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Bayern
08.06.2021

Entschleunigen beim Weitwandern auf dem Frankensteig

Der Döbraberg bietet einen hervorragenden Ausblick über den Frankenwald.

Der Frankenwaldsteig ist eine Tour für Entdecker. Auf den Etappen zwischen Kulmbach und Bad Steben begegnet man Humboldt, Wildnis, der Renaissance und sich selbst.

Diese Farbe! Das Moos strahlt so unnatürlich grün, als wäre es fachmännisch über dem Waldboden ausgerollt worden, wie Kunstrasen. Dabei war allein die Natur selbst am Werk. Von den Bäumen spreizen sich Wurzeln ab wie Klauen oder Tentakel. Dazwischen zieht sich der Weg durch die Einsamkeit, steigt zwischen Felsbrocken an und erreicht schließlich den Peterlesstein. Der Magnetberg des Frankenwaldes wirbelt durch sein Magnetit seit jeher Kompassnadeln durcheinander. Doch keine Sorge: Der Verlauf des Frankenwaldsteigs ist bestens beschildert. In die Irre führt einzig der Begriff Steig, was laut Duden „steiler, schmaler Weg“ bedeutet – eine deutliche Übertreibung. Der insgesamt 242 Kilometer (km) lange Weitwanderweg eignet sich auch für Anfänger. In sieben Tagen schafft man zumindest die 132 Kilometer von Kulmbach nach Bad Steben.

Tag 1 (17 km)

Eine eigene Welt in Miniatur zeigt das Deutsche Zinnfigurenmuseum in der Plassenburg hoch über Kulmbach. Da gibt es etwa Schaulustige, die sich am Flussufer an einem Schandkorb einfinden, in dem ein Bäcker ins Wasser getaucht wird, als mittelalterliche Strafe dafür, zu kleine Brötchen gebacken zu haben. Kaum fingergroß sind die Figürchen und alles andere als verstaubt. Insgesamt sind es zehntausende. Das Museum lohnt einen ersten Abstecher auf dem Frankenwaldsteig, der hier entlang führt und zur Entdeckung der Langsamkeit anregt. Dichte Wälder lassen kaum Sonnenlicht durch, Farne sprießen im Unterholz und die Baumstämme tragen Stiefel aus Moos. „Ich verstehe nicht, wie man an einem Baum vorübergehen kann, ohne glücklich zu sein“, ist von Dostojewski überliefert. Insofern steht der Steig für eine Abfolge von Glücksmomenten, doch er lässt die Zivilisation nie komplett hinter sich. Schließlich will man unterwegs auch übernachten und sich mit Proviant versorgen. Etappenziel ist die Familienbrauerei Schübel in Stadtsteinach. Jürgen Münch, 54, war eigentlich Elektroinstallateur, bevor er durch Einheirat auf Braumeister umsattelte. Der Unterschied: „Wenn man bei Reparaturen einen Fehler macht, knallt es sofort oder funktioniert nicht. Als Brauer merkt man das erst nach Wochen.“ Bier habe an Stellenwert gewonnen, führt Münch aus. Das Getränk zelebriere man mittlerweile wie Wein. Bei der Kostprobe schwärmt er von rauchigen Noten, Malzsüße und Hefetönen mit milder Kiwi-Note. Ein Prosit auf den ersten Wandertag.

In der Plassenburg in Kulmbach ist das Zinnfigurenmuseum zu bestaunen.
Foto: Andreas Drouve/dpa-tmn

Tag 2 (17 km)

Wo bleibt der Wald? Der Tag beginnt mit enttäuschten Erwartungen, Asphalt unter den Schuhsohlen und Schauern. Schönwetterwandern kann jeder, tröstet man sich. Regentropfen glitzern im Klee. Sträucher säumen die Strecke, Hagebutten, Haselnüsse, dann alte Gutsgebäude. Auf dem Picknicktisch am Dorfteich von Untersteinach hat irgendwer seine Brille vergessen. Die Aussichten werden besser. Die Sonne flutet einen Grasweg, Kirchengeläut hallt aus dem Ort. In Neuenmarkt wartet das Deutsche Dampflokomotiv Museum. Dessen Leiter Jürgen Birk, 51, ist seit Kindertagen zugbegeistert und sammelt alte Blecheisenbahnen. „Aber nicht so etwas Großes wie hier“, räumt er ein. „Sonst würde meine Frau protestieren.“ Und setzt schmunzelnd hinzu: „Na ja, die protestiert auch bei den kleinen.“ Endstation ist heute in Wirsberg.

Tag 3 (11 km)

Selbstgewisses Lächeln am Frühstückstisch in der Pension: Das Radio berichtet von Autobahnstaus. Da tut es gut, nur mit Muskelkraft unterwegs zu sein, geerdet und abseits der Überholspur des Lebens. Beim Wirsberger Rathaus fällt der Blick auf den Pranger. Die letzte Person, die am Schandpfahl stand, war 1703 laut Schild eine „Dirne“, die „zum achten Mal außerehelich Mutter geworden“ war. Sie wurde des Landes verwiesen, anders als der Kindsvater, ein angesehener Bürger und Schneider. Der blieb straffrei und durfte in Wirsberg bleiben. Der Weg zieht sich steil aus dem Talgrund, passiert die Ruinen der Heilingskirche und läuft auf das einstige Bergbaustädtchen Kupferberg zu. Es wartet mit einem Besucherbergwerk auf. Überirdisch geht es durch Wälder, in denen das Moos grün leuchtet, und über besagten Magnetberg Peterlesstein nach Hermes.

