutigen um 13 Tage hinterherhinkte, leitete eine neue Epoche ein. Innerhalb weniger Monate hatte Petrograd, wie Russlands Hauptstadt damals hieß, die Monarchie gegen den Kommunismus getauscht. Doch so groß die gesellschaftlichen Umbrüche auch waren, die Kulisse ist heute noch die gleiche wie 1917: Das architektonische Erbe der Sowjets beschränkt sich in Sankt Petersburg auf die Randbezirke und den Untergrund. Die historische Innenstadt mit mehr als 2000 pastellfarbenen Prunkbauten und unzähligen Zaren-Denkmälern ist Weltkulturerbe der Unesco – und wird in dieser Hinsicht weltweit nur noch von Venedig übertroffen.

Die Dekadenz der Zaren-Ära lässt sich noch immer in der Stadt erahnen. In Sankt Petersburgs einziger Kaviar-Bar werden pro Jahr unglaubliche 150 Kilo des schwarzen Goldes verkauft. Die Bar ist Teil des „Grand Hotel Europe“, als ältestes Nobelhotel ein Spiegel der Stadtgeschichte. Zu den Gästen gehörten Berühmtheiten von Dostojewski bis Tschaikowski. Der letzte Zar, Nikolaus II., traf sich hier mit Diplomaten. 40 Prozent der Gäste heute sind reiche Russen – mit Ausnahme eines Romanow-Nachfahren, der regelmäßig vorbeischaut, kein adäquater Ersatz für die illustre Gesellschaft, die vor der Revolution die Suiten und Restaurants füllte. „Oligarchen sind kein Adel“, sagt PR-Chefin Irina Khlopova. „Wir haben mit der Revolution viele Traditionen, eine ganze Lebensweise verloren.“

Das war das Signal für den Sturm auf den Winterpalast

Eine ständige Erinnerung an die glanzvollen Zeiten ist Peter der Große, der als Stadtgründer omnipräsent ist: Darsteller im historischen Kostüm bieten sich als Fotomotiv an, warten sogar vor der Aurora auf Touristen – ausgerechnet dem Kriegsschiff, das den Bolschewisten mit einem Blindschuss das Signal für den Sturm auf den Winterpalast gab. Heute liegt das Schiff als Museum zwischen dem himmelblauen Prachtbau der Marine und einem grauen ehemaligen KGB-Haus. An Bord läuft der Film „Oktober“, der 1928 gedreht wurde und die heroische Eroberung der Zarenresidenz zeigt. Dabei wurde der Palast während der Dreharbeiten stärker beschädigt, als bei der vergleichsweise unspektakulären Übernahme durch die echten Revolutionäre.

Ein Grund dafür, dass Sankt Petersburg seine Architektur aus der Zarenzeit bewahren konnte, „ist die Tatsache, dass Moskau ein halbes Jahr nach der Oktoberrevolution zur Hauptstadt erklärt wurde“, sagt Stadtführer Vlad. Nur ein einziger Sowjetbau steht im historischen Stadtkern; in dem residiert ausgerechnet die Hochschule für Technologie und Design. Dennoch ging die Sowjetzeit nicht spurlos an den Prachtbauten vorüber. Kirchen wurden in Schwimmbäder verwandelt, Paläste dem Verfall preisgegeben. Das „Grand Hotel Europe“, seit 1875 eine feste Adresse am Nevsky Prospekt, wurde im Revolutionsjahr erst Heim für obdachlos gewordene Familien, dann zum Waisenhaus, schließlich – während der Belagerung durch die Nazis – zum Krankenhaus umfunktioniert.

Die meisten Gebäude im historischen Zentrum wurden bereits für den 300. Geburtstag der Stadt im Jahr 2003 wieder hergerichtet. Eindrucksvollstes Beispiel ist das Winterpalais, bis zur Revolution Hauptresidenz der Zarenfamilie. Das blaue Barockgebäude beherbergt mit der Eremitage einen der weltweit größten Kunstschätze – und verkörpert den Reichtum der Romanow-Dynastie: goldene Wände, weißer Marmor und dazu die von Katharina der Großen zusammengetragenen Werke von Rembrandt bis da Vinci. Es heißt, die Bolschewiken hätten in der Nacht des 7. November 1917 eine geschlagene Stunde im riesigen Palast nach der Übergangsregierung gesucht. Bei der Verhaftung im Weißen Speisesaal wurde die Zeit angehalten: Noch immer steht die Uhr dort auf zehn nach zwei.

Lenin-Skulpturen an der „roten Linie“ von St. Petersburg

Auf der Vyborger Seite der Stadt sind rund um den Finnischen Bahnhof, an dem Lenin im April 1917 aus dem Exil ankam, viele Straßen und Plätze nach Kommunisten benannt. Trotz des folgenden Bürgerkriegs und des „roten Terrors“, in dem Millionen Menschen ihr Leben verloren. Die U-Bahn-Stationen der roten Linie schmücken Lenin-Skulpturen sowie Hammer und Sichel. Und am Moskauer Platz, den Stalin gern zum Zentrum seiner Vision von Sankt Petersburg gemacht hätte, steht die weltgrößte Lenin-Statue vor dem „Haus der Sowjets“.

Das Museum für Politische Geschichte, einst „Museum der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution“, bewahrt in einer Villa, in der die Bolschewiken 1917 Quartier bezogen hatten, noch Lenins altes Arbeitszimmer. Gegenüber liegt die Peter-und-Pauls-Festung, die Keimzelle des modernen „Fensters zum Westen“, von dem Peter der Große geträumt hatte. Die Trubetskoy-Bastion, das Gefängnis der Festung, macht eindrucksvoll klar, was aus der Vision wurde: Lenins Bruder Alexander war hier inhaftiert, bevor er als Terrorist gehängt wurde. Auch Leo Trotzki saß in den Gewölben ein, nach der Revolution dann Aristokraten und Konterrevolutionäre. Nikolaus II. kam 80 Jahre nach seiner Ermordung zurück: Die Zaren sind in der Kathedrale zur letzten Ruhe gebettet. Ihr Kirchturm ist noch immer das höchste Gebäude der Stadt – selbst nach dem Ende der Sowjetunion wollte man das zaristische Erbe der Stadt offenbar nicht in den Schatten moderner Wolkenkratzer stellen.

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