Fliegenpilz unterwegs.
Foto: Andreas Drouve/dpa-tmn

Tag 4 (25 km)

Keine Seele unterwegs? Von wegen. Schnecken, Krähen, eine Maus – Wildlife auf Oberfränkisch. Mitten im Wald jagt einem eine Christus-Figur einen Schrecken ein. Er drückt seinen Körper weg vom Kreuz, doch Arme und Beine bleiben angenagelt. In Feld- und Wiesenland fährt der Wind durch Brombeergebüsch, Birken und Ebereschen. In Marienweiher herrscht Stille, die Wallfahrtsbasilika ragt erhaben aus dem Dorf hervor. Dahinter biegt sich eine Trauerweide über den Zechteich. So ein Mist. Und zwar meterhoch, zum Empfang in Marktleugast. Der Jungbauer wirft dem Wanderer ein freundliches „Servus“ zu. Es folgen Passagen über freies Land, wo man Sonne und Regen schutzlos ausgesetzt ist. Eine Brücke führt über den Rehbach und bringt den Wanderer ins wildromantische Steinachtal. Vorübergehend deckt sich die Strecke mit dem vielbegangenen Mühlenweg. Giftig geht es auf Asphalt hinauf nach Wildenstein, doch bis zum Tagesziel Presseck entspannt sich die Lage. Die Kalorien stockt man im Landgasthof auf. Hausmannskost, gut und günstig. Kraftbrühe, Spätzle, Schnitzel.

Tag 5 (29 km)

Der Aufbruch zur Königsetappe verzögert sich. Die Dreifaltigkeitskirche in Presseck tarnt sich als gewöhnliches Gotteshaus, doch im Innern das: bemalte Holzemporen, Gewölbefresken aus der Renaissance, ein faszinierendes Bilderbuch. An der Kanzel hängt ein Zettel: „Beten ist Sorgen entsorgen.“ Zurück in der Natur folgen Ginster, Blaubeersträucher, Disteln und liebliche Bäche. Es gluckst links und rechts. Im Frühjahr blühen Milzkraut, Roter Pestwurz und Sumpfdotterblumen. Nichts, so scheint es in der Stille des Forstes, kann die Welt aus den Angeln heben. Gierig inhaliert man die Frischluft. Gebeutelt werden heute bloß die Gelenke. Es geht auf und ab und somit an die Substanz. Die Natur bietet nicht nur Waldbaden. Auf dem Frankenwaldsteig sind plötzlich auch Wiesenbaden, Feldbaden und Höhenbaden denkbar. Die durchwanderten Weiler tragen Namen wie Köstenberg, Elbersreuth und Unterbrumberg. Statt der Weißen Frau, die hier laut einer Sage herumgeistert, ist eine Joggerin in schwarzer Kluft unterwegs. Thron des Frankenwaldes ist der Döbraberg, gekrönt vom metallenen Prinz-Luitpold-Turm. Der Aufstieg muss sein, 96 Stufen. Der Blick weitet sich, fällt über scherenschnittartige Buckel und schier endloses Grün. In Culmitz ist die Tagesetappe geschafft.

Tag 6 (21 km)

In Naila ist ein Tiefpunkt erreicht: Straße und Gewerbegebiet ernüchtern. Dahinter versöhnt der Wald mit gewohnter Schönheit. Über Marxgrün führt der Weg nach Hölle. Wer den Geschmack von rostigen Nägeln mag, bedient sich kostenlos an der Heilquelle – das Wasser hat einen extrem hohen Eisengehalt. Im Höllental hält der reißerischeName nicht Schritt mit der beschaulichen Szenerie. Laut Legende soll hier der Satan einem Köhler erschienen sein. Der Teufelssteg bringt einen über die Selbitz. Diabolisch geht es auf dem Schlussstück nach Issigau nicht gerade zu. Das örtliche Schloss trägt eher den Charakter eines Herrenhauses und heute die Adresse eines familiengeführten Hotel- und Campingbetriebs.

Untertage im Besucherbergwerk Friedrich-Wilhelm-Stollen.

Tag 7 (12 km)

Der Weg streift die Grenze zu Thüringen und das Besucherbergwerk Friedrich-Wilhelm-Stollen, den 1793 ein preußischer Bergbeamter namens Alexander von Humboldt plante, bevor er als Forschungsreisender Weltruhm erlangte. Auf das Lobbachtal folgt Lichtenberg mit der Burg, Kopfsteinpflaster und bunten Hausanstrichen. Protestplakate prangern die Planung einer “Event-Brücke“ im Höllental an. Über federndes Gras geht es weiter nach Bad Steben, das sich in einer Senke versteckt. Im Kurpark erinnert eine Büste an Humboldt, der in dem Städtchen zwei Jahre lang seinen Wohnsitz hatte. Hier, schrieb er, habe er große Pläne geschmiedet. Ein solcher endet für Wanderer auch nach 132 Kilometern auf dem Frankenwaldsteig. Am besten in der örtlichen Therme, die einen für alle Strapazen belohnt.

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